Aron erzählt: "Ihr wollt also wissen, wieso wir Tiggi keine technischen Geräte mehr zum Geburtstag schenken. Ich erzähle dann mal die Geschichte..."
...
Tiggi wünschte sich schon lange eine Waschmaschine. Sie ist ein Freund des Fortschritts und die alte Art des Waschens, wie sie meine Großeltern liebten, erschien ihr veraltet. Reinlichkeit ist aber das halbe Leben, und so ging Tequila in ein Geschäft mit dem Wunsch, eine Waschmaschine zu kaufen:
„Was soll es sein?" fragte der Verkäufer.
„Eine Waschmaschine."
„Eine Perfekta, eine Elita, eine Juwelia?"
„Welche ist die Beste?"
„Die beste ist die Vollautomatische."
„Wie geht sie?"
„Alles in einem Gang, schmutzig hinein und blütenweiß heraus."
„Zuverlässig?"
„Ganz zuverlässig, es kann nichts passieren."
Die Waschmaschine kam ins Haus. Tequila freute sich wie ein Kind.
„Wohin?" fragten Jack und Bello, die die Maschine brachten.
„Ins Schlafzimmer, neben das Barockbett."
Die Rüden zuckten die Schultern, sie waren die sonderbarsten Wünsche gewöhnt. Sie zeigten mir die Bedienungsknöpfe und gingen.
„Gutes Waschen!" sagten sie. Es war ihr gewohnter Abschiedsgruß beim Liefern einer Waschmaschine.
Jetzt war Tequila allein mit ihrer Waschmaschine, dem Wunder unseres Jahrhunderts. Sie öffnete den Deckel und schaute von oben hinein. Tequila beglückwünschte sich, das größte der Modelle genommen zu haben. Es war ein guter Einfall gewesen, denn es war sehr wenig Platz darin.
Tequila ging kaum hinein, wie sie feststellte, als sie ausgezogen in sie hineinstieg. Dabei ist sie von kleiner Statur. Was machen die großen und die dicken Männer? Doch das war jetzt nicht ihre Sorge - sie jedenfalls hatte richtig gewählt.
Tiggi saß darin zwar nicht recht bequem, aber wahrscheinlich gewöhnt man sich daran.
Ab heute brauchte sie sich nicht mehr selbst zu waschen, Tiggi hatte ja eine Waschmaschine, die dies für sie machte. Schmutzig hinein und blütenweiß heraus, ohne jeden Handgriff, so hatte es ihr der Verkäufer gesagt, sogar trocken würde Tiggi herauskommen. Verächtlich blickte sie auf Waschlappen, Seifenschale, Nagelbürste und Handtuch, sie hatte sie nicht mehr nötig.
Ja, unser Jahrhundert!
Ihre Mutter, wenn sie sie jetzt sehen könnte, sie hätte ihre helle Freude an ihr. Wie oft hat sie sie gemahnt, Hals und Ohren zu waschen, richtig mit Seife, denn ohne Seife ist die Wäsche, nur eine halbe Wäsche - so pflegte sie oft zu sagen. Seife macht gesund und pflegt die Haut. Wie oft hatte sie als Junge noch einmal zum Waschbecken zurückgehen müssen, und die Prozedur begann noch einmal von vorn. Jetzt geschah alles automatisch mit der Waschmaschine.
Tiggi betrachtete die Knöpfe. "Gewünschte Wärme", stand auf einem. Tequila stellte auf 38 Grad ein, das ist eine angemessene Temperatur. Auf dem 2. Knopf stand "Vorwäsche". Sie drückte ihn und kroch in das Innere ihrer Maschine zurück. Die Prozedur begann. Sie brauchte sich nicht zu bewegen, von allen Seiten strahlte fein und köstlich Wasser auf sie. Ein Wonnegefühl schoss in ihr auf, dem sie sich ganz hingab. Sie bereute, sich nicht die Jahre vorher einer Waschmaschine bedient zu haben.
Zugegeben, die Trommel, in der sie saß, drückte ein wenig, auch schoss ihr mancher Wasserstrahl dorthin, wo sie nicht unbedingt nass werden wollte, aber es war trotzdem eine großartige Sache.
Als Tiggi nun genug eingeweicht war, hob sie den Kopf, um auf "waschen" zu drücken. Tequila tat es. Oh... hätte sie es nie getan. Sie kam gerade zurecht, ihren Kopf einzuziehen, dann begann eine tolle Fahrt. Sie wurde herumgeschleudert wie noch nie in ihrem Leben. Mal war sie mit dem Kopf unter Wasser, mal flog der Kopf, dann wieder das Bein ins Kreuz, jetzt hing sogar ihr Leib kopfüber im Wasser. Um ihr herum schäumte Seife, drang ihr in Nase, Mund und Ohren, bis in die feinsten Poren hinein.
Nun ja, eine Waschmaschine - man wird gründlich gesäubert. Aber so sauber hatte sie sich in ihrem Leben noch nicht gewaschen.
"Genug", schrie sie, "Hilfe!" Sie hörte aber keiner, die rasende Fahrt ging weiter. Zehn Oktoberwiesen auf einmal. Manchem macht das Spaß, ihr nicht. Jetzt drang ihr die Lauge auch noch ins Auge, ihr wurde übel und elend zugleich. Tequila schnappte nach Luft, rang nach Atem - vergebens. Elendes Bündel Mensch, wie sollte sie den Schalter erreichen, um wieder abzustellen?
Da, in letzter Minute - wie froh war Tequila, eine vollautomatische Waschmaschine gekauft zu haben - sie stand still.
Tequila fühlte, wie das Wasser unter ihr weglief und jetzt, ganz von selbst, fielen die milden Wasser wieder über Tiggi her und spülten die Seife weg. Leise nur schaukelte die Trommel, in der sie saß. Wohlbehagen umfing sie, der Schreck war überstanden. Schlummernd gab Tiggi sich dem streichelnden Wasser hin.
Da, auf einmal erwachte Tiggi durch einen heftigen Stoß. Die Trommel hatte sich wieder in Bewegung gesetzt, und in rasender Fahrt wurde sie trockengeschleudert. Wie sehnte sich Tiggi das weiche Frotté ihres Handtuches herbei, seine linde Art, sie trockenzureiben. Hier wurde sie trockengewirbelt. Tiggi lag wie ein geprellter Frosch ringsum in der Trommel, immer schneller, immer atemberaubender wurde die Fahrt. Tiggi liebte Karussells, aber hier ging mehr mit ihr vor.
Das Pferdekarussell und die Mondrakete, selbst der Schleuderhannes war ein Kinderspiel dagegen.
Als Tiggi blütenweiß und staubfrei, selbst hinter den Ohren, ihre Waschmaschine verließ, verstand sie die Welt nicht mehr.
Fortschritt ist gut aber nicht in allen Dingen. Sie kehrte reumütig zu ihrem geliebten Stück Seife zurück. Sollen sich andere in eine Waschmaschine setzen, sie wäscht sich wieder selbst.
Als Jack am Abend heimkam, erblickte er die Waschmaschine und fiel ihr sofort um den Hals.
"Endlich haben wir mal eine Waschmaschine, jetzt wird das Waschen endlich angenehmer und leichter", bellte Jack.
Sie hob warnend den Finger.
"Ich weiß nicht," sagte Tiggi, "versuch es erst einmal!!!"
ENDE
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Jack und sein Alltag
HumorDie Erlebnisse des sprechenden Hundes Jack aus seinem Alltag werden hier in drei lustigen kleinen Geschichten aufgeschrieben, wovon eine Geschichte eher ein Gedicht ist. Viel Spaß beim Lesen wünschen die Autoren Sarah / Tobias Schäfer (Ghostendo) un...