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Jaspers Füße zogen sich langsam über den Kopfpflaster, während er noch unsicher neben Charlie hertappte, dessen Augen fest auf den kleinen Asia gerichtet waren. ,,Und?", fragte Jasper. Gerade so konnte Jasper erkennen, dass Charlies braunen Augen seinen Blick erwiderten durch seine schwarzen Haare verborgen. ,,Wo hast du gewohnt, bevor ihr hier her gezogen seid?", fragte Jasper zu ende. ,,Ach", sagte Charlie, während Jasper die Tür offen hielt, ,,ich habe schon immer hier gewohnt." ,,Hast du?", fragte Jasper überrascht. ,,Ja", bestätigte Charlie.

Sie gingen zur Kasse. ,,Standardgericht 3 mit Fanta", sagte Jasper. ,,Standard 2 mit Sprudelwasser", sagte dann Charlie. Jasper setzte sich an ein Tisch in der Ecke mit dem Fenster zum Marktplatz. Charlie nahm den Platz gegenüber ein. Sobald sich die Blicke streiften, schauten beide aus dem Fenster. 
,,Aber aufs Omikon-Gymnasium gehst du doch erst seit dieses Schuljahr?", sagte Jasper verunsichert. 
,,Das schon", bestätigte Charlie, ,,aber wie du wahrscheinlich weißt, wohne ich an der Stadtgrenze." Jasper wurde rot, als er sich erinnerte wie er Charlie vor dessen Haus zugewunken hatte. Charlie sprach: ,,Ich bin also zu vor auf die Zeta gegangen und erst nun zum Abitur aufs Omikon gewechselt."
,,Ich verstehe. Das Omikon bietet auch ein besseres naturwissenschaftliches Profil als die Zeta", vermutete Jasper. 
,,Das ist sicherlich auch ein Grund", lächelte Charlie verlegen, ,,aber ich hatte die ein oder anderen Probleme mit meinen Mitschülern."
,,Ich hatte dich gar nicht so streitlustig eingeschätzt", scherzte Jasper.
Mit hochgezogenen Augenbrauen und ernsten braunen Augen fragte Charlie: ,,Soll ich dich nochmal schlagen, Jasper?"
,,Nein, nein", bestritt Jasper schnell und hielt seine Arme schützend vor sich.
,,Euer Essen", sagte die Kellner mit einem leichten scharfen Unterton. Jasper setzte sich ordentlicher auf den Stuhl und schaute verstohlen zu Charlie, dessen Haare einen Großteil seines Blickfeldes abdeckten. Die beiden Jungs schwiegen bis die Kellerin sich von den beiden entfernt hatte. 
,,Guten Appetit", murmelte Charlie.
,,Guten Appetit", gab Jasper laut zurück. 
Als Jasper fast seinen Nudeln aufgegessen hatte, kam er nochmal auf das Thema zurück. ,,Also hast du dich mit anderen angelegt?"
,,Nein", antwortete Charlie amüsiert, ,,das könnte man nicht so sagen. Ich lege mich doch nicht kraft mäßig mit anderen Jungs an. Sagen wir so: Viele Schüler fanden mich wohl seltsam. Jedenfalls kam ich mit vielen der anderen nicht besonders gut klar und habe nicht allzu viel Anschluss gefunden."
,,Du hattest also keine Freunde?", fragte Jasper benommen.  
,,Doch, nur könnte ich nicht gerade behaupten wie du, dass die halbe Schule meine Freunde sind. Nur die meisten Schüler waren mir suspekt", erklärte Charlie. 
,,Die Schüler des Omikon sind sowieso alle viel cooler als die der Zeta", gab Jasper an. 
Skeptisch forderte Charlie auf: ,,Das musst du beim nächsten Spiel gegen die Zeta beweisen."
,,Auf jeden", sagte Jasper zielsicher und stieß seine Faust in die Luft. Der scharfe Blick der Kellnerin ließ ihn seine Hand wieder zurück ziehen. ,,Ich wusste nicht, dass du weißt, dass ich Basketball spiele."
Charlie grinste amüsiert. ,,Das kann man nicht nicht wissen. Ich habe schon von mindestens fünf Leuten gehört, dass du die meisten Körbe wirst."
,,Ach echt?", sagte Jasper verlegen, aber mit einem breiten Grinsen.
,,Wie gesagt, im Gegensatz zu mir scheinst du wirklich beliebt zu sein an deiner Schule", wiederholte Charlie, während sich die Tür des Imbisses öffnete.

