Kapitel 2

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Zwei dunkle Schatte huschten über den Schlossgarten. Keine der Wachen auf den Mauern, die das gesamte Gelände umringte, hatte bemerkt wie die beiden im Schutz der Nacht völlig lautlos die Mauersteine herauf-, und ebenfalls ohne jegliches Geräusch auf der anderen Seite herabgeklettert waren.
Die beiden Assassinen waren Profis auf ihrem Gebiet. Dementsprechend waren auch die Kosten hoch sie anzuheuern. Ihr Auftraggeber hatte sich die Kosten gerade so leisten können, doch er war fest davon überzeugt dass es sich lohnen würde. Der Auftrag bestand nicht etwa darin einen Mord oder ein Attentat zu begehen. Es war die Entführung einer ganz bestimmten Person welche auf diesem prunkvollen Anwesen lebte. Der Auftrag war nicht ganz ohne, dennoch waren die Sicherheitsvorkehrungen eindeutig zu lasch, als das die beiden ernsthafte Probleme hätten.
Sie kamen unter einem großen Balkon an, dessen unteres Ende an die fünf Meter über dem Boden lag. Der eine näherte sich der Wand unter dem Balkon und überprüfte ob diese ebenfalls ein hinaufklettern ermöglichte; Jedoch erfolglos. Schnell gab er seinem Partner ein Handzeichen und stellte sich vor den Balkon, darauf bedacht keine Spuren im Blumenbeet zu hinterlassen. Der zweite war einen Schritt zurück getreten und hatte begonnen Worte vor sich hin zu murmeln.
"O Ventus dea, praebueris robore "
Der erste ging in die Hocke und sprang mit aller Kraft so hoch er konnte, was natürlich nicht ansatzweise reichte. In diesem Moment sagte der zweite "Altum" und der erste wurde von einem Windstoß in die höhe getragen. Er erreichte einen Vorsprung am Balkon, zog sich über das Geländer und verschwand im inneren des Hauses.
Ein paar Minuten später erschien er wieder und lies an einem Seil vorsichtig einen großen Sack herunter. Der zweite nahm in in Empfang und lies den ersten erneut mit einem Windstoß sanft zu Boden gleiten. Zu zweit trugen sie den Sack auf dem selben Weg zurück, auf dem sie gekommen waren und waren kurze Zeit später verschwunden.

Charlie schlug die Augen auf. Die Schmerzen waren verschwunden und es flogen auch keine Trümmerteile mehr herum. Er lag auf dem Rücken und konnte über sich zwischen Häuserdächern den strahlend blauen Himmel sehen.
Komisch... hat es bis eben nicht noch geregnet? Ich bin doch in die Kirche ge-
Charlie fuhr hoch.
"Onkel Logan!"
Er sah sich um, konnte ihn jedoch nicht sehen. Erst jetzt viel ihm auf dass er gar nicht mehr in der Kirche war.
Ok, die Kirche wurde ja zerstört. Aber das war ganz bestimmt kein Erdbeben, ein Tornado vielleicht? Aber in London?!

Charlie sah sich nochmal um. Er befand sich in einer kleinen Gasse. Die Fenster an den Häusern waren fast alle zugenagelt und überall lag Müll herum. Erst jetzt bemerkte er den Gestank nach verbranntem Fleisch und hielt sich die Hand vor den Mund. Panisch sah er an sich herab und rechnete schon mit dem Schlimmsten als er mit dem Arm hinter sich an etwas weiches stieß. Er zuckte zurück, wirbelte herum und sah einen großen Mann am Boden liegen. Er konnte sein Gesicht nicht sehen, aber sein ganzer Kopf und Oberkörper waren verbrannt. Charlie musste würgen doch er konnte sich gerade noch so zusammenreißen.
Plötzlich hörte er ein Wimmern und entdeckte hinter einer Holzkiste eine zusammengekauerte Gestalt.
"Hey, alles in Ordnung? Wer bist du?"
 Die Gestalt schrak hoch und rannte los. Dabei rutschte ihr die Kapuze herunter und Charlie erkannte lange blonde Haare
"Moment! Warte doch mal", rief er und rannte hinterher. Als er aus der Gasse trat wurde er vom Sonnenlicht geblendet und taumelte. Als er wieder einigermaßen sehen konnte traute er seinen Augen nicht. 
Er befand sich nicht mehr in den überfüllten Strassen Londons sondern auf einem Mittelalterlichen Marktplatz. Überall waren Stände an denen verschiedenste Waren angeboten wurden und es war sehr laut da jeder Händler versuchte Kunden an seinen Stand zu locken in dem er noch lauter als die anderen Händler rief. Charlie hatte das Mädchen aus den Augen verloren und machte sich in der Menschenmenge auch keine Hoffnung sie wieder zu finden.
Was soll das alles hier?! Das sieht aus wie eines von diesen Mittelalter Festen, aber der Mann von vorhin ist ganz sicher keine Attraktion. Die Leute hier tragen auch alle so komische Kleider. Am besten einfach so tun als hätte ich nichts gesehen und so schnell wie möglich nachhause!

Er ging also los und fragte den nächst besten Passanten wo denn der Ausgang sei. Dieser sah ihn aber verwirrt und misstrauisch an und ging weiter. Auch bei anderen hatte er kein Glück.
Wieso antwortet mir denn keiner? Und warum zur Hölle ist es hier so warm?! In London ist es doch sonst auch nicht so heiß und hier sind bestimmt 35 Grad oder so. 

Er ging gerade zwischen den Ständen hindurch und schaute sich immer noch fassungslos um, als er plötzlich mit jemandem zusammenstieß und hinfiel.

"Pass doch auf du-", setzte Charlie an, doch da wurde er von mehreren Händen grob gepackt und zu Boden gedrückt. Als er aufsah stand vor ihm ein unglaublich fetter Mann. Er trug ein Buntes, mit Rüschen und Knöpfen verziertes Hemd, welches sich bedrohlich über seinem Bauch spannte, sowie eine passende Hose dazu. um den Hals trug er einen weiten Fellumhang und auf dem Kopf hatte er einen Stoffhut der mit einer riesigen Feder geschmückt war. Der Kopf des Mannes war hochrot und schien fast zu platzen und seine Hände zitterten vor Wut. nun erkannte Charlie auch warum der Mann so wütend war. In seiner rechten Hand hielt der man ein leeres Glas und auf seiner Brust war ein großer roter Weinfleck.
"Was fällt dir ein du Bastard!", schrie der Mann mit schriller stimme. "Dieser Wein und diese Kleider sind mehr wert als dein Jämmerliches Leben welches du gerade verwirkt hast!"
Charlie wollte protestieren, doch wieder wurde er unterbrochen. "Ich will das dieser Abschaum auf der Stelle hingerichtet wird", sagte der Mann, der sich anscheinend wieder etwas gefasst hatte.
"Mein Herr", meldete sich nun einer der Beiden Gorillas, welche Charlie in den Dreck drückten. "Ich denke das dies nicht nötig sein wird.  Vor allem  nicht wenn so viele Leute zuschauen" fügte er noch leise hinzu.
Mittlerweile hatten sich mehrere Schaulustige versammelt die mit neugierigen Blicken herüber gafften. Die beiden Leibwächter zogen Charlie hoch und nun sah er auch das sie beide Rüstungen und Schwerter trugen.
"Ich schlage vor das wir ihn zu den Stadtwachen bringen. Sollen die sich um ihn kümmern.", sagte der Leibwächter.
"Nun gut", sagte der dicke Mann "hoffentlich hängen sie diesen Abschaum auf."
Der Leibwächter nahm einen Strick und ein Stofftuch und fesselte und knebelte Charlie damit. Dann hob er ihn hoch, legte ihn sich auf die Schulter und Stapfte los.
Charlie hatte keine Chance sich zu wehren. Er hatte ja schon Probleme gehabt den Schlägern an seiner Schule aus dem Weg zu gehen und gegenüber so einem Riesen gab er nicht einen Mucks von sich. Er wusste das es Momente gab, in denen Schweigen wertvoller als Reden war.
Als der Leibwächter gerade um eine Ecke bog, sah Charlie für einen kurzen Moment das Mädchen mit den blonden Haaren. Sie schaute ihn mit ihren Eisblauen Augen direkt an, doch da waren sie auch schon um die Ecke.
Wer ist dieses Mädchen nur...









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When Science meets MagicWo Geschichten leben. Entdecke jetzt