Vermisst

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Kürbistumor

Pov. Manu

Tag 1

Ich sah auf meine Karte. Vor mir stand in gruseliger Schrift: Kind. Finde die Schlüssel und entkomme dem Nachbarn!
Ich rannte weg, weg vor den anderen, jeder von ihnen könnte sich im nächsten Moment in den Neighbor verwandeln und mich versuchen zu fangen und umzubringen. Ich hatte Angst. Schreckliche Angst. Aber nicht um mich, sondern um meinen besten Freund. Ich hoffte, dass er auch ein Kind war und das ganze hier überleben würde.
Aber kurz zur Erklärung: Wir waren gerade dabei, Secret Neighbor für Palles Kanal aufzunehmen, als es auf einmal furchtbar hell wurde.
Als ich aufwachte, stand ich vor dem Haus des Neighbors und erhielt meine Rolle. Das komische war nur, dass ich nicht die Klamotten meines Charakters an hatte, sondern meine Klamotten, die ich während der Aufnahme getragen hatte. Eine schwarze Hose und ein graues T-Shirt. Natürlich hatte ich meine Maske nicht auf. Ich wollte eigentlich nichts tun, und abwarten bis die Zeit abgelaufen war, nur kam kurz nach diesem Gedankengang eine Durchsage:
„Liebe Spieler! Ihr wurdet auserwählt, die erste Version von Reallife Secret Neighbor zu testen! Allerdings haben die Kinder nicht nur 5 Minuten Zeit, sondern fünf Tage. Pro Tag verkleinert sich die Map um einen Raum. Statt fünf sind fünfzehn Schlüssel im Haus versteckt. Jeder von euch hat eine Gabe, die individuell an euch angepasst ist. Sollte sich der Neighbor weigern, die Kinder zu jagen, sterben sowohl er als auch die Kinder. Viel Spaß und Glück!" Dann war die Durchsage vorbei, die freundliche Frauenstimme verstummte und mein Plan hatte sich in Luft aufgelöst.
Wenn der Neighbour fünf Tage Zeit hatte, uns zu finden, wäre die Idee mit dem Verstecken nicht sehr schlau. Ich meine, schon alleine die fünfzehn Schlüssel mit drei Leuten zu finden würde schwer genug sein. Und wenn ich mich dann daraus hielt, hätten wir keine Chance.
Ich hoffte so sehr, dass Palle ein Kind geworden war und wir hier wieder raus kommen würden. Ich glaubte, wenn wir hier rauskämen, würde ich ihn nach einem Treffen fragen. In diesem Moment waren mir die anderen beiden egal, nur mein verpeilter Kürbiskopf spielte eine Rolle in meinen Gedanken.
Ich hatte meine Gabe schon entdeckt und ich muss sagen, dass sie mir ganz gut gefiel. Ich hatte fünf Enderperlen bekommen, für jeden Tag einen. So könnte ich mich wenigstens nachts aufs Dach teleportieren, um vielleicht ein paar Stunden Schlaf zu bekommen.
Auf einmal hörte ich hinter mir eine Stimme, die sich später als Zombeys heraus stellte, rufen: „Manu! Manu, alles gut, ich will dir nichts tun, aber alle anderen sind weggerannt und ich habe Angst alleine!"
Er kam bei mir an und ich verdeckte schnell mein Gesicht mit meinen Händen. Auf keinen Fall sollten Zombey oder Palle wissen, wie ich aussah.
Als ich ihn allerdings schluchzen hörte, war mir meine Anonymität egal. „Zombey, hör auf zu weinen, es wird alles gut!" ,versuchte ich ihn zu beruhigen und nahm ihn in den Arm.
In diesem Moment war es mir egal, wenn er der Neighbor gewesen wäre, dann wäre ich halt tot gewesen. Aber er hörte nicht auf zu weinen. „Nein Manu wird es eben nicht, ich komme niemals im Leben zurück zu Chessie und den Hunden..."
...und selbst wenn die Kinder es schafften, den Neighbor zu besiegen, würde dieser sterben, dachte ich den Satz zu Ende. Auf einmal wollte ich einfach nur, dass Palle nie nach einer Aufnahme von diesem Spiel gefragt hätte. Obwohl ich jede Aufnahme und jede Sekunde mit ihm genoss, wünschte ich es mir gerade mehr als alles andere.
„M-manu? W-was i-i-ist das?" Zombey zeigte nach vorne, Richtung Haus. Als ich sah was er meinte, lief es mir eiskalt den Rücken hinunter. Dort, in einem Zimmer ging der Neighbor. Wir hatten extra für diese Folge die Namen ausgestellt, also konnte ich nicht wissen, wer der Neighbor war. Ich zog Zombey mit mir in den Schatten, hoffte, dass uns unser jetziger Feind nicht gesehen hatte. Wir hatten Glück, nach wenigen Sekunden verschwand er aus unserem Sichtfeld.
Als es langsam Abend wurde, nahm ich Zombeys Hand. Er sah mich verwirrt an, als ich ihn hochzog, also erklärte ich ihm: „Meine Gabe sind fünf Enderperlen, für jeden Tag eine, ich bin mir sicher, dass ich dich auch mitnehmen kann. Auf dem Dach sind wir sicherer als hier unten, komm!" Er nickte, hielt sich an mir fest und ich warf die Enderperle. Hätte ich das doch mal bei Varo 4 gemacht.
Oben angekommen gingen wir zum Schornstein und lehnten uns dagegen. Ich war neugierig, was Zombeys Gabe anging.
„Zombey, was ist eigentlich deine Gabe?" ,fragte ich ihn nach einer halben Ewigkeit des Schweigens. „Ich kann andere hypnotisieren, quasi lähmen. Ich habe aber keine Ahnung wie das funktionieren soll." Nachdenklich schaute er in den Sternenhimmel.
„Denkst du wirklich, wir kommen hier wieder raus, Manu?" Er sah mich hoffnungsvoll an. Ich dachte kurz nach. Schließlich antwortete ich ihm: „Ich denke schon. Wir müssen eben nur heraus finden, ob Dado oder Palle der Neighbor ist und dann müssen wir eigentlich nur die Schlüssel finden und...."
Ich stoppte. Ich hatte nämlich gemerkt, dass sich mein Monolog so angehört hatte, als wollte ich mir selber Hoffnung zureden. Also beließ ich es mit dem Ende meines Satzes und sagte stattdessen: „Lass uns schlafen gehen, wir müssen morgen nach den ersten Schlüsseln suchen." Ich wandte mich an Zombey, der mich fragend ansah, also nickte ich und er rückte näher an mich heran, legte seinen Kopf auf meine Schulter und nach wenigen Momenten war er eingeschlafen. Nach einiger Zeit zwang ich mich dazu, die Augen zu schließen, trotz meiner Angst, gefangen zu werden.

Oneshots📚✍️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt