die Auslese

Prolog

Vor mir erkannte ich den scheinbar reglosen Körper eines Mannes auf der Straße. Als ich näher herantrat, entfuhr meiner Kehle ein erstickter Schrei. Der Körper des Mannes war zerschunden, von oben bis unten mit Schrammen verseht und aus der unteren Seite seines Bauches klaffte eine riesige Wunde, aus der unentwegt Blut herausquoll. Seine Gliedmaße waren in alle erdenkliche Richtungen verdreht und bei dem Anblick stieg mir die Galle hoch. Ich musste würgen und sichtlich mit mir selbst kämpfen, um mich nicht zu übergeben.

Aus der Ferne sah ich ein Auto anrollen und erneut entwich mir ein schriller Schrei, denn es würde geradewegs über den Mann hinüberfahren und so seinen endgültigen Tod bedeuten.

Doch niemand schien mich wahrzunehmen und auch der Mann war wie Luft für die Passanten. Es war zum Verrücktwerden. Mit ausdruckslosen Augen sahen die Menschen durch mich hindurch und liefen an mir vorbei. Wieso sah uns nur niemand? Was war hier los, verdammt? Die ersten Tränen liefen meine Wange herunter und ich war kurz davor, mir die Seele aus dem Leib zu weinen, da erblickte ich Ihn.

Er sah mich mit seinen durchdringenden Augen direkt an und sein Blick schien sich geradewegs in die Tiefen meiner Seele zu bohren. Augenblicklich versiegten meine Tränen und wichen einer Ruhe und Klarheit, die mir augenblicklich zeigten, was ich zu tun hatte.

Ich kannte diesen Jungen nicht, hatte ihn noch nie zuvor gesehen. Doch bereits nach dem ersten Blick konnte ich sagen, dass er etwas Besonderes war. Kein andere Junge hatte je zuvor solche Gefühle in mir geweckt. Und es war klar, dass ich nicht dazu imstande sein werde, ihn zu vergessen.

Mit einem plötzlichen Lächeln auf den Lippen schlug ich die Augen auf.