Ich laufe hektisch den Gang entlang, bis ich vor der Tür zu Fynns Büro stehe. Ich halte mich nicht lange mit Klopfen auf, sondern stürme einfach rein.
"Fynn! Ist das wahr?"
"Was denn überhaupt? Beruhige doch doch erst mal!"
Ich versuche tief durch zu atmen, weil ich weiß, dass er mir sonst nicht zuhört.
"Lilly hat mir erzählt, dass wir den Auftrag bekommen haben, die Tochter des amerikanischen Präsidenten zu beschützen, wenn sie nächste Woche alleine in den Urlaub fährt?! "
Ich sehe ihn erwartungsvoll und aufgeregt an. Wir heißt in diesem Fall nämlich die Geheimagenten-Agentur der Fynn und ich angehören.
Auf dem Gesicht meines Freundes macht sich ein Grinsen breit. Doch er dreht sich wieder zu seinem Computer um und tut so als müsste er etwas furchtbar wichtiges bearbeiten. Ich laufe zu ihm und drehe seinen Stuhl so, dass er gezwungen ist, mir in die Augen zu sehen.
"Sag!"
Sein Grinsen wird noch breiter als er mich auf seinen Schoß zieht.
"Die wolltest du doch schon immer mal treffen, oder ?", fragt er mit gespielt gelangweilter Stimme. Ich fange an gegen seine Brust zu boxen, da lacht er.
"Du darfst mir danken, Prinzessin, ich habe deinen Wunsch erfüllt!"
"Oh mein Gott!" Ich kreische und freue mich wie ein kleines Kind. Dann laufe ich wieder zu ihm und werfe mich in seine Arme.
"Das heißt dann auch drei Wochen wir beide zusammen oder kommt noch jemand mit?"
"Nein, das ist ein Fall für das Dreamteam. Johanna und Paul machen Funk Betreuung von hier aus, aber sonst besteht das Team dieses Mal nur aus uns beiden."
Ich küsse ihn voller Vorfreude.~ eine Woche später ~
"Liz, bist du endlich so weit?"
Ich greife nach dem Träger meiner viel zu schweren Tasche und versuche sie zur Treppe zu tragen.
"Ja ja, bin schon auf dem Weg. Könntest du mir vielleicht mit der Tasche helfen?", frage ich mit zuckersüßer Stimme. Fynn kommt die Treppe hoch gesprintet und nimmt mir die Tasche ab.
"Was hast du denn alles mit? Hast du keine Angst, dass das Flugzeug abstürzt ?"
"Haha, sehr witzig."
Er greift nach meiner Hand und wir gehen zusammen zu dem Land Rover, der uns zum Flughafen bringen soll.
Ich bin so gespannt, wie Emily Spencer, die Tochter des Präsidenten, ist und ob ich mich mit ihr verstehen werde. Ich folge ihr seit einer gefühlten Ewigkeit auf Instagram und feiere ihre Beiträge, die oft politisch sind, meistens ziemlich.
Im Flugzeug lese ich mir zum ungefähr fünfzehnten mal den Lebenslauf und die Beschreibung meiner Fake Identität durch. Schließlich muss ich das ab heute Nachmittag als mein Leben verkaufen. Fynn nimmt seinen Kopfhörer aus dem Ohr und wendet sich mir zu.
"Du warst noch nie in Indien, oder? "
Ich schüttel den Kopf.
"Wie ist es da so?"
"Ich weiß es selber nicht so genau. Ich war zwar einmal da, aber das war mit meinen Eltern, als ich noch klein war und da war ich die komplette Woche krank, so dass ich eigentlich nur das kennengelernt habe, was man auf der Fahrt vom Flughafen zum Hotel und zurück gesehen hat. Und auch in den nächsten zwei einhalb Wochen werden wir nicht wirklich etwas vom Land zu sehen bekommen. Es wäre einfach zu gefährlich mit Emily die Hotel Anlage zu verlassen und außerdem will sie ja eh hauptsächlich für die Uni lernen. "
"Aber warum fliegt sie dann nach Indien ?"
"Weil das im Moment das Land ist, was am meisten geeignet ist. Es gibt keinen Konflikt mit den USA, keinen Krieg und auch sonst keine größeren Unruhen. "
Als das Flugzeug gelandet ist, applaudieren wir unserem Piloten und begeben uns dann schnellstmöglich zum Terminal 3, wo in zwanzig Minuten unsere Klientin ankommen wird.
Ich schaue mich um. Es gibt schon Sichreheitspersonal, aber bei weitem nicht genug, als dass wir sie einen Moment alleine lassen könnten. Als drei schwarzgekleidete Muskeltypen in Pfeilformation aus dem Gang treten, ist uns klar, dass das ihre Bodyguards sind, die sie bis zu uns bringen sollen. Der Bodyguard an der Spitze lässt sich unsere Ausweise zeigen, dann werden wir Emily vorgestellt. Mit Emily in der Mitte gehen wir dann zum Auto, wo sich die Bodyguards verabschieden und in ein einfaches Taxi steigen.
Bis wir zwei Stunden später im Hotel angekommen sind, verstehe ich mich bereits sehr gut mit Emily und weiß alles über das Leben als gut geschützte berühmte Persönlichkeit.
Fynn ist unnormal still und beobachtet uns einfach nur. Die Hotel Anlage ist super, es gibt bestimmt zehn Pools, einen Strand, ein Volleyball Feld und eine Bar, an der es auch Eis gibt.
Die nächsten Tage verbringen wir hauptsächlich draußen, obwohl die Suite natürlich auch vom Feinsten ist. Wir lernen ein Mädchen kennen, besser gesagt Emily lernt sie kennen und wir müssen sie unter die Lupe nehmen. Zu viert spielen wir oft Volleyball oder gehen schwimmen. Die ersten fünf Tage laufen perfekt, ohne irgendwelche Zwischenfälle.
Am Morgen des sechsten Tages finde ich jedoch einen Umschlag, der offenbar unter der Tür hindurchgeschoben wurde. Ohne einen Namen, eine Adresse oder ein Hotelsiegel. Ich fasse ihn nicht an, sondern wecke direkt Fynn.
"Fynn! Wach auf!"
Wir kommen zu dem Schluss, dass er zu dünn und zu leicht ist, als dass er in irgendeiner Form gefährlich sein könnte.
"Du untersuchst den Umschlag, ich gehe mit Emily raus zum Lernen, okay?"
Natürlich ist das okay. Ich bin neugierig und würde zu gerne wissen, was es mit dem Brief auf sich hat. Es sind zwei Fotos, das eine oder an der Bar aufgenommen, das andere an einem der Pools. Meine Hände beginnen zu zittern und mir steigen Tränen in die Augen, als ich erkenne, wer dir abgebildet ist und vor allem, als ich sehe, was die beiden machen.
Ich laufe die Treppe nach unten zu der Sitzecke, wo Fynn und Emily sehr nah und vertraut sitzen. Warum ist mir das noch nicht früher aufgefallen?
"Ist das dein Ernst, Fynn! Ich dachte, du liebst mich und würdest für mich sterben und so nen Scheiß! Und meine Küsse wären die besten der welt und du erpresst nie wieder eine aber schmecken wollen! Das hat ja lange gehalten! Machst du das mit jeder hübschen Klientin? Unterbrich mich nicht! Du bist für mich gestorben! Wir beide sind Vergangenheit, verstanden! Es ist aus!"
Tränen laufen über meine Wangen und ich zittere. Ich hätte nie gedacht, dass er mir fremd geht. Und dann auch noch quasi so direkt vor meiner Nase! Ich laufe ins Zimmer, schnappe mir meine Tasche und will das Hotel verlassen, doch ich werde am Arm gepackt und zurückgehalten.
