Gescheitert

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Meine Ehe war gescheitert. Gescheitert, ein seltsames Wort, als wäre alles nur ein Experiment gewesen, ein verzweifelter Versuch.

Die Tage, an denen alles begann, scheinen heute so unwirklich, wie ein halbvergessener Traum.

Ein Umzug. Ein Einzug. Ein Zuhause.

Ein Umzug. Der Duft nach Neuen. Neue Wohnung, neue Farbe, neue Möbel, neue Chancen.

Ein Büro. Sonnengetränkte Flure. Kalte Wände. Gesenkte Augen. Langsame Schritte. Schüchternes Lächeln.

Dann erste Blicke, erste Küsse, erste Liebe.

Lebkuchenherzen. Glühwein. Winterromantik.

Tänze zu unhörbarer Musik. Unendliche Gespräche. Unzählige Sommernächte.

Hitze. Frühstück im Bett. Kaffeeduft.

Ein Umzug. Ein Einzug. Ein Zuhause.

Ein Antrag. Ein Kleid. Eine Torte.

Kälte. Schnee. Weihnachtschaos.

Alltag. Vergessen. Enttäuschen.

Am Ende war unsere Beziehung wie eine Maus in der Falle, noch nicht ganz tot, aber bereits dazu verdammt.

Ich verbarg die Zweifel in den dunkelsten Winkeln meiner Selbst, in der Hoffnung sie würden irgendwann verstauben und vergessen sein.

Doch sie vermehrten sich, wuchsen, gedeihten.

Eines Tages kämpften sich nachtschwarze Schatten an die Oberfläche. Alles geriet in Brand.

Ich öffnete den Mund und die Worte stürmten unaufhaltsam hinaus.

Sie trafen ihn wie Kugeln und wir stürzten zusammen in den Abgrund. 

Die Schreibtischschublade - KurzgeschichtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt