Zurück in der Schule

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Cassandra blickte auf. Sie war lange nicht mehr hier gewesen; sehr lange. Seit ihrem Abschluss vor einigen Jahren hatte sie Hogwarts nicht mehr betreten. Doch dies lag weder an schlimmen Erlebnissen oder Zerwürfnissen mit Mitschülern oder Lehrern noch daran, dass sie eine schlechte Schülerin gewesen wäre, sondern schlicht und ergreifend an der Tatsache, dass sie schon immer die Welt sehen wollte. Durch ihre Liebe zu Tieren, anderen Ländern, Sprachen und unendlichem Wissen über Zauberei hielt es Cassandra nie lange an einem Ort. Und so hatte sie die vergangenen Jahre in vielen Ländern verbracht und endlose Abenteuer erlebt. Nun war sie wieder hier. Zumindest vorübergehend redete sie sich ein während sie langsam auf die großen Türen ihrer ehemaligen Schule zuschritt.

Cassandra war zu ihrer Schulzeit keineswegs eine Überfliegerin gewesen. Ihre Noten waren nur dort herausragend wo auch ihr Interesse lag. Und das war weder Wahrsagen noch Geschichte von Hogwarts gewesen. Magische Tierwesen, Verwandlung und Runen hingegen fand sie äußerst spannend. Und so verwunderte es auch niemanden groß, als sie nach ihrem Abschluss einen Koffer packte und die Welt hinaus reiste. Immer auf der Suche nach neuen Tierarten, Verwandlungsmöglichkeiten und alten und seltenen Sprachen.

Wie auch schon zu Schulzeiten brach – „beugte" sagte sie allerdings lieber – sie dabei nicht wenige Regeln der Zauberei. Meistens entging sie allerdings größeren Strafen. Dies lag zum einen schon immer an ihren großen blauen Augen, den schulterlangen mittel blonden Haaren und ihrer kleinen Statur – einem Aussehen als könnte sie kein Wässerchen trüben – und zum anderen an ihrer Fähigkeit, blitzschnell umzuschalten und sehr überzeugende und mit Fakten untermauerte Lügen zu erzählen. Klug und hübsch zu sein hatte definitiv seine Vorteile. Sie musste unwillkürlich lächeln als sie an die vielen Stunden in der Bibliothek bei Nacht oder ihre vielen Besuche um verbotenen Wald dachte. Die meisten davon hatte sie mit Charlie verbracht.

Charlie Weasley hatte ihre Liebe zu Tieren geteilt. Sie waren beide fasziniert von Zentauren, Drachen, Nifflern und von der Legende Newt Scamander, der für Cassandra ein großes Vorbild war. Letztlich hatte sie ihre gemeinsame Leidenschaft auch einander näher gebracht. Die letzten drei Schuljahre waren sie und Charlie ein Paar gewesen. Als Charlie jedoch nach seinem Abschluss die Stelle in Rumänien antrat und sich damit seinen Traum von der Arbeit mit Drachen verwirklichen konnte und Cassandra nach Mexiko wollte um sich dort auf die Suche nach einem mystischem Wesen zu machen, trennten sich ihre Wege. Doch noch heute standen sie in Kontakt und besuchten sich gegenseitig. Auch zur restlichen Weasley-Familie spürte Cassandra noch immer eine enge Verbundenheit.

So freute sie sich auch sehr darauf, die jüngeren Weasley-Kinder bald wieder zu sehen. Fred und George waren bereits in ihrem vorletzen Schuljahr. Wie sie gehört hatte, heckten die beiden immer irgendwas aus. Das hatte sich scheinbar nicht verändert. Ron war in Jahr vier und mit niemand geringerem als Harry Potter befreundet. Das war anfangs eine große Sache in der Familie gewesen und Molly hatte den Jungen schnell als einen der ihren angesehen – so ging es jedenfalls aus Charlies Briefen hervor. Sie vermisste Charlie, das konnte sie nicht leugnen. Aber sie sah keine realistische Möglichkeit, wieder zu ihm zu finden. Ginny war bereits in ihrem dritten Schuljahr. Unglaublich, wie die Zeit gerast war. Ebene noch spielte Cassandra mit den Weasley verstecken auf ihrem riesigen Grundstück und nun kam sie zurück an die Schule. Allerdings als Gastprofessorin.

Professorin. Das klang so unwirklich. Was hatte sie denn schon groß geleistet, dass ihr diese Ehre zuteil wurde? Klar, sie hatte sich in der Welt der Magizoologen einen Namen gemacht. Wissbegierig. Kreativ in der Anwendung und äußerst geschickt in der Verknüpfung des Erlernten mit anderen Gebieten. Im Grunde spiegelte sie exakt die Talente wieder, die ihr ehemaliges Haus darstellte – Ravenclaw. Kein anderes Haus hätte besser zu ihr gepasst. Obwohl der sprechende Hut ihr bei einem ihrer nächtlichen Ausflüge (hier: in Dumbledores Büro um mit Fawkes Zeit zu verbringen und mehr über Phönixe herauszufinden) verraten hatte, dass er auch kurz an Slytherin gedacht hätte. Denn Cassandra besaß sowohl eine Menge Ehrgeiz als auch die List, zu bekommen was sie wollte und einen scheinbar nicht endenden Einfallsreichtum, der ihr bei mehr als einer Gelegenheit aus der Patsche geholfen hatte.

Vielleicht war sie auch deswegen besser mit ihren Mitschülern aus Slytherin klar gekommen als die meisten anderen aus ihrem Jahrgang (Diesen bescheuerten Wettstreit unter den Häusern hatte sie immer als extrem lästig und nervtötend empfunden. Sie schätze eine gewisse Rivalität, aber einige Schüler nahmen diese Häuser-Sache viel zu ernst.). Sogar der bei den meisten verhassten Professor Snape schien mit ihr nicht ganz so ungerecht umzugehen wie mit den allen anderen Nicht-Slytherins.

Ja, die Schulzeit war toll gewesen. Cassandra hatte viel gelernt und erlebt. Allerdings bereitet die Schule nur bedingt auf das Leben als Erwachsene vor. Das hatte sie bereits mehrfach schmerzlich erfahren müssen. Jetzt aber schüttelte sie diese unangenehmen Erinnerungen ab und trat durch die Tür. Hogwarts hatte sich kaum verändert. Sie hätte noch immer alle Wege im Schlaf gefunden. Und so führten sie ihre Füße geradewegs zum Büro von Albus Dumbledore.

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