"Lass mich los!"
"Nein! Nein Liz, nicht bevor du nicht mit mir geredet hast und mir erklärt hast, was das da gerade sollte!"
Emily steht ein paar Schritte hinter ihm, ziemlich perplex und verwirrt.
"Der einzige, der hier was erklären muss, bist du!"
Ich schmeiße ihm die Fotos vor die Füße. Er hebt sie auf, nicht ohne meinen Arm los zu lassen und blickt auf die Aufnahmen, die ihn erst mit Emily Alkohol trinkend und dann mit ihr küssend im Pool zeigen. Er ist unglaublich verwirrt und sieht aus, als würde er die Welt nicht mehr verstehen, was mich stutzig macht. Emily kommt zu uns.
"Darf ich mal sehen?" fragt sie vorsichtig. Fynn dreht die Bilder so, dass sie sie sehen kann. Ihr Gesicht friert ein und sie fasst sich ans Herz.
Ich bin nun komplett verwirrt, keiner von beiden reagiert so, wie ich es erwartet hätte. Nicht ertappt und schuldbewusst, sondern selber verwirrt und erschüttert.
"Liz, das ist nicht passiert. Zwischen mir und Emily ist nichts, okay? Ich weiß nicht, was diese Fotos zu bedeuten haben, von mir sieht man doch nur den Rücken, dass könnte fast jeder Junge mit meiner Haarfarbe sein! Und Emily fehlt die Narbe an ihrem Hals! Außerdem hatten wir Gestern ganz andere Klamotten an!"
Wir gehen zurück zu der Sitzecke und setzten uns.
"Was bedeutet das jetzt?"
Emily sackt zusammen und dann, dann erzählt sie uns eine haarsträubende Geschichte von ihrer Zwillingsschwester, die vor der Öffentlichkeit geheimgehalten wurde und deshalb eine riesige Wut auf ihre Familie und vor allem auf ihre Schwester hat. Doch seit zwei Jahren hat sie niemand mehr gesehen.
"Sie hasst mich. Ihre letzten Worte waren die Drohung, dass sie mich umbringen würde."
Sie schluchzt und Fynn und ich versuchen sie zu trösten und zu verstehen, was das jetzt alles bedeutet. Plötzlich fällt mir etwas ein.
"Wenn sie dich umbringen will, dann hat sie vielleicht auf diesen Urlaub gewartet, wo du fast ungeschützt ist bist. Dann hat sie diese Küsse und Fotos inszeniert, um Fynn und mich zu beschäftigen und damit quasi aus dem Spiel zu nehmen."
Ich sehe die anderen fragend an und wir kommen zu dem Schluss, dass diese Theorie sehr wahrscheinlich ist. Wir arbeiten noch einen Plan aus, wie wir sie schnappen können.
Wir spielen Fynns und meinen Streit weiter, ich haue ab und er läuft mir hinter her. Emily bleibt in der Sitzecke. Wir laufen jedoch nicht weit weg, sondern nur einmal um das Haus herum und kommen so genau im richtigen Moment wieder bei Emily an, nämlich als die Schwester, Eliza und ihr Freund, der Typ auf dem Foto, mit zwei Schusswaffen vor ihr stehen. Sie bestätigen unsere Theorie und wir nehmen sie fest. Emily muss zwar leider trotzdem direkt nach Hause fahren, aber wir sind natürlich alle glücklich, dass es so glimpflich ausgegangen ist.
Die Liebe zwischen Fynn und mir hat längerfristig auch keinen Schaden genommen, sie ist eher gewachsen.
DU LIEST GERADE
Kurzgeschichte(n)
FanfictionIch fange hier mal an Kurzgeschichten zu schreiben. Ich weiß noch nicht, wie viele es werden, vielleicht nicht mehr als eine und und um welche Themen es gehen wird weiß ich auch noch nicht. Aber trotzdem viel Spaß!