~Kapitel 1~

52 8 0
                                    

Langsam öffnete ich die Augen. Das unaufhörliche Klingeln meines Weckers hatte mich unsanft aus einem seltsamen Traum gerissen. Ich erinnerte mich an einen Wolf mit grüngelben Augen und langem schwarzen Fell. Verwirrt stieg ich aus dem Bett und schaute auf mein Handy. Das Display zeigte 6:46. Ich schlurfte gähnend ins Badezimmer, schaute in den mit goldenen Blüten verzierten Spiegel und erschrak vor meinem eigenen Spiegelbild. Meine braunen Locken, die mir mittlerweile bis auf die Schultern reichten, standen wirr vom Kopf ab und unter meinen ebenso braunen Augen zeichneten sich dunkle Schatten ab, die eine lange schlaflose Nacht offenbarten. Ich drehte den Wasserhahn auf, spritzte mir etwas Wasser ins Gesicht und verließ nach einem weiteren Blick in den Spiegel das eine lange schlaflose Nacht offenbarten. Ich drehte den Wasserhahn auf, spritzte mir etwas Wasser ins Gesicht und verließ nach einem weiteren Blick in den Spiegel, schließlich das Bad. ,,Toby?", rief ich und klopfte an die Zimmertür meines 14-jährigen Bruders. Aber außer einem übertrieben lauten Gähnen hörte ich nichts. Als ich daraufhin die Jalousie öffnete, musste ich blinzeln. Helles Sonnenlicht traf auf mein Gesicht. Mein Blick fiel auf den grauen Hoodie, den ich gerade hatte anziehen wollen. Dann grinste ich. Den würde ich wohl heute nicht brauchen. Ich zog also eine schwarze Hose und ein graues mit schwarzen Sternen bedrucktes T-Shirt aus dem Schrank und hörte genau in diesem Moment die verschlafene Stimme Toby's: ,,Ich bin jetzt wach!", rufen. Mit der Kleidung in den Händen bewegte ich mich nun schon zum zweiten Mal ins Bad, diesmal um mich umzuziehen. Noch während ich mir das Shirt über den Kopf zog, klopft es plötzlich. Ich seufzte und öffnete die Tür einen Spalt breit. ,,Ich muss jetzt aber mal auf's Klo!", äußerte sich Toby und versuchte die Tür weiter aufzudrücken. ,,Ich bin gleich fertig... Fünf Minuten okay?", schlug ich vor. Daraufhin stöhnte er protestierend, verschwand aber hinter der Wohnzimmertür. Nachdem ich komplett umgezogen war, rannte ich in die Küche, holte die Milchpackung aus dem Kühlschrank und trank einen Schluck. Dann holte ich zwei Müsliriegel, zwei Äpfel und ein paar kleine Tomaten, legte sie in unsere schon bereitstehenden Frühstücksboxen und steckte zusätzlich zwei Toasts in den Toaster und rief meinen Bruder zu, er solle herkommen. Halb angezogen und mit zerzausten Haaren betrat er die Küche und wir packten das Essen sowie zwei Trinkflaschen in die Rucksäcke. Da es noch nicht so spät war, ließ ich zu, dass mein Bruder sich auf das kleine hellblaue Sofa setzte und die Playstation anschaltete. ,,Aber achte auf die Uhrzeit!", erinnerte ich ihn und räumte gleichzeitig zwei mit einem blauen Umschlag versehene Hefte, ein schweres Mathebuch und ein karierten Ringblock in meine mittlerweile sichtlich schwerer gewordene Schultasche. Mathe, gleich am ersten Schultag nach den Ferien war wirklich Folter. ,,Damit ihr gleich einen schönen Start in die 9. Klasse habt!", meinte unser Lehrer vor den Ferien. Meine Mitschüler hatten kurz genervt aufgestöhnt, sind dann aber lachend und jubelnd in die Sommerferien gestürmt. Sechs lange Wochen, die einerseits unsagbar schön, aber andererseits auch echt langweilig gewesen waren. Die fordernde Stimme von Toby riss mich aus meinen Gedanken. "Isabella, jetzt schon zum zweiten Mal! Wir müssen los!" "Jaaaa ich bin ja fertig", brüllte ich zurück, schnappte mir meine schwarze Lederjacke und zog den Ranzen auf. "Wurde aber auch Zeit", lachte er und stellte sich vor die Haustür. "Ja, ja jetzt geh schon!", erwiderte ich und gab ihm einen kleinen Schubs, damit er endlich die Tür öffnete.

                    

Lost.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt