Die Mandalorianerin seufzte zufrieden. Heute war ein wirklich guter Tag gewesen.
Sie hatte ein breites Lächeln aufgesetzt, als sie mit dem Helm in ihrem Arm zurück auf ihr Schiff kam. Die Rampe schloss sie hinter sich. Dann begab sie sich in den Lagerraum und platzierte ihren Fund ordentlich auf dem Regal, auf dem auch die anderen standen. Noch ein Stück weiter nach links gedreht, damit man die Bemalung besser sah... perfekt.
Alles in allem war es ein ziemlich erfolgreicher Trip gewesen. Ein neuer Helm war ihrer Sammlung hinzugekommen – und im Gegensatz zum letzten, bei dem sie ein paar mehr... Beziehungen hatte spielen lassen müssen, war dieser auch gar nicht mal so teuer gewesen. Nach diesem speziellen Stück hatte sie schon eine ganze Weile gesucht, und als sie einen Tipp bekommen hatte, dass er auf Batuu sein sollte, hatte sie sich sofort auf den Weg dorthin gemacht. Sie trat einen Schritt zurück und warf einen prüfenden Blick auf ihre stets wachsende Sammlung. Reihe um Reihe bemalter Helm und ein paar kleinere Kunstwerke – und Holo-Aufnahmen von jenen größeren Werken, die sie nicht hatte mitnehmen können. Sie waren ihr ganzer Stolz, und weckten bei jeder Betrachtung aufs Neue wundervolle... wenn auch zum Teil schmerzhafte Erinnerungen. Die Reihen im Schrank füllten sich langsam. Bald würde sie ein neues Regal brauchen.
Natürlich, ein Teil von ihr war enttäuscht. Ein wenig war sie das immer, auch wenn sie nach inzwischen beinahe zwei Jahren gelernt hatte, sich deutlich weniger Hoffnungen zu machen. Aber auch wenn sie wusste, dass sie im Grunde nur hoffnungslos Brotkrumen hinterher lief... sie wünschte sich viel zu sehr, mehr zu finden als nur ein paar alter Helme und Kunstwerke. So stolz sie die Sammlung ach machte und so intensiv und gerne sie auch darum kämpfte, sie zu vervollständigen... letztendlich war sie nur eine Ablenkung von dem, was sie eigentlich suchte und nicht fand.
Aber sie versuchte auch, zumindest ein wenig optimistisch zu bleiben – auch wenn das nicht gerade leicht war.
Ihre Hand schloss sich um den geriffelten, zylinderförmigen Lichtschwertgriff an ihrem Gürtel. Sie nahm die Waffe kurz in die Hand und betrachtete sie ehrfürchtig, wie sie es manchmal tat, wenn sie kurz davor war, die Hoffnung zu verlieren. Sie konnte gar nicht genau sagen, was... aber irgendetwas an dem grünen Licht der Waffe ließ sie ruhiger werden.
Warum konnte es bloß niemals einfach sein?
Sie wollte doch nur, dass ihre Familie endlich wiedervereint war. Warum fand die Galaxis, dass das zu viel verlangt war? Es war einfach nur unfair.
Sie vermisste sie. Oh bei Mandalore, sie vermisste sie viel zu sehr.
Ein Teil von ihr dachte immer wieder sehnsüchtig daran, einfach zurück nach Hause zu fliegen. Sie wollte, dass Tristan sie im Arm hielt und ihr Geschichten erzählte, wie er es oft getan hatte, als sie noch klein gewesen war. Sie wollte mit Ketsu trainieren und ihre albernen Prahlereien von ihrem neusten Abenteuer hören, bei denen sie sich nie ganz sicher war, ob sie nun wirklich passiert waren oder einfach nur ausgedacht. Sie wollte von ihren Großeltern irgendeine alberne Anekdote über ihre Eltern hören. Sie wollte auf der Ghost schlafen, in diesem wunderschönen kunterbunt bemalten alten Raum voller Erinnerungen, mit Jacen rumblödeln und Essen aus Heras Kühleinheit stibitzen. Sie wollte nach Lira San und Zeb und Alex besuchen.
Aber mehr als all das wollte sie etwas anderes. Auch nach all den Jahren, und obwohl sie eigentlich schon hätte erwachsen sein müssen – erst recht als Mandalorianerin, die die Zeremonie zur Aufnahme in die Welt der Erwachsenen bereits im Alter von dreizehn Jahren abschlossen –, wollte sie nichts lieber, als in die Arme ihrer Eltern zu laufen, von ihnen gehalten zu werden und sie sagen zu hören, dass alles gut werden würde. Und genau deshalb konnte sie jetzt nicht aufgeben. Sie konnte nicht umkehren. Wenn sie nicht weitersuchte, würde sich ihre Spur vollkommen im Sand verlieren und sie würde sie wahrscheinlich niemals wiedersehen.
Der Gedanke war unerträglich für sie. Erwachsen oder nicht... sie vermisste die beiden wahnsinnig, und war sich nicht sicher, ob sie ohne sie leben konnte. Sie vermisste alles, was das Leben mit ihnen mit sich gebracht hatte. Selbst die blöden Witze ihres Vaters, bei denen sie in der Mehrzahl der Fälle ihren Kopf gegen die Wand hatte schlagen wollen, und die liebevolle Strenge und beschützerische Art ihrer Mutter, die ihr mehr als einmal Hausarrest und ähnliche Strafen eingebrockt hatte.
»Manchmal bist du schlimmer als dein Vater, und glaub mir, wenn ich dir sage, dass das wirklich etwas heißen will«, hörte sie die Stimme ihrer Mutter schimpfen, nachdem sie sich bei einem kleinen Trainingsunfall im Alter von sieben ihr Handgelenk und zwei ihrer Rippen gebrochen hatte.
Sie erinnerte sich noch bildlich daran, wie kleinlaut ihr Onkel bei ihrer nächsten Begegnung gewesen war, und wie zurückhaltend generell in den nächsten Monaten. Leid getan hatte es ihm sowieso sofort, was passiert war... aber ihre Eltern hatten ihn wohl nach der Nummer ziemlich hart rangenommen.
Wohin auch immer sie gegangen war, ihre Eltern hatten sie beschützt... vor der Galaxis, und, wenn es nötig gewesen war, auch vor sich selbst. Es hatte sie zunehmend genervt, je älter sie geworden war... aber jetzt, im Nachhinein, wo sie all die Geschichten kannte und wusste, was sie alles durchgemacht hatten, als sie jünger gewesen hatten, verstand sie es.
Nach dem Leben, das sie hinter sich hatten, war es nicht verwunderlich, dass sie ihre Familie um jeden Preis hatten beschützen wollen. Und sie hatten sie immer aufrichtig geliebt... auch wenn sie nicht immer hatten für sie da sein können.
Verflucht, sie vermisste die beiden. Ihr waren Tränen in die Augen getreten. Sie verließ den Raum, nahm ihren mandalorianische Helm ab und platzierte ihn auf der Konsole im Cockpit, neben dem alten Familienbild, das dort seit Jahren stand. So glücklich, wie sie auf diesem alten Bild wirkte, war sie seit Jahren nicht mehr gewesen. Wie konnte sie das sein, bei allem, was momentan in der Galaxis passierte? Wie konnte sie wieder richtig glücklich sein, bevor sie sie gefunden hatte? Und was, wenn sie es nie tat? Sie schluckte lautstark, verdrängte den Gedanken, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und konzentrierte sich zunächst darauf, das Schiff zu starten. Sie hatte noch ein paar andere Flugziele, die sie in nächster Zeit anvisieren würde. Die Reihenfolge, in der sie die Ziele anfliegen würde, war bereits genauestens geplant. Sie musste nur die Planetenoberfläche verlassen und das nächste Ziel auf ihrer Liste ansteuern. Mal wieder ging es um ein Kunstwerk. Sie freute sich schon darauf, es ihrer Sammlung hinzuzufügen... und hoffte insgeheim auf irgendeine versteckte, tiefere Bedeutung im Bild, die ihr dabei helfen würde, ihre Eltern zu finden.
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Krownest
FanfictionManchmal wollte sie einfach aufgeben. Umkehren. Alles erschien ihr sinnlos. Was, wenn sie ihr Ziel nie erreichte? Es gab keine richtigen Hinweise, keine Spuren, denen sie hätte folgen können. Sie lief blind durch eine viel zu große Galaxis, auf der...