Papierboote | Kurzgeschichte ✔

Siebter Tag

09. Mai; 08:21

Jugendzentrum Hahn!
Warum bin ich nicht gleich drauf gekommen?

Bitte, lass sie noch da sein!

09. Mai; 14:55

Es ist so unglaublich viel passiert!

Zuerst bin ich zum Jugendzentrum gefahren, ich habe dort in der Nähe nach dem schwarzen Tiguan gesucht.

Nach nur einer halben Stunde hab ich ihn gesehen. Er stand in der Einfahrt eines Reihenhauses.

Ich habe mir einen kurzen, dicken Ast organisiert und hielt ihn hinter meinem Rücken versteckt, als ich geklingelt hab.

Meine Knie haben gezittert und ich hatte riesige Angst. Als ein Typ die Tür öffnete, blieb mir fast das Herz stehen.

Ich hab ihm direkt eins übergehauen, sodass er umkippte. Er hatte mich total böse angeguckt und da konnte ich nicht anders.

Dann bin ich ins Haus gegangen und hab schnell alle Räume durchsucht.

Zum Glück habe ich Lejla schnell gefunden. Sie ist an einem Bett festgebunden gewesen und hat mich verzweifelt und gleichzeitig so unendlich glücklich aus ihren grünen Augen angesehen.

Ich habe sie losgebunden und ihr hoch geholfen, dann sind wir hinausgelaufen.

Zum Glück war der Typ noch bewusstlos und ich hab die Polizei angerufen.

Lejla hat mich überglücklich umarmt und mir erzählt, dass sie versehentlich in einen Drogendeal geraten ist und der Typ sie daraufhin festgehalten hat.

Sie hat erzählt, dass sie ihm vorher frech gesagt hat, dass sie das der Polizei sagen würde und er daraufhin ausgerastet ist.

Sie hat geweint. Sie meinte, es ist ihre eigene Schuld, dass sie entführt wurde.

Ich hab sie in den Arm genommen und getröstet.
Ihre Nähe fühlt sich gut an.

Dann ist die Polizei gekommen und hat den Typen verhaftet.

Wir sollen morgen aussagen.

Weil Lejlas Mom nicht da ist, übernachtet sie bei mir.

Ich habe ihre Idee mit den Booten gelobt.
Sie hat gelächelt und gemeint, dass sie nie gedacht hätte, dass die Boote jemanden erreichen.

Sie mag Kaya und Kaya mag sie.
Das ist ein gutes Zeichen.

Und sie mag die Lasagne von Dad.
Auch ein sehr gutes Zeichen.

Jetzt wollen wir einen Film gucken.
Zum Entspannen. Lejla sucht ihn aus.

Ich  freue mich schon drauf. Egal, welchen Film wir angucken.

09. Mai; 20:21

Lejla hat mich geküsst. Sie hat mich ihren Helden genannt. Sie ist toll.

Auch, wenn ich erst seit Kurzem von ihr weiß, fasziniert sie mich.

Ich habe sie nicht normal kennengelernt.
Ich habe sie auf eine einzigartige Art kennengelernt, auf eine wunderschöne und abscheuliche zugleich.

Ich sehe zu den Papierbooten, die auf meinem Regalbrett stehen.

Es sind fünf.
Auf dem orangenen steht "Danke".

THE END