Eine fröhliche Emily und ein gelassener Markus machten sich auf den Weg zu den anderen beiden Jungs. ,,Hallo, Jasper", begrüßte Emily ihn laut. Den wütenden Blick der Kellnerin im Rücke konnte sie gar nicht erst wahrnehmen. 
,,Hey", entgegnete Jasper, dem nicht entging wie Charlie näher an die Wand rückte.
Markus erwähnte kurz: ,,Moin!"
Emily umarmte den auf den Stuhl sitzenden Jasper von hinten. ,,Ich freue mich, dass es dir besser geht", flüsterte sie ihm zu. Dann löste sie sich und reichte Charlie die Hand. ,,Guten Tag, Charlie, ich bin Emily Brinkmann. Es freut mich dich kennen zu lernen", sagte sie während sie sich die Hände schüttelten. Charlie nickte nur mit kühler Miene, doch Jasper war sich sicher, dass jener etwas überfordert war.
Emily machte einen Schritt zurück. ,,Vor allem freut es mich, dass ihr euch vertragen habt. Jasper hatte leichte Schuldgefühle deswegen", sagte sie empathisch.
,,Untertreibung", nuschelte Markus. Innerlich atmete Jasper genervt aus, obwohl er das gleiche wie Markus gedacht hatte. Markus sprach aber sogleich lauter und deutlicher: ,,Wir haben euch von draußen entdeckt. Ihr habt euch ziemlich amüsiert. Ich wusste gar nicht, dass du auch Lachen kannst, Charlie?"
,,Anscheinend doch", murmelte Charlie. Doch Jasper entgegnete schon: ,,Und das von dir Markus? Du bist auch nicht gerade der fröhlichste Mensch."
,,Ich zeige aber durchaus einen Humor", erwiderte Markus.
Irgendwo zwischen ernst und Sarkasmus sprach Emily:  ,,Der freundliche Kerl zu meiner linken ist Markus. Nimm seine Worte nicht zu persönlich."
,,Ich spreche doch nur die Wahrheit", antwortete Markus ruhig. 
,,Leider", murmelte Jasper.
,,Zu taktlos", sagte Emily gleichzeitig. Die beiden lachten.
Markus stupste Emily an. ,,Wir sind mit einem Ziel hier rein gekommen. Ich möchte nicht die ganze Zeit mit euch hier rum albern. Ich habe noch etwas erledigt."
,,Natürlich, Markus", sprang Emily darauf an. Sie wandte sich wieder zu Jasper. ,,Ich dachte, wir könnten mal demnächst Kegeln. Markus hat dem schon zugestimmt, also für diesen Samstag."
,,Das ist eine super Idee", fand Jasper. ,,Ist es in Ordnung, wenn ich Charlie auch einlade?" 
Markus zuckte mit den Schultern, während Emily gleich sagte: ,,Klar, doch."
Fragend blickten die drei Charlie an. Seine schwarzen langen Haare verdeckten wie so oft fast seine Augen. ,,Also, ja, ich habe Zeit und Lust, wenn ihr mich dabei haben wollt." Jasper und Emily nickten bestätigend. ,,Ich würde noch gerne Michel mitnehmen", fügte Charlie hinzu.
,,Das sollte kein Problem sein", sagte Emily unsicher, während sie die anderen beiden fragend anschaute. Die das bestätigten. ,,Super", freute sich Emily, ,,dann bis Samstagabend. Lasst es euch noch schmecken." Deren Teller waren schon lange leer. 
,,Bis dann", rief Jasper ihr und Markus, der ihr langsam folgte, hinterher. 

,,Deine Freunde habe echt sehr unterschiedliche Charaktere von sadistisch bis sehr freundlich", erwähnte Charlie, während die Kellnerin Markus und Emily eine Standpauke hielt. Emily entschuldigte sich sehr oft, während Markus unbeeindruckt hinter ihr stand.
,,Stimmt, ich komme einfach mit beiden klar", bestätigte Jasper, während Emily und Markus den Imbiss verließen. Jasper beobachtete wie die beiden sich draußen verabschiedeten und getrennte Wege gingen. Dabei schritt Emily einige Meter entfernt am Fenster vorbei. Sie schaute rein und schritt mit einem Lächeln davon.
Charlie sagte: ,,Sie war heute glücklicher als sonst."
,,Sie ist nie besonders traurig der gelangweilt", entgegnete Jasper.
,,Keine Ahnung, aber heute wirkte ihr Fröhlichkeit stärker", behauptete Charlie.
,,Weswegen sollte sie sich mehr freuen?", fragte Jasper irritiert und schaute eine Antwort abwartend zu Charlie, dessen Augen wohl noch durchs Fenster Emily folgten.
,,Das st doch schon fast offensichtliche", lachte Charlie, den Blick nicht abwendend.
,,Sag schon", forderte Jasper auf.
Belustigt schüttelte Charlie den Kopf. ,,So was kann ich dir nicht sagen", beharrte er und während er lächelte wanderten seine Augen vom Fenster zu den grünen von Jasper.
Jegliches Betteln schmetterte Charlie ab, bis er ein neues Gesprächsthema fand und sie nach dem Essen gemeinsam nach hause fuhren.

Die JungstoiletteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt