Hermines Urteil

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Es ging auf Weihnachten zu und ganz Hogwarts war in Schnee gehüllt. Die meisten fieberten den Ferien entgegen, Hermine jedoch war mehr damit beschäftigt Misteln auszuweichen, die sich um die Beine derer schlangen, die unbedacht darunter her gingen. So war es schon zu amüsanten Paarungen gekommen, unter anderem musste Professor McGonagall Professor Flitwick küssen, was keiner von beiden besonders lustig fand. Hermine konnte auf diese unnötige Aufregung getrost verzichten, hatte sie ganz andere Sachen im Kopf. Sie ging Richtung große Halle, als ihr etwas einfiel und sie schnell ein Buch rauskramte.

Snape ging übel gelaunt durch die Kerker hinauf zur Eingangshalle und sah Hermine Granger mitten in der Halle stehen. Er lächelte leicht, wie immer stand sie mit einem Buch in der Hand und war so vertieft, dass sie ihre Umwelt nicht wahrzunehmen schien. „Wonach suchen Sie?", fragte er in seiner kalten Stimme. Sie zuckte zusammen und verspannte sich, doch als sie ihn ansah konnte er beobachten, wie sie sich merklich entspannte und ihn freundlich anlächelte. Auch wenn Snape es nicht wollte, er musste sich eingestehen das sie ihn dadurch faszinierte. „Ich habe die Wechselwirkung von Nieswurz und Einhornhaar nachgelesen Sir.", sagte sie mit warmer, respektvoller Stimme. Sie gingen ein kleines Stück, bis Hermine plötzlich stolperte und Snape gerade so noch Zugriff um sie am fallen zu hindern. „Danke.", sagte sie leise und klammerte sich an ihn. Dann sahen sie sich um und ihre Gesichter verfinsterten sich. Über ihnen war ein wackelnder Mistelzweig. „Das hat mir grade noch gefehlt. Als wäre dieses Weihnachten nicht schon Horror genug.", murmelte sie und sah ihn beinahe ängstlich an. „Bin ich so schlimm für Sie?", neckte er sie und er meinte zu sehen, wie ihre Wangen rot wurden. „N...Nein das nicht Sir, ich will Ihnen nur nicht zu nah treten."

Er sah sich aufmerksam um, um sicherzugehen, dass sie alleine waren. „Ich befürchte, Miss Granger, solange wir uns nicht küssen, werden wir hier nicht wegkommen. Darf ich also?" Sie nickte schüchtern und hielt den Atem an. Vorsichtig sah er sie an, dann strich er über ihre Wange, zog sie zu sich und küsste sie. Sanft und gefühlvoll erwiderte sie den Kuss und lehnte sich in seine Berührung. Die Misteln zogen sich zurück und Snape fiel auf, dass sie sich erst einige Zeit später lösten. Mit roten Wangen sah sie ihn an und rauschte in die Halle, während er ihr mit unergründlichem Blick nachsah.

Hermine hastete in die große Halle und sank mit roten Wangen neben Ginny. Sie sah ihre ältere Freundin neugierig an. „Was ist los?" Hermine sah sich um und sagte leise. „Diese verdammten Misteln." Ginnys Augen wurden groß. „Mit wem?" bevor Hermine antworten konnte, trat Snape ein und sah während er vorbei ging nachdenklich zu ihr, dann setzte er sich an den Lehrertisch und starrte in seinen Kaffee. „Snape?", brachte Ginny kieksend hervor und Hermine deutete ein Nicken an. „Und er hat dir dafür keine Punkte abgezogen?" Hermine schüttelte den Kopf. „Wie war's denn?" Hermine zögerte. „Toll, es war... er war sanft, liebevoll und..." sie seufzte und starrte vor sich hin. „Hermine? Bedeutete es dir etwas?", fragte Ginny ernst. Hermine wurde rot. „Quatsch Ginny, natürlich nicht." Doch Ginny warf ihr nur einen wissenden Blick zu und sah zum Lehrertisch, wo sie bemerkte, dass Snape sie beobachtete.

Snape saß gedankenverloren am Lehrertisch. Er musste immer wieder an diesen Kuss denken. Gerne hätte er sich eingeredet, dass es nur Einbildung gewesen war, doch in dem Moment war er glücklich gewesen und hatte das Gefühl genossen. Sein Blick glitt über die Tische und schließlich sah er Hermine, sie saß neben der jungen Weasley, die sie aufmerksam ansah und dann den Blick zu ihm gleiten ließ, doch der Blick war nicht voller Abneigung die er erwartet hatte, er war eher nachdenklich und neugierig. Er seufzte und stand auf, in der vorletzten Stunde hatte er die fünfte Klasse.

„Miss Weasley warten Sie bitte einen Moment." Ginny verdrehte grinsend die Augen, als Snape sie zurück rief. Sie sah ihn an und wartete. „Ich nehme an, Miss Granger hat Ihnen von dem Vorfall heute morgen erzählt." Nun blickte Ginny ihn wachsam an. „Ja Sir." Er nickte nachdenklich. „Ich ehm...hat sie irgendwas dazu gesagt?" „Ja hat sie." Er zögerte. „Verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin schließlich Ihr Lehrer...aber..." Seine Stimme versagte, dann straffte er sich. „Wenn Sie sie mögen Sir, behandeln Sie sie netter.", sagte Ginny und sah ihn offen an, doch er konnte kein Spott darin erkennen. „Außerdem ist bald Weihnachten, Hermine trägt gerne Schmuck." Snape sah sie überrascht an. „Warum helfen Sie mir? Ich bin schließlich euer Lehrer und viel älter!", fragte er gerade heraus. Ginny seufzte leise. „Sir, Hermine liegt mir seit zwei Jahren in den Ohren, dass alle Jungs geistlich auf der Strecke geblieben sind, sie dürfte vom geistigen Alter mit Ihnen auf einer Stufe stehen und Ihnen ebenbürtig sein. Und im Gegensatz zu den Jungs hetzt sie nie über Sie her. Manchmal muss man nur auf Kleinigkeiten achten, meinen Sie nicht? Ich bin der Meinung Sie sollten sich mal mit ihr unterhalten." Sie schenkte ihm ein verschmitztes Lächeln. „Ich denke man kann Hermines Urteil vertrauen." Sie nickte ihm freundlich zu und ließ ihn zurück. Er saß noch auf seinem Stuhl, als die sechste Klasse eintrat. Sein Blick lag auf Hermine und er überlegte, ob er es sich wagen könnte. Auf ihm lag soviel Verantwortung, er musste töten und grausame Dinge tun und sie würde ihn hassen, wenn er es tun würde, aber was wenn er es nicht wagen würde und er mit ansehen müsste, wie sie etwas mit Weasley anfangen würde. Er schüttelte innerlich den Kopf und seufzte leise.

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