Kapitel 8

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 Ich öffnete die Augen und sah an der Wand unseres Baues, wie ihn die tief stehende Sonne orange färbte.

Ein lautes Gähnen, ein ausgiebiges Strecken und Dehnen, dann stand ich auf und verließ unseren Bau. Ich sah Ma und Pa, wie sie sich ein paar Schwanzlängen entfernt unterhielten. Vom gestrigen Streit war nichts mehr zu merken. Stattdessen schauten sie jetzt zu mir herüber und kamen auf mich zu getrabt.

Erst schleckten sie mir zur Begrüßung über die Ohren, dann sahen sie mich beide mit freudigem Blick an.

„Was hälst du davon, wenn wir meine alten Freunde, die Wölfe, besuchen?", fragte Ma.

Beim Erwähnen der Wölfe lief mir ein Schauer den Rücken herunter. Ich hatte selbst gemerkt, wie groß und stark sie sein mussten, als ich in der Gestalt eines Wolfes den Hund getötet hatte.

Mich packte für einen Moment wieder das Gewissen. Was, wenn der Hund Familie hatte?

Pa's Stimme riss mich aus meinen Gedanken, als er sprach:

„Ich habe mich mit deiner Ma unterhalten. Bis zu den Wölfen ist es ein relativ weiter Weg aber es wäre unfreundlich sie nicht zu besuchen. Immerhin haben sie uns damals alle gerettet."

Als Pa mein angstverzerrtes Gesicht sah, fuhr er fort:

„Mach dir keine Sorgen, ich kenne die Wölfe auch nicht persönlich. Ich weiß genau so viel über sie wie du."

Ich nahm mir einen kurzen Moment um darüber nachzudenken. Ich hatte keine Angst gezeigt, als mich die Hunde überfallen hatten und ich hatte auch keine Angst mehr vor dem Mörder meiner Schwester. Schließlich hatte ich Ma dazu überredet mich hinzubringen. Des Weiteren konnten ein paar Wolfs-Kampfkünste nicht schaden.

Ich nahm meinen Mut zusammen und sagte entschlossen:

„Gut, dann lasst uns aufbrechen."

Wir waren los gelaufen und hatten auf unserem bisherigen Weg inzwischen zwei Wiesen und ein paar kleinere Wälder durchquert. Ma lief ganz vorne, ich in der Mitte und Pa hinter mir.

Wir hielten uns weitestgehend am Rand des Zornigen Flusses. Trotz dass die Stimmung recht gehoben war, hatte seit unserem Aufbrechen keiner mehr gesprochen. Ich spürte eine gewisse Anspannung bei Pa. Er hatte die Wahrheit gesagt, als er meinte, dass er die Wölfe genau so wenig kannte wie ich. Bei Ma hingegen war nichts zu spüren. Für sie war es scheinbar wie ein Familienbesuch.

Wir waren bei Sonnenuntergang aufgebrochen. Als wir nun durch einen weiteren kleinen Wald liefen, wurde es bereits Nacht und ich konnte viele Nachtgeschöpfe wahrnehmen, die ich so noch nie vernommen hatte.

Nach einer Zeit blieb Ma stehen, drehte sich zu uns um und sagte:

„Gut, lasst uns hier erst einmal schlafen." Sie sah mich an.

Mir knurrte der Magen. Wir hatten die ganze Zeit über nichts gegessen.

Als sie meinen Hunger wahrzunehmen schien, sah sie Pa an:

„Siffrin, du gehst jagen, ich bleibe hier bei Metin."

„Ich kann auf mich selbst aufpassen!" Schnappte ich verärgert.

Ma sah mich kurz an, dann änderte sie zu meiner Überraschung ihre Meinung:

„In Ordnung. Ich denke mal du weißt, wie man sich im Notfall verteidigt? Bleib hier und beflimmere dich, bis wir wieder da sind. Ich will keine Überraschungen erleben!"

Ihr Tonfall war streng. Ich gehorchte und begann in Gedanken den Zauberspruch für das Beflimmern aufzusagen.

Ein Schleier legte sich über mich, dann war ich unsichtbar.

Fox Craft Buch 4 (Fanfiction)Where stories live. Discover now