Ich stelle mir so oft vor, dass wir noch zusammen kommen, oder zumindest einen Abend mal über alles reden. Problem ist, dass wir nie alleine sind und mein Stolz es mir verbietet so offen auf dich zu zu gehen wie früher. Ich denke, ich bin erwachsener geworden in dem Sinne, vielleicht habe ich aber auch das Vertrauen verloren, dass du überhaupt mit mir reden willst. Aber du sprichst es so oft an. Wieso? Jedes Mal, wenn du sagst, ich solle mehr trinken, damit ich mit dir rede, schäme ich mich mehr darüber. Ist es das was du willst? Reue? Scham? Oder willst du dich und mich daran erinnern? Aber wieso würdest du das wollen? War das für dich eine gute Zeit, an die du dich gerne erinnerst? Bedeutet das, dass da noch irgendwo tief in dir Gefühle für mich sind?
Das nächste Mal, wenn du es aufbringst, habe ich vor zu antworten: "Frag dich mal, wieso ich immer mit dir reden wollte." Und danach werde ich einfach weg gehen.
Du bleibst verblüfft zurück. Trotzdem tust du nichts, obwohl es dich den ganzen Abend noch beschäftigt, und später versuchst du mich darauf nochmal anzusprechen. "Was meinst du damit? Du wolltest dich entschuldigen, dass ich auf dich stehe, was gar keinen Sinn macht, aber ich dachte immer, das wäre der Grund."
"Du kennst mich anscheinend doch nicht so gut. Damals hab ich das auch noch gedacht, aber siehst du denn nicht, dass das eine komplett bescheuerte Ausrede war?" " Ausrede für was?" Ich schaue dir in die Augen, diese braunen Augen die ich seit einem Jahr nicht mehr aus dem Kopf kriege. "Dafür, dass ich dich mehr als nur mochte damals und einfach nur zu feige war, es zuzugeben." Er ist jetzt komplett verwirrt und braucht eine Minute, um meinen Satz zu übersetzen. Auf einmal wirst du sauer und wirfst mir vor, dass ich nie auch nur irgenwas gesagt hätte, im Gegenteil ich hätte ihn abgewiesen, als er mich küssen wollte, ich hätte ihm gesagt wie ich das kennen würde, wenn jemand auf einen steht, man aber nicht das selbe für die Person empfindet, ich hätte in Amsterdam mit Lukas geflirtet und ihn und Angelika alleine gelassen. Ich stehe nur da und lasse dich deine Liste an Dingen, die ich falsch gemacht hab vortragen. Was soll ich schon darauf antworten? Du hast Recht, ich habs verkackt? Ich wimmere nur leise vor mich hin: "Es tut mir leid... Aber wie hätte ich dir etwas sagen sollen, was mir zuerst aufgefallen ist, als es zu spät war? Du hättest härter kämpfen müssen, um mein verwirrtes Herz. Aber das hätte ich bestimmt auch nicht, wenn jemand mir immer wieder das Gegenteil bescheinigt. Ich wollte doch nur, dass du weißt, dass ich es dir und Angelika gegönnt habe, dass ihr zusammen glücklich wart. Aber als Anna mir erzählt hat, dass du darüber nachdenkst Schluss zu machen, hat mein Herz kurz gestoppt. Alles ist wieder hochgekommen. Du bist der Grund, warum ich Christians Geburtstag toll fand, nur weil du neben mir saßt bei King's Cup. Ich verlange nichts von dir, mein Zug ist vor langer Zeit abgefahren. Ich kann jedoch keine einzige weitere Nacht wach liegen, weil ich dir das alles nie erzählt habe. Ich kann nicht mehr damit leben, zu wissen, dass ich es nie versucht habe."
Du schaust die ganze Zeit weg während meinem Monolog. Ich war mir fast schon sicher, dass du einfach gehen würdest, weil du so unruhig wirkst. Bei mir haben mittlerweile die Tränen angefangen meine Wange runter zu kullern. Sobald ich fertig bin, schaust du mich an. Du schaust mir sprachlos in die Augen und die Stille schreit in mein Ohr, dass er gehen wird, dass er mich hasst und das er mich nie wieder sehen will. Doch du stehst nur da und machst einen Schritt auf mich zu. "Du warst immer meine erste Wahl. Hätte ich gedacht, dass es nur die geringste Chance gäbe, dass wir zusammmen kommen könnten, hätte ich Angelika nicht zweimal angeschaut. Es macht mich so wütend, dass du mir all das nicht früher gesagt hast, weil das alles war, wovon ich seit zwei Jahren geträumt habe." Ich merke wie du immer näher kommst, während du sprichst. Du bleibst kurz vor mir stehen, nie den Augenkontakt brechend. Mein Kopf ist leer und hallt immerzu seinen letzten Satz hin und her. Du hebst deine Hand. Atemstillstand. Dann nimmst du sie wieder runter. "Ich weiß nur nicht, ob es jetzt nicht zu spät ist. Ich kann das nicht.", und mein Kopf explodiert. Ich kann das auch nicht. Ich renne, soweit wie ich kann. Ich weine und weine währenddessen. Was habe ich getan? Was habe ich mir dabei gedacht?
Und aus genau diesem Grund wird es wahrscheinlich niemals passieren. Wieso ist zu seinen Gefühlen stehen so schwer? Wieso ist dieser Vorhang von Angst konstant über einem, dass der andere einen abstoßen wird? Ich werde niemals auch nur irgendjemandem von meinen Gefühlen erzählen können. Wie auch? Es wird niemals passieren.
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Es wird niemals passieren.
Teen FictionIch wünschte, ich könnte dir all das sagen, aber aus genau diesem Grund werde ich das niemals tun.