XIX; [we could disappear]

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Mona schloss hinter sich die Zimmertür.

Ihr Herz pochte bis zum Hals, als sie mit dem Rücken zur Tür lehnte. Der kleine Schock stand ihr noch etwas ins Gesicht geschrieben und die Hände zitterten.

Sie war Ryoyu so unendlich dankbar.

Gerade als sie durch die Eingangstüren des Hotels gegangen war, traf sie auf ihren Lehrer. Wie immer mit einer skeptischen Miene, fragte er Mona was sie so früh mache.

Mona musste gestehen, war das Hotel von Ryoyu nur zwei Minuten von ihrem entfernt, am anderen Ende der Straße, die nur aus solchen Apartments und Unterkünften bestand. Sie konnte sich kaum gestehen, wie sie dies am gestrigen Abend nicht bemerken konnte.

Ryoyu hat sie auch ziemlich aus dem Konzept gebracht. Und heute hasste sie sich dafür, vor dem Kuss weggelaufen zu sein. Was musste er nur von ihr denken. Andererseits hat sie seine Nähe genossen, auch wenn es sichtbar anders gewirkt haben müsste.

Der Lehrer hob seinen Kopf ein wenig schief, da er immer noch auf eine Antwort wartete.

Mona schüttelte sich aus den Gedanken und erklärte, dass sie eigentlich laufen wollte, die Temperatur aber unterschätzt und stattdessen spazieren gegangen war.

Langsam kam etwas Angst in ihr hoch, die sie aber zu unterdrücken versuchte.

Und mit einem unterstreichenden Lächeln sprach sie noch zwischen dem leichten Keuchen hervor, da sie zur Tarnung die wenigen Meter gelaufen war: "Ich hab's einfach Mal gebraucht."

Der Lehrer lachte kurz und erkundigte sich, ob sie bereits gefrühstückt habe. Mona begründete das Nicht-Mitkommen-Wollen zum Frühstück mit der Ausrede noch Koffer packen zu müssen.

Sie war dankbar, mit solchen leicht überredbaren Lehrern gesegnet zu sein, die selbst die Schnapsparty bei der Busfahrt letztes Jahr während der Sommersportwoche nicht mitbekommen haben und fast alle stockbesoffen aus dem Bus in die Jugendherberge gestolpert sind; plädiert auf Reiseübelkeit.

Nun stand sie hier, in ihrem Zimmer, und konnte kaum fassen, dass ihr Plan aufgegangen war. Eine Träne der Freude und Erleichterung kullerte ihr über die Wange und ließ Mona aufatmen.

Und alles war Ryoyu zu verdanken.
Und sie hat den Kuss vermasselt.

Sie schlug sich auf die Stirn und drückte ihren Rücken fester gegen die Tür. Sie wollte wieder zurück in sein Zimmer, erneut aufwachen und in dieses liebevolle Gesicht sehen, auch wenn er leicht angespannt gewirkt hat.

Zumindest hat er für seine halbe Betrunkenheit von gestern ziemlich gut und unverkatert ausgesehen.

Mona sah an sich hinab und erkannte die japanischen Sponsorenaufnäher.
Sie verstand nicht, wie naiv man sein konnte.

Ihr Grinsen spannte ihre Wangen zu kleinen Bäckchen und sie griff sich an diese, da sie bei jedem, noch so klitzekleinen Gedanken an ihm, zu glühen begannen.

Ihr Blick fiel von ihr auf den Boden und schlussendlich auf das zerzauste Bett, worauf ihre Freude wieder etwas gedämmt wurde. Und auch der Koffer war noch nicht gepackt.

So kniete sie sich hin und begann alles säuberlich einzuräumen. Dennoch verschwand ihr Lächeln nicht.

Was macht Ryoyu wohl gerade.

Es verging fast eine halbe Stunde, bis sie das Zimmer wieder in ihren ursprünglichen Zustand gebracht hatte und die Bettwäsche abgezogen vor der Zimmertür am Boden lag. Sie hatte auch noch die Kleidung von Ryoyu gegen ihre eigene getauscht und Zeit für eine kurze Dusche gefunden.

[ryoyu kobayashi] etānitīWo Geschichten leben. Entdecke jetzt