Meine Ausbildung zur Diplomkrankenpflegerin war nicht meine erste Wahl, denn ich wollte schon immer Lehrerin werden. Zum Leidwesen meines Vater, dem sogenannten Familienoberhaupt, denn er sah in einer Ausbildung zur Krankenschwester immer seine Altersversorgung.
Nun ja, ich hatte mich schon immer für die Medizin interessiert, vor allem die Chirurgie hatte es mir sehr angetan.
Da ich wie schon erwähnt auf dem Land aufgewachsen bin, waren viele meiner Verwandten, so auch meine Großeltern, Bauern. Wir bekamen nach jeder Schweineschlachtung ein halbes Schwein, das wir zu Hause in mühevoller Kleinarbeit zerlegt und aufgearbeitet haben. Meine Leidenschaft dabei war das Organe sezieren. In akribischer Kleinstarbeit zerlegte ich Augen, Nieren, Leber und Lunge - daher auch meine chirurgischen Erstkenntnisse. Meinem kleinen Bruder, dem braunen Lockenkopf, wird bis heute bei unseren Gesprächen darüber schlecht.
Das Schlachten selbst konnte ich nie ertragen. Ich fürchtete mich richtig vor den Schreien der Tiere. Zu meinem Glück wurden wir Kinder dabei immer im Haus beschäftigt. Wir sahen danach nur die blutigen Aufräumarbeiten und die zufriedenen Gesichter der Erwachsenen. Ein nahrhaftes Essen war für ein halbes Jahr wieder gesichert!
Die Ausbildungen waren zu meiner Zeit noch sehr Geschlechter spezifisch und der Pflegeberuf sehr angesehen. Dort gab es bereits die Gleichbehandlung auch ohne Gesetz. Durch meine (leichte) Mathematikschwäche, meinen sozialen Fähigkeiten und meinem begeisterten Umfeld wählte ich den einfacheren Weg, die Ausbildung zur Diplomkrankenschwester.
Während der Ausbildung in meiner Heimatstadt, hatten wir abwechselnd Schul- und Arbeitstage. Dazwischen wurde gelernt. Da ich in der Nähe wohnte, wurde ich täglich von meiner Mutter mit dem Auto hin und zurück gebracht. Ein Kontrollfreak hätte seine Hochachtung vor ihr.
Meine Mutter Magdalena redete ohne Punkt und Komma und ihre Fragen beantwortete sie meistens selbst, wir Kinder wurden dadurch kaum gehört. Ihre übertriebenen Ängste übertrug sie vorwiegend auf mich und nahmen mir so die Luft zum Atmen...mich selbst zu entwickeln... mich selbst zu spüren...
Doch das Alles lief so am Rande an mir vorbei (glaubte ich!), was auch gut war. Denn ich konnte das Leid der Kranken und die vielen Schmerzen oft nur schwer ertragen. Leider hatten wir ab dem dritten Schuljahr auch Nachtdienst, die Zeit wo oft die Menschen den Übergang vom Leben in den Tod schafften. Darüber zu reden war tabu und somit mussten wir alleine damit fertig werden. Das gehörte ja schließlich zum Beruf!
Ich stürzte mich vor allem auf das Lernen, denn die medizinische Theorie hatte mich schon immer mehr interessiert als die alltägliche Pflege. Aber auch sie hatte ihren Charme, denn ich liebte vor allem den Umgang mit den Menschen, das reden und zu hören, und vor allem Gutes tun. Das Lob und die Anerkennung der Patienten dafür waren Balsam für meine Seele und erreichten sogar mein Herz.
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RandomWer ist ANNA? Was hat Anna zu dem gemacht was sie heute ist....? Wie Ihre Vergangenheit ihre Zukunft beeinflusst hat! Wie sich alles verändert, wenn man Mut hat sich zu entwickeln - trotz Lügen und Fehlentscheidungen sich selbst fast verliert! Wie...