II

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Es war ein rotes Haus. Du hast es nur verschwommen gesehen wie durch Nebel. Es hat geregnet, glaubst du, denn die Hauswand wirkte wie herablaufende Farbe. Ein bisschen wie Blut, denkst du. Da war sonst nichts.  Nur ein leuchtend rotes Haus mit einem großem Baum und einer Bank. Und Nebel.

Du bist  näher herangegangen. Auf einer Bank neben der Tür saß eine Frau. Sie hat an dir vorbei auf den Baum gesehen und die schwarze Katze gestreichelt. Du hast sie gegrüßt. Erst dann hat sie den Kopf gehoben  und genickt. Sie wirkte als wäre sie eigentlich gar nicht da. Vielleicht warst aber auch du nicht richtig da.

Sie sagte sie hat einen kleinen Sohn. Sie strahlte dabei, aber sie hat dich wieder nicht angesehen, sie sah den Baum an, durch dich hindurch. Als wärst du gar nicht richtig da gewesen. Sie hat dich gefragt, ob du ihn sehen willst. Du hast gefragt wen. Sie meinte ihren Sohn. Du hast genickt, also seid ihr in das rote Haus gegangen. Dort hat eine Wiege gestanden mit einem schlafenden Kind. Sie hatte ihren Finger vor die Lippen gehalten, du sollst leise sein, und dann hatte sie wieder so gelächelt. Durch dich hindurch. Als wärst du gar nicht richtig da gewesen.

Sie hatte Tee gekocht und du hast aus dem Fenster gesehen. Du hast dir den Baum angesehen durch den Nebel. Darunter war ein Grabstein. Du bist hinaus gegangen und hast ihn gelesen. Da lag ein kleines Kind begraben, nicht älter als das in der Wiege. Ein Baby.

Die Frau hat geweint als du sie danach gefragt hast. Sie sagte, die Maar hätte versprochen ihr Kind zurück zu bringen, wenn du sie besuchen würdest. Du weißt nicht, wer die Maar ist. Aber du hast gedacht, dass die Frau Abschied nehmen sollte, denn das Kind muss Frieden finden. Sie stimmte dir zu und hat  aus einer Schublade ein langes Messer geholt, sie  ist damit zur Wiege gegangen. Dein Herz hat schneller geschlagen als sie das Kind herausgehoben hat. Du wolltest etwas sagen, aber sie war dir zuvor gekommen und hat das Messer in die Brust gerammt. Du warst erstaunt über die Leichtigkeit ihrer Bewegung.
Trockene Erbsen sind  hervorgequollen.

Sie hat die Puppe erstochen.

Die Erbsen sind auf den Boden gefallen und die schwarze Katze ist fauchend unter einem Stuhl hervorgeschossen, als hätte sie nur darauf gewartet,  zu jagen.

Wenn du dich darauf konzentrierst, dich zu erinnern, wie das Kind ausgesehen hat, dann siehst du ein leeres Gesicht. Aber du glaubst, dass es geweint hat.

Maar Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt