Eins

4 0 0
                                    

"Bist du bereit?"

Peter steht in der Tür, die große schwarze Nylontasche in der Hand. 

Darin befinden sich die letzten Stücke aus ihrer alten Wohnung, die, die nicht mehr in die Umzugskartons gepasst hatten. Einige Töpfe. Bücher. Schlafanzüge und ihr Kopfkissen. Und Proviant für die vierstündige Autofahrt, die ihnen jetzt bevorstand. 

Alma nickt. 

"Bereit". 

Sie schließt die Wohnungstür hinter sich, während Peter übermütig das Treppenhaus hinunter läuft. Langsam schließt sie die Tür ab, zweimal, wie gewohnt, und sieht sich auf dem Stockwerk um. Eine gewisse Wehmut mischt sich in die Vorfreude auf den nächsten Abschnitt in ihrer beider Leben: Ein eigenes Haus. Gemeinsam finanziert, gemeinsam renoviert und hergerichtet, für ein Leben, das fernab von der Großstadt stattfinden soll; auf dem Land, in der Nähe eines Dorfes. Beinahe einsam gelegen. Der perfekte Ort, um zur Ruhe zu kommen, nach vielen anstrengenden Jahren der Arbeit, der Karriere, und das, obwohl sie beide noch nicht einmal Mitte dreißig sind. Vielleicht der Ort, um eine Familie zu gründen.

Alma verspürt das inzwischen vertraute Gefühl der Aufregung und des Stolzes, als sie langsam die Treppe nach unten steigt. Bald würden ihre besten Freunde, ein befreundetes Ehepaar, mit ihrer kleinen Tochter zu Besuch in ihr kleines Häuschen kommen, um dort mit ihnen zusammen den Weihnachtsurlaub zu verbringen. Alma freute sich auf lange Gespräche vorm Kamin, viele Flaschen Wein und lustige Abende, frische Luft auf den Wanderungen durch die langgestreckten Wälder rund das kleine Haus. Mein Hexenhaus, dachte sich Alma schmunzelnd. So nannte es Peter, als sie es das erste Mal besichtigt hatten, überrascht davon, wie viele Zimmer sich in dem von außen klein anmutenden Gebäude befanden. 

Die Lage des Hauses, direkt am Waldrand, umringt von vier riesigen Fichten, die im Sommer sicherlich kühlen Schatten spendeten, jetzt im Winter allerdings eine etwas düstere Stimmung verbreiteten, der kleine Friedhof des nächsten Dorfes in unmittelbarer Nähe, das weißverputzte Haus mit den schwarzen Giebeln und kleinen Erkern an jeder Hausecke, dies alles bewog Peter dazu, es noch vom Auto aus als Hexenhaus zu betiteln. Wohl auch, um gegen Alma zu sticheln, die immer schon eine gewisse Nervosität im Bezug auf Übernatürliches gezeigt hatte, worüber Peter nur lachen konnte. Er zeigte sich stets furchtlos.

Der Kaufpreis und sämtliche Konditionen ließen dann auch bei Alma alle Zweifel verstummen. Bei einem solchen Angebot musste man zuschlagen, das war völlig klar. Und somit hatte der Start in einen neuen, aufregenden Lebensabschnitt begonnen. 









You've reached the end of published parts.

⏰ Last updated: Nov 03, 2019 ⏰

Add this story to your Library to get notified about new parts!

WinterhexeWhere stories live. Discover now