Kapitel 1:Der frühe Vogel fängt den Wurm

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Es ist wie ein jährliches Ritual: fast jede Herbstferien habe ich seit der 2. Klasse auf Mallorca mit meinen Großeltern verbracht. Und auch dieses Jahr bin ich hier und mittlerweile in der 10. Klasse. Ich bin es nicht wirklich gewohnt auszuschlafen, weil wir um spätestens acht Uhr aufstehen. Einerseits würde ich die Ferien gerne zum Schlafen nutzen, doch ich kann den Sinn dahinter verstehen. Mein Opa sagt immer, dass er noch etwas vom Tag haben möchte. Diese Ferien nehme ich ihn bei Wort und ich bin fast jeden Morgen noch vor meinem Wecker wach. Der schellt übrigens um sieben Uhr. Aber anders als während der Schule, fällt mir das Aufstehen wunderbar leicht

Auch diesen Morgen bin ich schon um viertel vor sieben aufgewacht. Meine Morgenroutine besteht darin, in die Küche zu gehen und einen Tee zu kochen. Während das Wasser langsam warm wird, bereite ich den Balkon vor. Ich lege ein Buch auf den Tisch und trage meine dicke Wolldecke raus. Auch wenn die Tage noch angenehm warm sind mit ihren 30 Grad, sind die Morgen- und Abendstunden echt frisch. Nachdem das Wasser endlich kocht, nehme ich den Topf vom Herd, brühe meinen Tee auf und trage ihn ebenfalls nach draußen. Draußen dämmert es schon, die Sonne geht gleich auf. Bevor ich mich setze, stehe ich am Balkongelände und blicke aufs Meer. Der Ausblick ist atemberaubend. Vielleicht ist es für andere nur ein Blick aufs Wasser, nichts Ungewöhnliches. Für mich fühlt es sich so an als wäre ich zu Haus angekommen. Ich spüre förmlich wie meine Dopamine übersprudeln. Eine wohlige Wärme breitet sich in meinem ganzen Körper aus. Gleichzeitig bekomme ich Gänsehaut von der kühlen Seebrise. Ich erschaudere und kuschele mich auf dem Stuhl in meine Decke ein. Zugegebenermaßen bin ich immer zu fasziniert vom Meer, von den Palmen, die sich sachte zum Rhythmus des Windes bewegen. Darum bleibt das Buch jeden Tag auf dem Tisch liegen.

Mein Kopf ist leer. Keine unnötigen Sorgen. Nichts. Einfach nur, das Meer, die Wellen, der leere Strand, ein paar Frühsportler und ich. Und jetzt endlich kam der rote Feuerball zum Vorschein. Wie kann man sich nur jemand dieses Naturspektakel entgehen lassen? Er brachte das Meer zum Funkeln und den Himmel färbte er in rosa rot Tönen. Diese Momente sind die magischsten, die ich bis jetzt erlebt habe. Ich könnte den ganzen Tag auf dem Stuhl sitzen und die Stille genießen. 

"Mensch, Camila, was machst du denn da draußen? Du erkältest dich nur!", ich schrak aus meinem Trance-Zustand hoch. "Oma, du hast mich erschreckt", ich sah sie mit aufgerissenen Augen an, "Quatsch, ich bin dick in meine Decke eingepackt und habe mir einen Tee gekocht. Wie spät ist es eigentlich?" "Es ist gleich halb neun", rief mein Opa von hinten. Also stand ich auf, räumte meine Sachen weg und machte mich fertig.

"Gut, dann können wir ja frühstücken.", sagte ich mit einem Lächeln.

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⏰ Last updated: Sep 17, 2019 ⏰

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Sonne, Meer und TränenWhere stories live. Discover now