The Lost Boy

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Kennt ihr den Schwarzen Mann? Nein? Dann vielleicht den Tod. Auch nicht? Aber Engel bestimmt. Wie Engel in diese Reihe passen? Ja, ich weiß, das wirkt jetzt vielleicht wie eines dieser „Wo ist der Fehler?“-Spiele oder so, aber glaubt mir, ihr würdet euch wundern, wie schnell Engel zu euren persönlichen Teufeln werden können. Wer ich bin? Oh, entschuldige. Mein Name ist James. Ihr könnt mich aber Jamie nennen. Ja genau, nicht du, sondern ihr. Ihr alle, die ihr diese Geschichte lest. Und lasst euch schon mal warnen: wer seine Kindheit oder den Glauben an schöne, nette Engel und das Gute und so behalten möchte, sollte vielleicht jetzt lieber gehen.

Noch da? Dann selbst Schuld. Lasst mich euch eine Geschichte erzählen! Die Geschichte von Jamie und dem Engel.

Mal wieder lag ich hier in meinem Bett im dunklem Zimmer und starrte an die Decke. Die Nacht war bereits hereingebrochen und der Mond und seine Freunde, die Sterne, leuchteten hell am Firmament.

Eigentlich hätte alles so schön sein können, aber das war es nicht. Traurig schaute ich zum Fenster raus. Was anderes hatte ich hier ja doch nicht zu tun. Meine Eltern kümmerten sich nicht um mich und ich hatte auch keinen Bock mehr auf sie.

Ich war zu diesem Zeitpunkt gerade 12 Jahre alt und verstand damals noch nicht alles, aber heute tue ich es… und ich wünschte, dem wäre nicht so.

Kurz noch ein wenig Info zu meinen Eltern, zumindest das, woran ich mich noch erinnere. Meine Mutter war noch die Nette von den Beiden, allerdings hatte ihre Nettigkeit sie dazu gebracht, diesen Kotzbrocken zu heiraten. Meinen Vater. Mein Vater war ein Säufer, und was für einer. Bereits früh morgens legte er los und trank wie nichts Gutes. Dadurch wurde er allerdings leicht reizbar, und obwohl sie ihm immer nur helfen wollte, schlug er meine Mutter. Und nicht nur das, er vergewaltigte sie auch, und so kam ich ins Spiel. Tja, hätte er mal ein Kondom genommen. Dann hätte er mich nicht an der Backe gehabt. Aber ich schweife ab. Meine Mutter versuchte mich vor ihm zu beschützen, konnte es aus Angst allerdings nie wirklich.

Die meiste Zeit verbrachte ich also aus Angst vor meinem Vater in meinem Zimmer. Freunde hatte ich keine. Niemand wollte mit mir befreundet sein. Ob nun wegen meinem Vater oder weil ich ein Unfall war, keine Ahnung. Aber ich war nicht allzu traurig. Denn ich fand auf meine Weise Freunde. Den Mond und die Sterne. Mit ihnen konnte ich reden und ihr wunderschönes Licht in der Dunkelheit gab mir oft Kraft. Aber auch sie waren nicht immer da.

Tagsüber musste ich für meinen Vater öfter mal als Boxsack hinhalten oder musste meiner Mutter im Haushalt helfen und nachts redete ich mit meinen Freunden. Die einzige körperliche Nähe, die ich kannte, war die meiner Mutter. Wenn sie mich in den Arm nahm oder küsste, war das noch das Schönste für mich.

Eines Abends war es besonders schlimm… mein Vater kam von einer seiner Sauftouren heim und ging direkt zu meinem Zimmer, in welchem ich gerade mit meiner Mutter saß und redete. Als er halb torkelnd reinkam, konnte man mir meine Panik bestimmt schon ansehen. Aber anstatt direkt auf mich einzuprügeln, griff er nach meiner Mutter und wollte sie mit sich ziehen. Meine Mutter schrie und versuchte sich zu wehren, kam aber nicht gegen ihn an. An diesem Tag brannte in mir eine Sicherung durch. Ich stürzte mich auf meinem Vater. Ich schlug ihn. Trat ihn. Biss ihn. Ich tat, was ich konnte, und versuchte Mutter von seinem Griff zu befreien.

Keine Ahnung, was ich mir dabei dachte. Und natürlich hatte ich auch keinen Erfolg. Zwar ließ er meine Mutter kurz los, aber nur um auf mich einzuprügeln. Mein ganzer Körper schmerzte unter seinen Hieben, und ich schmeckte schon das Blut in meinem Mund. Weinend lag ich aufm Boden und zog meine Beine an meine Brust, während meine Arme um meinen Kopf geschlungen waren. Mit geschlossenen Augen hörte ich, wie mein Vater meine Mutter von mir wegzerrte und mit ihr mein Zimmer verließ. Wenige Augenblicke später hörte ich sie nur noch Schreien und ihr Bett knarzen. Doch ich blieb weiter weinend und mit geschlossenen Augen aufm Boden liegen.

The Lost BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt