„Auf, ihr Schweine! Bewegt eure Ärsche hoch.", ruft unser Sergeant, während er durch die Zeltreihen läuft.
Mir bräuchte er es nicht zu sagen, ich sitze bereits angezogen vor meinem Zelt neben den Resten unseres gestrigen Feuers, denn ich konnte nicht schlafen.
Es wundert mich, denn ich hatte nie Probleme damit. Außer vielleicht am Abend vor meiner ersten richtigen Schlacht. Aber das ist Jahre her und mein Feldbett zählt zu den gemütlichsten Plätzen, die ich kenne.
Und trotz meiner Verwunderung kenne ich den Grund.
Denn heute kämpfe ich zusammen mit den anderen nicht gegen irgendeine Alienrasse, sondern gegen Menschen.
Ich hatte bereits Seite an Seite mit den genetisch verbesserten Space Marines gegen schier unendliche Horden von Tyraniden gekämpft.
Ich hatte furchterregende Orks mit Lasersalven eingeäschert, mein Bajonett in verführerische Dark Eldar gestoßen, die stählernen Skelette der Necrons mit meinem Spaten zertrümmert, doch ich musste noch nie einem Menschen in einem ernsthaften Gefecht gegenübertreten.
Ich hatte Angst und Furcht verspürt, im Angesicht meiner unzähligen Feinde, doch ich hatte nie etwas gefühlt, was dem hier glich.
Und trotzdem werde ich es selbstverständlich machen, denn ich habe es ja schließlich dem Imperator geschworen.
Hier, an dem Rand der von Menschen bewohnten Galaxis, in irgendeinem Subsektor, auf irgendeinem Planeten, an dem der Einfluss des Chaos stark ist, wurde dieser Planet von den Mächten der dunklen Götter korrumpiert, wie die Inquisitoren festgestellt hatten.
Und nun sollen wir ein Exempel an den Einwohner statuieren, denn ein Exterminatus - ein orbitales Bombardement - käme nicht in Frage: Der Agrarplanet ist zu wichtig in diesem Subsektor und zudem sind nicht die gesamten Einwohner betroffen.
Aus dem Zelt, welches ich mit drei anderen Kameraden teile, stolpert Midas heraus und nickt mir zu.
Sein filigranes Gesicht ist viel zu fein für seinen grobschlächtigen Körper. Er ist ein liebenswerter Kerl, gutmütig, aber ein Kamerad auf dem man sich verlassen kann.
Hastig zieht er seinen grauen Staubmantel an und setzt seinen Helm mit der dazugehörigen Gasmaske mit Atemfilter auf. Sein Gesicht verschwindet, es wird zu einer grauen Maske. Kein Mensch mehr, nur noch die Nummer auf seiner Uniform.
Howard und Harlon folgen ihm fast direkt und packen ebenfalls ihre restlichen Sachen.
Allen drei würde ich mein Leben anvertrauen.
Der Sergeant ruft uns zum Appell.
Ich erhebe mich, schultere meinen Rucksack und mein Lasergewehr und mache mich zusammen mit den anderen auf.
Ein richtiges Frühstück gibt es nicht, ein Schluck aus der Wasserflasche und ein Energieriegel müssen reichen.
Im Laufen setze ich ebenfalls meinen Helm auf und ziehe die obligatorische Gasmaske über.
Meine Persönlichkeit verschwindet, ich werde annonymisiert und Teil der großen grauen Schlange, als ich zu den anderen Soldaten in die Reihe.
Nur eine Schuppe im Leib der Kobra.
Unser Sergeant steht mit den anderen Unteroffizieren zusammen. Viel haben sie uns nicht mehr zu sagen, bei der gestrigen Einsatzbesprechung wurde uns alles mitgeteilt; ein ketzerisches Dorf soll von dieser Welt getilgt werden.
Für den Imperator!
So wie wir es IHM geschworen haben!
Wir, der Wille und Hammer des Imperator!
Der Kommissar kommt dazu, die Offiziere stehen stramm, der Befehl zum Abmarsch wird gegeben.
Langsam setzt sich die graue Schlange in Bewegung.Wir marschieren an den Ordensschwestern des Adeptus Sororitas vorbei, die sich nach unserer Einheit in die Kolonne einordnen und einen imperialen Hymnus anstimmen.
Gestern saßen einige von ihnen an unserem Lagerfeuer - mir ist immer noch schleierhaft warum, wahrscheinlich wollten sie die berüchtigten Soldaten von Krieg und ihre Mentalität einmal persönlich kennenlernen.
Sie waren hübsch anzusehen gewesen, die anderen drei hatten sogar versucht - auf eine stümperhafte Art und Weise - mit ihnen zu flirten.
Verschwendete Mühe, wie ich finde, es ist doch schließlich allgemein bekannt, dass die einzigen Liebschaften der Ordensschwestern der Imperator und die Pflicht sind.
Schon gestern ging für mich eine unheimlich Ausstrahlung von ihnen aus, aber jetzt, mit ihren weißen Haaren, den schwarzen Servorüstungen und ihren schweren todbringenden Waffen, sehen sie aus wie Engel des Todes.

DU LIEST GERADE
Denn wir haben es geschworen!
Science FictionEine kleine Kurzgeschichte aus dem Universum von Warhammer 40.000, meine erste, die ich hier hochlade, mal schauen, wie es euch gefällt.