Teil 1

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Klippensturz & Unfall

Es war einer dieser unscheinbaren Tage, wo man meinte alles sei normal, die Erde - ein kleines friedliches Plätzchen, frei von Sorgen und Problemen und dergleichen. - Friedlich. -Still.
Die Sonne schien trüb durch das Wolkendach.
Wellen klatschten an das steinige Ufer. Sand bröckelte von dem steilen Abhang und färbte das leicht aufgewühlte Wasser in der Farbe der Erde.

„Klar traue ich mich...", durchbrach eine jugendliche Stimme die Stille oder eher das dumpfe Rauschen des Wassers.
Die Anderen sahen ihn herausfordernd an, bevor derjenige, der eben gesprochen hatte, über das morsche Geländer kletterte, das daraufhin verdächtig knarrte. Nur wenige Meter trennten dieses von dem steilen Abhang, dort, wo niemand mehr wagte hinzugehen. - Ein Schauplatz vieler Unfälle.

Das Schild mit dem fast nicht mehr als solchen erkennbaren Schriftzug: ‚Achtung Absturzgefahr! Lebensgefahr! - Betreten verboten!' hing lose und verrostet an einem Querbalken, der unter den Lasten des ständigen Wetterwechsels in der Mitte durchgebrochen und zum Boden hin abgeknickt war.
Wenige Schritte hinter dem Zaun, machte der vielleicht Achtzehnjährige wieder kehrt. Ein rascher Blick auf den Abhang unter sich genügte.
„Wer will als nächstes?", fragte er forsch in die Runde. Seine Stimme bebte unterschwellig. Seine blonden Strähnen hingen ihm bis in seine Augen. Noch leicht zittrig strich er sie sich zurück.

„Das war schon alles?", ertönte es von weiter hinten. Die Jugendlichen traten etwas beiseite, um einem Jungen mit einem für sein Alter recht großen Wuchs passieren zu lassen. Trotzdem war er jünger als die Anderen, erkennbar an seinen noch recht kindlichen Gesichtszügen, der hageren Gestalt und der kratzigen Stimme, die den baldigen Stimmbruch ankündigte. Ein arroganter Glanz lag in seinen Augen. Zielstrebig ging er auf den Abgrund zu. Mit einem leichten Satz übersprang er den Zaun und befand sich wenige Augenblicke später an der Kante des Abgrundes, dem er nur einen kurzen verachtenden Blick schenkte und kurz auflachte. Er steuerte einen Baum an, dessen Wurzelwerk sich in die bröcklige Kante vergraben hatte und nur noch über dieses vom Absturz in die klaffende Tiefe bewahrt wurde. Es war nur eine Frage der Zeit bis er der Schwerkraft nachgab und unten auf die großen Felsen krachte. Er war bereits leicht geneigt und als der Junge den Baum betrat, knarrte er verdächtig unter dessen Gewicht. Der Mund des Jungen verzog sich leicht bei dem Geräusch, doch er ließ sich in seinem Vorhaben nicht beirren.

Die Anderen begannen zu rufen.
„Mach das nicht!"
„Das ist der reinste Wahnsinn!"
Er musste bei den Stimmen der Älteren schmunzeln, die ihn zurückriefen. Sie klangen verängstigt, besorgt.
„Komm zurück!"
„Kai!!!"
„Das ist viel zu gefährlich!"

Kai genoss die Aufmerksamkeit, die ihm geschenkt wurde. Er lauschte ihren angespannten Stimmen, wie sie ihn anbettelten zurückzukommen und diese dumme Mutprobe abzubrechen. Doch das heizte ihn nur um so mehr an. Adrenalin schoss durch seine Adern. Das Meer rauschte in seinen Ohren. Er liebte den Nervenkitzel. Leicht begann er auf und ab zu wippen.
Der Baum geriet ins Schwanken. Erdklumpen und lose Steine bröckelten von der Kante ab, zersplitterten auf den Felsen und sprangen von dort in alle Richtungen.

Ein leichtes Lächeln breitete sich über seine Lippen aus, ehe er sich hinsetzte und seine Füße in den Abgrund baumeln ließ.
„Wollt ihr nicht rüberkommen?", fragte er verächtlich. „Hier ist noch genügend Platz." Er klopfte mit seiner Hand links neben sich auf den nackten Stamm. Verängstigte Blicke waren die Antwort. - Angst vor dem Abgrund, schätzte Kai. - Doch wahrscheinlich war es viel mehr die Angst um ihn.
Wer von ihnen war nun hier der Mutigste? Das war wohl eindeutig er, obwohl er der Jüngste war. - Er genoss den Augenblick der Überlegenheit.
Er wusste noch, welch einen Aufriss es darum gegeben hatte, ob er in die Gruppe aufgenommen werden durfte oder nicht. Alle waren zuerst dagegen gewesen, allen voran sein großer Bruder...
Daraufhin tat er Dinge, die er im Nachhinein bereute. Doch nur so schaffte er es, ihr Vertrauen zu gewinnen und einfach nur dazu zu gehören, zumindest so halbwegs.
... Das Verhältnis zu seinem Bruder hatte sich stetig verschlechtert, er wollte ihn nicht dabei haben.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 12, 2019 ⏰

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Die BrokenTails *pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt