Der schreiende Katarakt des Todes

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Prolog

Die folgende Geschichte ist wahr und genau so geschehen wie ich sie hier niederschreibe (Ich schwör).

Meine Oma starb vor kurzem, für die Öffentlichkeit, nach einer kurzen und leidvollen Krankheit.

Kein Arzt konnte ihr helfen.

Jahrelang führte sie ein ganz normales Leben im nördlichsten Teil der Shetlands. Sie bewohnte mit ihrem Mann, meinem Großvater, ein Landhaus, dass seit über 430 Jahren in Familienbesitz ist.

Alles war gut, bis vor zwei Jahren ihr Mann spurlos verschwand. Von einem Tag auf den anderen. Er wurde nie mehr gesehen. Wochenlang suchten Polizei und Anwohner die gesamte Gegend ab. Auch ich war beteiligt. Wagte mich in dunkle Wälder und nah an steil herabfallende Klippen, nur um erfolglos immer und immer wieder seinen geliebten Namen zu rufen: "Großvater Richard". Nach einem viertel Jahr wurde die Suche aufgegeben und Omas Mann für Tod erklärt.

Von diesem Tag an vollzog sich im Wesen meiner Großmutter eine seltsame Wandlung. Sie war stets herzensgut gewesen. Hatte so oft ich sie besuchte frisches Gebäck in der großen Emailleschüssel neben dem Sideboard mit den Bildern all unserer Familienmitglieder stehen und umarmte mich mit einem lauten Lachen. Dann drückte sie mich an sich und ich roch das irische Moos in ihrem Haar.

....

Nie werde ich den Tag vergessen, als ich das erste mal in ihr Haus kam, nachdem man Richard für Tod erklärt hatte. Meine Eltern hatten mir verboten sie zu besuchen, doch ich widersetzte mich ihnen. Die Türen standen offen und der rauhe Wind, der von der See her landeinwärts peitschte erfüllte die schneeweissen Vorhänge wie von Geisterhand mit Leben um sie kurz darauf wieder wie tod erschlaffen zu lassen. Großmutter lag auf der Couch und schrie im Fieberwahn immer wieder: "Auf dem Dachboden, geht nicht auf den Dachboden". Ihr Haar war  schlohweiss geworden. - (Anm.: Man sagt, dass sich bei sehr schlimmen Ereignissen die Haare von einen Moment auf den anderen entfärben können). Die Adern an ihrer Schläfen pochten wie wild und ein rußfarbener Schleim lief ihr aus dem Mund. Der Geruch der sie umgab war fast nicht auszuhalten. Im ganzen Haus roch es nach Schwefel und näherte man sich ihr, so hatte man das Gefühl es würde einem die gesamte Wärme aus dem Körper gezogen. Als ich vor Ihr stand hielt sie für einen  kurzen Moment inne und drehte sich um.

Nie werde ich vergessen was für ein schrecklicher Anblick sich mir bot. Ihre Augen glühten wie Kohlen. Ihre Hände griffen nach mir und wollten sich mit den Nägeln bis tief in das Fleisch meiner Haut bohren. Der ganze Körper begann sich konvulsivisch aufzublähen. Wie Krater auf einem Mond platzen Hautfetzen von ihr ab und bildeten schwarze Moore auf dem Mohairteppich des Zimmers. Dann ein Schluchzen, das direkt aus der Tiefe ihres gepeinigten Herzens zu kommen schien. "Rachel renn, renne weg, sonst wird auch er dich holen, wie alle vor dir."

Ein Buch, dass ich vorher übersehen hatte löste sich aus ihrer Hand. "Nimm das und verbrenne es. Lese es auf keinen Fall. Du musst den Fluch vernichten."

Danach blähte sich ihr Körper ein letztes mal auf und sank leblos in sich zusammen.Stille.

Aus der Ferne hörte ich das Jammern des Windes. Es kam immer näher. Wie konnte das sein? Das Jaulen wurde lauter und ich glaubte Pferdehufe zu hören. 

Dann.

Ein Ruck,

die Flügeltüren der Veranda werden aus den Angeln gerissen und eine Kutsche, gezogen von zwei Rappen mit glühenden Augen, sprengt in das Zimmer. Auf dem Bock steht ein Hüne mit langem Rock und einer Peitsche an deren Enden abgetrennte Menschenköpfe hängen, die mit schmerzverzerrten Mündern um Gnade winseln. Ihre Augenhöhlen sind leer und aus den Hälsen tropft ein Meer aus Blut. Alles geht so schnell, dass ich gar nicht weis wie mir geschieht. Die Kutsche hält vor meiner toten Großmutter. Die Gestalt steigt von der Kutsche. Besieht sich kurz den leblosen Körper und wirft ihn sich mit einem Ruck über die Schulter.

Dann dreht er sich um zu mir und schaut mich hypnotisch mit seinen dunklen Augen an. Ich merke wie mein warmer Urin an den Innenseiten meiner Oberschenkel herab rinnt. Dann lacht er gellend auf, dreht sich um und schreit mir während er die Kutsche besteigt zu: "DU BIST DIE NÄCHSTE."

Als ich wie aus Trance erwache ist alles vorbei. Nur das Buch in meiner Hand und der inzwischen erkaltete Fleck auf meiner Hose erinnert an das Vergangene.

Hier beginnt die eigentliche, meine, Geschichte. Ich muss sie mir einfach von der Seele schreiben. Damit ich nicht verrückt werde und als Mahnung an all jene die mit den Mächten des Bösen all zu sorglos umgehen.

So lest...

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 27, 2014 ⏰

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