Text 1

7 1 1
                                    

„Wenn es dunkel ist, kann ich es hören"
„Was?"
„Wenn es dunkel ist, kann ich hören, wie meine Gedanken mich anschreien, mein Herz bricht und meine Seele in der Hälfte zerissen wird."
Stille.
„Warum nur wenn es dunkel ist?"
„Weil dann das Äußere meinem Inneren gleicht. Diese Schwärze. Es ist dann so, als wäre ich in mir. Wenn ich nichts sehe, außer Dunkelheit und Schwärze, nur eine Leere, dann sehe ich mich. Mein Inneres.
Und in mir drin sind diese Dinge so laut. So laut, dass es mich aufschrecken lässt."
Wieder stille.
„Und wenn es hell ist?"
„Wenn es hell ist, spüre ich Leere. Die Gedanken, mein gebrochenes Herz und die zerrissene Seele, sind leise. Aber noch da. Sie liegen dann wie Löcher in mir, die alles ruhig, langsam und still aufsaugen, wodurch das Gefühl der Leere entsteht. Sie schreien mich nicht an, aber sie fressen mich auf. Unbewusst. Ohne, dass ich was machen kann"
„Also, hell oder dunkel. Wie entscheidest du dich?"
In meinem Kopf drehte sich alles.
„Dunkel"
„Was?"
„Dunkel. Ich wähle dunkel"
„Warum dunkel?"
„Im Dunklen habe ich die Chance mich all dem zu stellen. Ich höre den Gedanken zu. Sie schreien mich an und ich habe die Möglichkeit zurück zu schreien. Wenn ich stark genug bin. Ich kann mich wehren. Ich kann kämpfen."
Er schluckte und senkte seinen Blick für einige Sekunden, bis er wieder aufsah und mich mit einem wissenden, aber unglaublich schmerzerfüllten Blick ansah.
„Oder die präsenten Gedanken und der Schmerz ziehen dich so tief ein, dass du vergisst, wer du bist und wofür du kämpfst."
„Wofür kämpfe ich?"
„Die Freude. Das Leben. Das Licht."
Mein Herz setzte aus.
Meine Gedanken blieben still.
Es war dunkel
Aber ruhig
Es war dunkel
Und nicht hell
Ruhig
Und nicht laut
.

ThoughtsWhere stories live. Discover now