Als wir durch das Tor das Camp betreten, ist es merkwürdig still, doch als wir aus dem Wald treten läuft uns Lexa entgegen. Sie weint und fällt erst mir und dann Ben um den Hals. Dann tritt sich einen einen Schritt zurück und betrachtet uns.
"Ihr seht nicht aus wie Geister. Warum lebt ihr? Warum habt ihr uns nicht schon viel früher eine Nachricht geschickt?"
"Es, es ist kompliziert", sage ich und meine Stimme zittert.
"Hey, ist schon gut. Du weinst ja!?"
Sie legt den Arm um meine Schulter, während immer mehr Leute aus den Hütten und dem Hauptgebäude kommen, allen voran Chiron. Er sieht uns einfach nur an, sagt nichts. Ich greife nach Bens Hand und merke, wie angespannt er ist. Ich blicke hoch und sehe Chris aus der Trainingshalle kommen. Er hat sein Schwert am Gürtel hängen und wirkt sehr selbstzufrieden. Dann fällt sein Blick auf uns und er gefriert.
"Ihr lebt! Was habt ihr hier zu suchen? "
Ben löst sich von mir, er ist stocksauer. Lexa zieht mich ein wenig nach hinten, als wüsste sie genau wie ich, was jetzt kommt. Chris und Ben gehen aufeinander zu, beider Blicke sind Hass erfüllt. Ich klammern mich an Lexa, zitiere am ganzen Körper.
"Du Arschloch! Verdammt, wie kann man nur so gemein und widerlich sein!"
Ben packt Chris an den Schultern und wirft ihn auf den Boden. Man hört Knochen knacken. Ich weiche noch paar Schritte zurück. Irgendjemand ruft:
"Was hat er denn getan?" Chris hat sich gerade wieder aufgerappelt und will sein Schwert ziehen, da tritt Ben ihn vor die Brust und er landet erneut auf dem Boden.
"Chris, sag dich selbst, was du getan hast! Was hast du Chiara angetan?"
Seine Stimme ist so Hass erfüllt und wütend, dass selbst ich ein wenig Erschaffer, obwohl sein Hass sich ja nicht gegen mich, sondern eher für mich richtet. Entsetzt sehe ich, wie Chris sein Schwert zieht, während Ben in die Runde schaut und fragt:
"Wer hat in den letzten Monaten gesehen wie Chris und Chiara sich geküsst haben?"
Fast alle Hände gehen in die Luft und keiner achtet auf Chris, der sein Schwert nun angriffsbereit in der Hand hat. Ich stoße einen Schrei aus, genau in dem Moment, in dem Chris Bens T-shirt aufschlitzt. Aus der Wunde, die sich einmal quer über seinen Oberarm zieht, tropft Blut. Ich stürze auf ihn zu, er presst die Hand auf die Wunde und Chris rollt sich unter seinem Arm hinweg. Er ballt die Fäuste und kommt auf mich zu. Er holt aus, will mich ohrfeigen, doch kurz bevor seine Hand mein Gesicht trifft, packt Ben ihn am Arm und schleudert ihn gegen die Wand vom Hütte 9.
"Du wirst sie nicht angreifen! Du wirst ihr nicht nochmal wehtun!"
Lexa läuft auf Ben zu.
"Du blutest! Lass mich schauen, wie tief es ist!"
Für einen kurzen Moment sieht man den Schmerz offen in seinem Gesicht, dann flammt seine Wut wieder auf.
"Jetzt lass ihn doch in Ruhe, der braucht auch mit Hilfe mindestens einen Monat bis er wieder gesund ist. Was hat er überhaupt getan?"
Lexa sieht ihn fragend an, während sie eine Paste auf seine Wunde schmiert. Auch Chiron mischt sich nun ein.
"Falls ich die Zusammenhänge richtig verstanden habe, wollte Chiara eigentlich gar kein Paar mit Chris bilden?"
"Er hat sie gezwungen und zwar nicht nur zu ein paar Küssen!"
Ich gehe auf die drei zu.
"Ben, bitte beruhige dich. So schlimm war es jetzt auch nicht, dass du ihn dafür umbringen musst! Und außerdem bist du verletzt!"
Meine Stimme zittert und ich glaube meinen Worten selbst nicht. Ben dreht sich um, entreißt dabei Lexa seinen Arm und kommt auf mich zu. Er legt seine Arme beschützend um meinen Oberkörper und zieht mich an sich. Ich vergrabe mein Gesicht in seinem T-shirt und weine schon wieder. Mir ist es egal, dass alle anderen da stehen und uns sehen können. Ich kann einfach nicht anders. Sollen sie dich sehen, dass auch Helden nun mal nicht perfekt sind. Chiron wendet sich an die Camper.
"Geht jetzt euren normalen Tätigkeiten nach. Informationen bekommt ihr beim Abendessen."
Nach und nach leert sich der Platz, stehen bleiben nur Sam, Lexa, Ben, Chiron und ich. Sam kommt zu mir und legt mit den Arm um die Schulter. Zu spät geht mir auf, dass er der Sohn des Apollo ist, also bei einer Berührung jede meiner Verletzungen und Krankheiten spüren kann. Ich sehe in sein entsetztes Gesicht, drehe mich weg und forme mit den Lippen die Worte: Wir reden später. Dann wende ich mich am Chiron.
"Wir haben unseren Auftrag ausgeführt. Wir haben den Basilisken in Chicago getötet. Dabei sind wir jedoch auf eine andere Macht gestoßen, es muss auch etwas mit Gottheiten zu tun haben. Aber, so viel steht fest, es waren keine griechischen."
Lexa sieht mich an.
"Wie kannte du nach der Sache mit Chris über euren Auftrag reden?"
"Ich möchte nichts mehr von ihm hören, nichts okay?!"
Alle nicken.
"Gut", sagt Chiron. "Dann sehen wir uns beim Abendessen."
Von diesmal Abend bekomme ich nicht mehr wirklich viel mit. Direkt nach dem Essen gehen ich in meine Hütte und lege mich ins Bett. Mit einer Sache hatte Chiron tatsächlich recht, die Alpträume haben wirklich aufgehört.
Am nächsten Morgen wache ich früh auf. So früh, dass in meiner Hütte noch niemand anders wach ist, als ich leise die Tür hinter mir schließe. Ich laufe zur Apollo Hütte und Köpfe leise an die Tür. Kim öffnet und sieht mich fragend an.
"Ist Sam schon wach?"
Er nickte und kurz darauf steht Sam vor mir. Seine Haare stehen zu Berge und sein Hemd ist nicht zu geknöpft. Er umarmt mich.
"Guten Morgen!"
"Na du hörst dich ja wach an! Ich muss mit dir reden, immerhin hab ich dir das ja gestern versprochen, oder nicht?"
Plötzlich sieht er schon viel wacher aus. Wir gehen an den Strand und kaum sitzen wir, fange ich auch schon am mit erzählen.
"Also, wie du ja wahrscheinlich gestern gespürt hast, habe ich lauter Blutergüsse und, was wahrscheinlich viel schlimmer ist, eine Schnittwunde im Oberschenkel. Von beidem hat Ben keine Ahnung und ich möchte, dass das auch so bleibt!"
"Darf ich mir den Schnitt ansehen?"
Ich überlege kurz, dann streife ich die Hose ab. Er holt schneiden Luft, als er den tiefen, blutverkrusteten Schnitt sieht.
"Wer war das? Und woher kommen die Blutergüsse?"
Ich hole tief Luft.
"Ich... Ich kann nicht mehr!"
Tränen laufen über meine Wangen und Sam zieht mein Gesicht an seine Brust.
"Komm mit ins Heilerzelt. Ich schaue, was ich für die Wunde tun kann und rede mit dir. Ich habe da nämlich eine Vermutung. Mir wäre es allerdings lieber, wenn Lexa dabei wäre?"
Ich schüttel entschieden den Kopf.
"Heilerzelt und reden ja, aber ohne Lexa!"
"Okay."
Er legt einen Arm um meine Taille und stützt mich. Innerlich bete ich die ganze Zeit, dass Ben noch schläft und uns nicht sieht, doch mein Körper sehnt sich nach ihm. Nach seiner Hand, die mir übers Haar und den Bauch fährt, seine Lippen, die meine Wangen und meinen Nacken liebkosen und seine Beine, die sich um meine schlingen. Bei jedem Schritt schmerzt die Wunde, wie sie es schnell seit zwei Wochen tut, aber jetzt habe ich einfach nicht mehr die Kraft, den Schmerz zu unterdrücken. Ich lasse mich auf die Liege fallen und trinke den Nektar, den Sam mir hinstellt. Wie immer seit dem Tag schmeckt er nach den Brownies, die Ben und ich gebacken haben, an dem Tag, als wir uns das erste mal geküsst haben. Sam holt mit einer Pinzette und einem Wattestäbchen den Dreck aus der Wunde. An einer Stelle muss ich trotz des Nektars schneidend Luft holen und Sam nimmt die Hände hoch.
"Du musst mir doch sagen, wenn ich dir weh tue!"
Ich nicke gehorsam.
"Also meine Vermutung ist, dass in einer Nacht mehr als Küsse der Preis für dein Überleben waren?"
"Er hat mich vergewaltigt."
Meine Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern, ein gebrochenes Flüstern.
Er drückt meine Hand und ich spüre, dass er mir Kraft abgibt. Kinder des Apollo können das, man muss aber unglaublich stark dafür sein und das Risiko, dass etwas Schlimmes passiert, ist ziemlich hoch. Aber es tut so gut, ich kann mich endlich wieder auf etwas anderes konzentrieren, als auf die schrecklichen Erinnerungen.
"Danke."
Mit der Hilfe meiner Freunde lerne ich mit den schrecklichen Erlebnissen klar zu kommen und wieder Kraft und Lebensfreude zu finden. Ein paar Wochen später steige ich sogar wieder ins Training ein und bin Teil von Missionen.
Ich darf Ben nicht nochmal verlieren. Aber irgendwann werde ich Chris gegenüber treten müssen. Irgendwann.
DU LIEST GERADE
Kurzgeschichte(n)
FanfictionIch fange hier mal an Kurzgeschichten zu schreiben. Ich weiß noch nicht, wie viele es werden, vielleicht nicht mehr als eine und und um welche Themen es gehen wird weiß ich auch noch nicht. Aber trotzdem viel Spaß!