Untitled part

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Der orange-rot flammende Sonnenaufgang spiegelt sich im tiefen und kalten Blau des angrenzenden Meeres wieder. Ein schwacher Seitenwind streicht durch ihre Haare, küsst die zarten, roten Lippen und streift über das ruhige, schier endlose Meer. Brennende Lichter tanzen wie schwerelose Geister auf der Wasseroberfläche, Hand in Hand gleitend im gleichmäßigen Takt einer leisen Musik. Die Reflexion der ersten Sonnenstrahlen erscheint magisch, nahezu greifbar, während sie den wie von Diamanten bestückt glänzenden Meeresspiegel bricht. „Nur einen Schritt nach vorn", denkt sie sich, nur den rechten Fuß vor den linken setzen. Vielleicht zwei,oder drei Schritte...

Das kühle Salzwasser steigt ihr von den Schuhen zur Hüfte, und von der Hüfte bis zur Brust, dennoch läuft sie gebannt tiefer in das Meer hinein. Der Atem entweicht ihren Lippen, die Mundwinkel verziehen sich krampfhaft, während das salzige Wasser ihre schmerzende Lunge füllt. Das schummrige Blau vor ihren Augen verwandelte sich rapide mit einem hämmernden Pochen zu einem gewalttätigen Schwarz,Sekunden bevor sie das Bewusstsein verlor.

Als sie die Augen öffnete, erblickte sie unter sich den gespiegelten,violett brennenden Sonnenuntergang, wie er in all seiner Blüte die Wasseroberfläche durchbricht. Ihr Kopf brummt, während die Augen in eine hellblaue, lebendige Welt blicken, geteilt durch die glänzende Wasseroberfläche. Kleine und große Fische tauchen plötzlich aus allen Seiten auf, während ihr tiefer, am Meeresgrund, bunte Korallen und Muscheln mit ihren Farben ins Auge fallen. Schwerelos gleitet sie in der sanften Strömung, mit einem wunderschönen Sonnenuntergang und der lebendigen Welt des Meeres vor ihren bloßen Augen. Nach einer Weile streckt sie ihre Hand aus, die zarten Finger hinauf zur dunklen, violett brennenden Oberfläche. Erneut verliert sie für einen kurzen Moment das Bewusstsein, und erneut findet sie sich am angrenzenden Ufer wieder.

Die Sonne ist hinter dem Horizont verschwunden, und ein kalter Wind streift über den Strand. Mit Mühe richtet sie sich auf und klopft den Sand von ihrer durchnässten Kleidung herunter, wobei sie, zu ihrer eigenen Überraschung, eine leicht übersehbare Glasflasche mit einem Brief neben sich findet. Die Glasflasche zersprang in tausend kleine Stücke, in tausend Diamanten mit Ecken und Kanten, als sie nach dieser griff. Lediglich der kleine, etwas zerknitterte Briefbestand, und las sein Gedicht:


Schwarze Silhouetten ertrinken im reichen Blau,

hinabgleitend ins tiefe Grau.

Vergessen ihr zarter Körper,

unausgesprochen,die nun leeren Wörter.


Geschrieben mit Stift und Sang,

für sie, und sie allein.

Doch in der Tiefe so leise der Klang,

„Entschuldige",denn einst warst du mein.


Ein Pergament versunken,

die Schrift langsam schwindet.

Tief im Meer ertrunken,

wo die Liebe sich findet.



 Vers für Vers entstehen die Strophen unserer Gedichte, doch Zeile für Zeile schreiben wir die Geschichten, aus denen unsere Träume bestehen. Und so verblieb sie noch eine Weile am Ufer, mit dem Blick zum Sternen erleuchteten Himmel, denn der Mond scheint für sie, und sie allein.

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⏰ Last updated: Sep 15, 2019 ⏰

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