Kapitel 2

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Das lästige Klingeln meines Weckers riss mich aus meinem geliebten Schlaf. Ich liebe es zu schlafen. in meinen Träumen ist alles immer so viel besser. Es ist nicht so grenzenlos langweilig, wie die Realität. Wenn ich könnte, dann würde ich für immer schlafen und in einem See aus Träumen für immer vor mich hin segeln. Doch die Melodie meines Handyweckers machte mir klar, dass ich der Realität immer noch nicht entkommen konnte. Es war 8:30 Uhr und damit eine ganz ungewöhnliche Zeit für mich zum Aufstehen. Nomalerweise bin ich die Nacht wach und schlafe dann in den Tag hinein, denn die Nacht ist die angenehmste Zeit. Nachts habe ich meine Ruhe und kann für mich alleine sein, ohne jeglichen Stress. Nachts ist es schön kühl draußen und die Luft fühlt sich frisch und weich an. Nicht so wie Tagsüber, wenn die brüllende Sonnenhitze die Lüft schwül und unerträglich macht. 

Ich rieb mir den Sand aus den Augen und rappelte mich langsam auf. Gestern hatte ich wohl einen Eingewöhnungstag, aber mir wurde eine Liste mit Terminen für die nächsten Tage  gegeben. Ich durfte keinen von diesen Terminen verpassen wurde mir gesagt. Noch schlaftrunken griff ich nach einem Zettel, der auf meinem Nachttisch lag. Um 9:00 Uhr muss ich zur so genannten Morgenrunde. Ich hoffe, dass wird keine Klischee Versammlung, bei der Leute ihre Geschichte und Probleme erzählen müssen. Als nächstes stand um 9:30 Uhr Floristik auf der Liste und um ganz ehrlich zu sein freute ich mich da schon ein wenig drauf. Ich mochte die Natur schon immer. Es gab nicht schöneres als in einem Wald spazieren zu gehen und die Welt um sich herum zu vergessen. 

Langsam stand ich auf und suchte mir aus meinem Koffer ein Outfit aus, dass ich anziehen wollte. Es bestand aus einem viel zu großem, olivgrünem T-Shirt meiner Lieblingsband und einer schwarzen, dreiviertel langen Hose aus einem dünnen Stoff. Das perfekte Outfit für einen warmen Sommertag. Ich putze mir noch schnell die Zähne und machte mich auf dem Weg zu dem angegebenen Raum auf der Liste.

Vor dem Raum haben sich schon Gruppen gebildet. Leute die sich kennen und schon länger hier sind. Vier von ihnen saßen auf einer Couch, die man mitten in den Flur gestellt hat. Drei weitere saßen an einem Tisch an einem Fenster in der Nähe des Raumes. Ich wusste nicht wohin ich gehen sollte. Mit einem Blick schaute ich auf mein Handy. Es ist 8:50 Uhr, noch 10 Minuten, dann kann ich in den Raum gehen. 

Plötzlich spürte ich eine Hand auf meiner Schulter. Augenblicklich zuckte ich zusamen und drehte mich um. Da stand er. Der Junge von Gestern. Mit einem Lächeln im Gesicht begrüßte er mich. 

"Na, Kleine. Gut geschlafen?"

Schon wieder spürte ich diese Hitze in mir aufsteigen. Was war nur mit diesem Typen los? Zögernd nickte ich. Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf.

"Ich habe komplett vergessen mich vorzustellen. Ich bin Horus. Und das hier ist Seth."

Er zeigte auf eine Person hinter sich, die mir bis eben nicht aufgefallen ist. Seth war ein wunderschöner junger Mann. Er sah ein wenig älter aus als ich. Seine dunkelbraune Haut strahlte förmlich und sah so unglaublich weich aus. Seine schwarzen Haare waren kurz geschoren und brachten seine Wangenknochen nur noch mehr zum Vorschein. Wenn man in seine dunkelblauen Augen schaute, hatte man das Gefühl er würde einem geradewegs in die Seele sehen. Dieser Junge sah umwerfend aus und ich spürte wie mein Herz anfing schneller zu schlagen.

Ich muss den Jungen wohl für eine ganze Weile angestarrt haben, denn plötzlich sah ich eine Hand in meinem Blickfeld wedeln. Ich zuckte zusammen und wandte meine Aufmerksamkeit wieder Horus zu. 

"Na, da scheint jemand aber sehr schreckhaft zu sein." 

Ich zuckte mit den Schultern und wollte gerade etwas erwidern, als eine ältere Frau in einem weißen Kittel die Tür zum Raum aufschloss und jedem einen schönen guten Morgen wünschte.

Mit vorsichtigen Schritten folgte ich den Menschen, die in den Raum gingen und sah im Inneren einen Stuhlkreis aufgestellt. Auf so eine langweilige Selbshilfegruppensitzung hatte ich jetzt überhaupt keine Lust. Ich wollte wieder nach Hause. Hier hatte ich eh nichts zu suchen. 

Inzwischen hatte sich schon jeder auf einen Stuhl gesetzt und alle Leute starrten mich schweigend an. Ich spürte wie die Nervosität in mir aufstieg und setzte mich hastig auf den letzten freien Stuhl. Neben mir saß der hübsche, dunkelhäutige Junge von vorhin. Wie hieß er noch gleich? Irgendwas mit S...

Meine Gedanken wurden unterbrochen, als die Frau im weißen Kittel die Stimme erhob. "Guten Morgen. Ich hoffe ihr habt alle gut geschlafen. Wie ihr sehen könnt dürfen wir jemand Neuen bei uns begrüßen." Durchdringend lächele sie mich an währen sie weiter sprach, "Möchtest du dich kurz vorstellen?" 

Das war er. Das war der Moment von dem alles abhing. Der aller erste Eindruck. Wie werden die Leute wohl auf mich reagieren? Was soll ich bloß sagen? Ich darf nur nichts dummes sagen. Ich darf nichts falsches sagen. Nur nichts falsches sagen. Reiß dich zusammen! 

Nach einer kurzen Zeit, die sich wie Stunden anfühlten, öffnete ich meinen Mund, doch ich bekam keinen Ton raus. Was passierte hier? Warum konnte ich nicht sagen? Panik brach in mir aus. Egal wie sehr ich es versuchte, ich konnte keinen Laut von mir geben.

"Das hier ist Maat", ertönte plötzlich eine unglaublich tiefe Stimme. Diese Stimme... Sie war so tief und so unglaublich herzzerreißend. So erfüllt voller Güte und Schmerz. Irgendwas ließ mich von Innen ganz warm und gleichzeitig mein Herz so schwer werden. Es war als ob sich meine Gefühle im Kreis drehen würden und sich nicht zwischen Freude und Trauer entscheiden könnten. Ich blickte mich um, um die Quelle dieser wunderschönen Stimme zu finden. Der dunkelhäutige Junge mit seinen tiefblauen Augen zeigte auf mich und starrte dabei die Frau im weißen Kittel an. Hatte er etwa eben gesprochen? 

"Vielen Dank Seth, aber glaubst du nicht auch, dass sie sich selbst vorstellen könnte?" Die Frau lächelte ihn fast krampfhaft an.

Seth schüttelte mit seinemKopf. "Nein, dass hätte sie nicht", er drehte seinen Kopf zu mir undschaute mir direkt in meine Augen, "Sie hatte nämlich Angst."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 08, 2019 ⏰

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