Chapter 2

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Mein Ex-Freund ist ein Autonarr gewesen. Fast sein ganzes, monatliches Einkommen floss in seinen Nissan, Strafzettel wegen zu schnellen Fahrens bekam er sobald sein Auto die Garage verließ. Ich bin es also gewohnt mit jemanden im Auto zu sitzen, der sobald er sein Auto startet unsere beiden Leben in Gefahr bringt. Das wir aber für die Fahrt vom Polizeirevier bis in die Innenstadt gerade einmal zwanzig Minuten brauchten obwohl es Freitagmorgen ist, ist nicht einmal mehr nur lebensgefährlich, sondern komplett lebensmüde. Preston muss einen Todeswunsch verspüren, anders kann ich mir sein Benehmen nicht erklären. 

Obwohl ich angeschnallt bin, klammere ich mich an den Haltegriff der Tür während mein Blick an der Straße klebt. Der Wolkenbruch hat die Straßen in kleine Bäche verwandelt, Aquaplaning ist also quasi vorprogrammiert, doch ich versuche nicht daran zu denken. Lieber konzentriere ich mich auf die Regentropfen, die unaufhörlich auf das Autodach über uns fallen - in einem schnellen Takt klopfende Geräusche verursachen.

Als er das Auto endlich vor dem Firmengebäude zum Stehen bringt, erlaube ich es mir durchzuatmen. Mein Herz hat noch nicht realisiert, dass die Höllenfahrt vorbei ist. Es will mir aus der Brust springen, während mein Gehirn dabei ist Rachepläne gegen Preston zu schmieden, dafür das er uns diesem Stress ausgesetzt hat.
Langsam drehe ich mich nach hinten, nehme meine Aktentasche, in der nur einige Unterlagen lagern, vom Rücksitz und drücke sie mir an die Brust. Nur für einen kurzen Moment. Im Nächsten schlage ich Preston damit gegen die Schulter, so fest ich kann.

„Was ist falsch bei Ihnen?!" Jedes meiner Worte unterstreiche ich mit einem Schlag. „Verflucht nochmal! Wir hätten von der Straße abkommen können! Es schüttet draußen!" Meine Stimme ist einige Oktaven höher als sonst, als ich die Worte ausspreche.
Preston sieht mich an, die Augenbrauen fragend zusammengezogen. Er packt meine Aktentasche bevor ich ihn noch einmal damit schlagen kann. „Mein Vater hasst es wenn Menschen zu spät kommen. Das hast du selbst gesagt, Alba."

Das ist seine Erklärung? Was für eine beschissene Erklärung ist das? Crawford Senior hasst Verspätungen und das weiß ich, allerdings ist mir nichts wichtiger als mein Leben und vor allem nicht mein Job.
„Sie sind verrückt. Total verrückt. Wenn Sie das nächste Mal den Wunsch verspüren mit dem Mann der eine Sense bei sich hat zu sprechen dann bitte ohne mich." Mit diesen Worten reiße ich ihm meine Aktentasche aus der Hand, öffne die Tür und steige aus dem Wagen. Ich halte sie mir über den Kopf um nicht nass zu werden während ich schnellen Schrittes zum Eingang laufe, wo heute John, der Securitymann am Empfang sitzt, der mich kennt und auch ohne Ausweis hinein ins Warme und Trockene lässt.

Am liebsten hätte ich Preston noch ganz andere Worte an den Kopf geworfen. Meine Eltern haben mich jedoch dafür zu gut erzogen. Ich streiche mir einige lose Strähnen nach hinten, atme tief durch und straffe die Schultern. Innerlich bereite ich mich auf die schlechte Laune meines Bosses vor, die noch schlechter werden wird, wenn ich ihm sage das ich weder seinen Anzug noch den Kaffee geholt habe. Es wird keine Rolle spielen das es überhaupt nicht meine, sondern die Schuld seines Sohnes ist. Ich werfe einen Blick auf die Uhr an meinem Handgelenk und stelle fest das es nach halb acht ist. Verflucht nochmal! Wie schön wäre es nur wenn es schon Abend wäre, wenn mein Arbeitstag schon vorbei wäre und ich nicht jetzt gleich in das Büro meines Chefs gehen müsste.
Stattdessen stehe ich am Eingang des Firmengebäudes, warte auf den verzogenen Berufssohn der mir den ganzen Ärger eingebrockt hat und als er dann endlich neben mir steht, setze ich mich in Bewegung. Ohne ein Wort mit ihm zu wechseln, drücke ich den Knopf des Aufzugs. Preston, der direkt neben mir steht, baggert die beiden neuen Praktikantinnen an, deren Äuglein jetzt schon kurz vorm Herauskullern sind. Erbärmlich.

Die Aufzugstüren gehen endlich auf, ich seufze erleichtert darüber das ich mir das Gekicher, die nervigen Anmachsprüche nicht mehr anhören muss und steige in den Aufzug während Preston nicht einmal die Anstalt macht sich zu rühren. Stattdessen ist er fleißig damit beschäftigt mit einer Haarsträhne der blondhaarigen Gans zu spielen, sie um seinen Finger zu wickeln. Ich kann mir nur zu gut vorstellen was er ihr da vorsäuselt – dass er so eine hübsche Frau noch nie gesehen hat, dass sie was Besonderes ist. Es ist eigentlich unglaublich, das es wirklich noch Frauen gibt, die auf Preston Carwfords Masche reinfallen.
Rasch schiebe ich einen Fuß zwischen die sich schließenden Aufzugstüren und seufzte entnervt.

The DealWo Geschichten leben. Entdecke jetzt