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Leise schlich ich die Treppen hinunter, zog meine Schuhe an und drückte leise die Klinke hinunter. Ein lautes quietschen ließ mich in eine Starre verfallen. Ich spitzte die Ohren und lauschte in die Stille des Morgens. Nichts. Niemand hatte es gehört. Ich öffnete die Tür, lief hinaus und schloss sie hinter mir wieder zu.

Der Brief lag auf dem Tisch. Als ich in dem Hof stand sah ich nocheinmal zu dem Schlafzimmerfenster meiner Eltern hinauf. Ich wollte sie nicht verletzten aber es ging nicht anders. Mein Blick wanderte weiter zu dem sternenbedeckten Himmel. Bald würde die Sonne aufgehen. Auf den Straßen begegnet ich einzelnen, betrunkenen Jugendlichen, welche jedoch so zu waren, das sie mich in Ruhe ließen. Nach weniger als 10 Minuten betrat ich das Waldstück und lief weiter zu meinem absoluten Lieblingsplatz - Einer altenn Bogenbrücke Mitten im Wald.

Die Sonne ging langsam auf und färbte die grünen, mit tau bedeckten Wälder in ein leuchtenden, orange-roten Ton. Bevor ich den Stein der Brücke betrat zog ich meine Schuhe aus und kletterte auf das dünne Geländer. Unter mir knackte das schwarze Metall von welchem die Farbe langsam abblätterte.

In Gedanken versunken balancierte ich auf der Brücke entlang. Das Wasser spiegelte die Sonne wieder. Man könnte denken das es in Flammen stand. In der Mitte und somit dem höchsten Punkt der Brücke blieb ich stehen. Den Blick über die ruhigen Wälder schweifen lassend sah ich mir die, im Wind bewegenden Baumkronen, an. Es war entspannend ihnen zu zusehen und gleichzeitig zu wissen das man dies wohl nie wieder sehen wird. Dies waren die Momente die ich wohl vermissen würde. Ernster sah ich auf das strömende Wasser unter mir.

Nun stand ich hier. Mit den nackten Füßen keinen Zentimeter vom Abgrund und somit meiner Erlösung entfernt. Nocheinmal ging ich alles im Kopf durch.

Meine letzten Atemzüge genoss ich bei meinem, ebenfalls letzten, Sonnenaufgang.

"Danke für alles" schrie ich als ich den entscheidenden Schritt nach vorn wagte. Mein Körper durchschnitt die kühle, ruhige Morgenluft. Jedoch kam es mir so vor als würde es in Zeitlupe geschehen. Alle schönen Momente spielten sich vor meinem inneren Auge ab. Wie auf einer Leinwand flogen sie an mir vorbei und für ein paar Sekunden dachte ich doch darüber nach ob es ein Fehler war.

Doch kurze Zeit später wurde ich schmerzhaft daran erinnert wieso ich es getan hatte. "Ich komme" flüsterte ich leise. Tränen rannen mir über das Gesicht, doch ich tauchte mit einem Lächeln in das kalte Wasser hinein und schlug auf den direkt darunter liegenden Erdboden auf. Ein unerträglicher Schmerz durchzog meinen Körper. Plötzlich entspannte ich mich. Die Augenlieder fielen zu und die Körperspannung schwand in Sekundenschnelle. Ein Lächeln bildete sich auf meinen aufgebissenen Lippen bevor es mir schwarz vor Augen wurde.

Dies war mein Tot. Die Erlösung !

Enna Wallys in Love with the Dead.'

Am nächsten Morgen stand die Lehrerin vor der Tür des Klassenzimmers. Sie wischte sich nocheinmal über die Augen, atmete tief durch und betrat das Zimmer. In dem Raum fand sie, wie erwartet, die 10. Klasse des hiesigen Gymnasiums vor. Alle Blicke richteten sich auf sie. Ihre Kollegin trat ein paar Schritte zurück damit sie sich vor die Klasse stellen konnte. Ihr Blick lag auf den Schülern, die noch nicht wussten was sie gleich erwarten würde. "Ich habe euch etwas sehr wichtiges mit zuteilen.", die Klasse wurde schlagartig still. Mann hätte eine Feder Fallen hören können. "Eure Mitschülerinn, Enna wurde...", ein schluchzen entfuhr ihr, "...wurde heute morgen Tod aufgefunden. Sie hat sich Das Leben genommen." beendete sie ihren Satz. Alle der 27 Augenpaare starrten sie an.

Und nach einem Moment Ruhe fingen alle an zu tuscheln. Larissa, eine der besten Freundinnen der Toten, trat vor sie "Hören sie auf. So etwas ist nicht lustig. Wo ist Enna ! Sagen sie es. Wo ist sie ?" schrie die Schülerin ihre Klassenlehrerinn an. "Larissa ich weiß -" wollte die Frau sie beruhigen doch das Mädchen dachte gar nicht daran "Ich glaube ihnen kein Wort !" mit diesen Worten rannte sie zur Tür doch die Kollegin stand schon dort und versperrte dem Ausgang. Larissa konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten und brach, unter einem Fluss der Tränen, in sich zusammen. Saphira saß auch nichtmehr auf ihrem Stuhl. Sie hatte auf dem Platzt ihrer besten und jetzt toten Freudin Platz genommen, die Arme um ihr Knie geschlungen und wippte hin und her. Ihr Banknachbar hatte einen Arm um ihre Schulter gelegt und beide weinten krampfhaft. Der blonde Junge vergrub sein Gesicht an ihrer Schulter damit niemand sein Gesicht sah. Die drei Schüler waren die besten Freunde von Enna gewesen, zumindestens aus ihrer eigenen Klasse. Die Lehrerin, welche Miss Miller hieß, hockte sich zu ihnen. Die beiden zitterten und standen unter Schock. Auch die anderen weinten, lagen sich in den Armen und schrieen das das nicht wahr sein könnte. Miss Miller stand auf und lief wieder nach vorn, mit viel Mühe schaffte sie es die Schüler zu beruhigen und ihre Aufmerksamkeit zu erhalten. Dann laß sie den Brief vor der per Post an die Schule geschickt worden war.

Life Ends !Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt