2. Kapitel

1 0 0
                                    

Julian schlug die Decke zurück und zwang sich aus dem Bett. Helle Sonnenstrahlen fielen durch die Ritzen der Jalousie ins Zimmer. Wieder hatte er den kompletten Vormittag verschlafen.

Er öffnete die Rollläden und das kleine Fenster. Stickige Luft kam ihm entgegen, vermischt mit dem Gestank der Müllsäcke, die sich unten am Straßenrand türmten. Da sowieso nur schlechte Luft hereinkam, schloss er das Fenster wieder, schlupfte in seine hellblaue verwaschene Jeans und fischte irgendein T-Shirt aus dem Schrank. Die Turnschuhe fand er unter dem Bett.

Im Wohnzimmer herrschte Chaos. Überall lagen leere Plastikverpackungen herum. Über dem Sofa hingen Daniels schmutzige Pullis. In seinem Zimmer sah es vermutlich genauso aus. Daniel war ein unordentlicher Mensch, aber Julian störte sich nicht daran.

Nach einem kurzen Frühstück, bestehend aus einer Scheibe Toast mit Erdnussbutter und einem Glas Saft, verließ Julian die Wohnung und trat hinaus auf die Straße. Er wusste, wo er Daniel und die anderen antreffen würde.

Es war wieder einmal unerträglich heiß und Julian freute sich auf die kühle Fabrikhalle, in der sich die Mitglieder der Blue Killers regelmäßig trafen um sich die Zeit zu vertreiben und Neuigkeiten auszutauschen. Irgendjemand war immer da.

Julian trat durch das Tor und überquerte den ehemaligen Parkplatz. Die weißen Linien waren kaum noch zu erkennen, Unkraut spross aus den Rissen im Asphalt. Das gesamte Gelände war von einem rostigen Maschendrahtzaun umgeben, der mehrere große Löcher aufwies. Die beiden Schornsteine des Fabrikgebäudes waren halb eingestürzt. Die bunten Graffitis, die hier überall das Straßenbild bestimmten, zierten auch die grauen Wände der Fabrik.

Aus dem Inneren drang Gelächter nach draußen, das schwere Stahltor war wie immer geöffnet. In der Halle war es angenehm kühl und dämmrig. Nur wenig Licht fiel durch die schmalen hochliegenden Fenster. Bei seinem ersten Besuch war Julian fasziniert gewesen von der unheimlichen Atmosphäre des Gebäudes. Als kleiner Junge hätte er sicher gern an einem solchen Ort gespielt.

Daniel und Jackson saßen auf der alten grünen Couch, aus deren Rissen der Schaumstoff quoll, beide eine Dose Bier in der Hand. Mit der Zigarette im Mundwinkel und der Narbe unter dem linken Auge hätte man Jackson leicht für den Anführer halten können.

Daniel grinste ihn frech an. „Na, auch schon aufgestanden?"

„Du hättest mir ruhig ein bisschen mehr zu essen dalassen können", entgegnete Julian und ließ sich aufs Sofa fallen. Jackson reichte ihm eine Dose. Julian öffnete sie und setzte zum Trinken an als sich eine warme Hand auf seine Schulter legte.

„Hi Julian", hörte er Avas Stimme, „Ich hab dich gestern vermisst."

Sie kletterte über die Lehne und setzte sich so dicht neben ihn, dass ihre Beine sich berührten. Julian rutschte an den Rand des Sofas, was Ava nicht daran hinderte ihm eine Hand mit knallrot lackierten Nägeln aufs Knie zu legen.

„Lass den Scheiß", sagte er und nahm einen Schluck Bier.

Ava legte ihm in einer verführerischen Geste eine Hand auf die Brust und lehnte sich an ihn. „Du warst doch nicht etwa bei Madison. Sie war gestern nämlich auch nicht da." Ein drohender Unterton lag in ihrer Stimme.

Genervt schob er ihre Hand weg. „Und wenn es so wäre? Braucht dich doch nicht zu interessieren."

Empört sprang Ava vom Sofa auf. „Es interessiert mich sehr wohl, dass du ihr in den letzten Wochen ständig auf die Brüste gestarrt hast und das vor meinen Augen."

Julian stöhnte genervt auf, drückte die inzwischen leere Bierdose zusammen und ließ sie einfach auf den Boden fallen.

„Du benimmst dich ja als wären wir verheiratet. Was geht es dich an mit welcher Frau ich schon was hatte?"

Fighting for youWhere stories live. Discover now