Ich traute meinen Augen nicht. Das konnte einfach nicht möglich sein. Nein, nein und nochmals nein! Hysterisch lachend betrachtete ich die Überreste, dessen, was einmal das Haus meiner Familie gewesen war. Mir war klar, dass das einfach nicht real sein konnte. Es musste einfach ein Traum sein. Ein Alptraum, hervorgerufen durch Nergals Worte.
Als ich nach fünf Minuten immer noch nicht aufgewacht war, begann ich mir langsam Sorgen zu machen. Also zwickte ich mich in meinen linken Arm. Es schmerzte doppelt, weil jede Bewegung der rechten Hand irrsinnig weh tat. Trotzdem änderte sich nichts. Das Haus war nach wie vor ein einziger Trümmerhaufen. Als ob ein Erdbeben stattgefunden hätte, aber nur auf unserem Grundstück.
Aber das war einfach unmöglich. Meiner Familie konnte und durfte einfach nichts passiert sein! Ich schlug mir so fest ich konnte mit der rechten Faust ins Gesicht. Was zur Folge hatte, dass mir schwindlig vor Schmerz wurde und ich mich für eine Minute hinsetzen musste.
Als ich mich wieder einigermaßen erholt hatte sah ich mir noch einmal die Szenerie an. Es sah alles noch so aus wie vorher. Und jetzt begann ich zu realisieren. Nergals Worte hatten nicht dazu gedient mich zu überzeugen. Er hatte lediglich versucht mich auf das hier vorzubereiten. Doch ich hatte es einfach nicht wahrhaben wollen.
Und auch jetzt wollte ich es immer noch nicht wahrhaben. Wegen mir, war meine ganze Familie gestorben! Doch Moment. Vielleicht hatte sie ja überlebt. Immerhin war meine Familie zäh. Mit einem neuen Hoffnungsschimmer in mir sprang ich auf und begann im Trümmerhaufen zu suchen.
Ich wühlte mich durch die Trümmer, wie ein Maulwurf sich durch die Erde wühlen würde. Meine Schmerzen waren vergessen. Solange ich meine Eltern und meinen Bruder finden konnte, war mir alles andere egal.
Schließlich fand ich meine Familie. Doch ich war zu spät. Sie waren bereits tot. Ausnahmslos. Tränen stiegen mir in die Augen, als ich die Ungeheuerlichkeit dessen begriff, was der Tod bedeutete. Nie wieder würde ich mit meinem kleinen Bruder PS3 spielen können oder anderweitig etwas mit ihm tun. Nie wieder würde ich mit meinen Eltern auch nur reden können.
Tränen stiegen mir in die Augen und ein Schluchzen entrang sich meiner Kehle. Ich weiß, dass ihr euch jetzt denken werdet, dass man als echter Mann nicht so die Fassung verlieren soll. Na meinetwegen. Dann bin ich eben kein echter Mann. Meine gesamte Familie war tot und dass nur wegen mir. Wie hätte ich da die Fassung behalten sollen? Ich hätte es gar nicht gewollt!
Tränen liefen mir in Strömen das Gesicht hinunter und meine Kehle wurde langsam heiser vom Weinen. Doch ich konnte einfach nicht aufhören. Meine Schuldgefühle schienen mich zu erdrücken und insgeheim wünschte ich mir, dass sie mich wirklich wie eine kleine Fliege zerquetschen würden. Doch nichts dergleichen geschah.
Als mein Tränenstrom versiegt war und ich so viel geschrien hatte, dass meine Stimme ganz heiser geworden war, erinnerte ich mich an Nergals Worte:
„Solltest du mich jemals erreichen wollen, so denke einfach daran, dass ich neben dir stehe und ich werde neben dir stehen."
Doch wie sollte mir das jetzt weiterhelfen? Es war ja nicht so, als ob er ausgerechnet ein...
Warte mal! Nergal war ein Totengott! Das hieß, dass ich vielleicht meine Familie wiedersehen könnte. Sofort dachte ich an Nergal, der neben mir stand. Ich konnte ihn wirklich neben mir sehen, in seiner grünen Kutte und mit seinem Kriegsbeil in der rechten Hand.„Na das ging aber rasch. Was ist denn...? Oh, ich verstehe. Ich nehme an, du willst mich darum bitten, deine Familie wiederzubeleben?",
hörte ich auf einmal Nergals Stimme neben mir. Hoffnungsvoll blickte ich ihn mit meinem linken Auge an:
„Geht das? Kannst du sie wiederbeleben?"
Betrübt schüttelte Nergal den Kopf:
„Nein, das geht leider nicht. Ich könnte deine Familie zwar zurück in die Welt der Sterblichen zwingen, doch sie würden es hassen. Bist du einmal gestorben, kannst du nie mehr freudig zurückkehren. So will es die Natur. Es tut mir leid."
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Das Buch der Orden
FantasyWas würdest du tun, wenn du jemanden umbringst? Und wenn dieser Jemand, dann auch noch besondere Fähigkeiten zu haben scheint. Dieser Frage muss sich der 16 - jährige Jack Springer eines Tages stellen. Urplötzlich wird er in eine Welt der Magie, Myt...