Eliza
Die Musik dröhnt in meinen Ohren und lässt mich die Kälte von Island vergessen. Als ich in die nächste Strasse abbiege durchfährt mich ruckartig das Gefühl von Sicherheit oder Geborgenheit. Was es für ein Gefühl ist, weiss ich nicht genau, aber was ich weiss ist, dass ich dieses Gefühl zutiefst verabscheue und ich eigentlich gar nicht mehr dahin zurück will. Eigentlich will ich zurück nach Brasilen, zurück in die Heimat, aber weil meine Mutter das Gefühl hat es sei das Beste, mich in eine Klinik mit Spezialisten zu stecken, die mich 24/7 umkreisen wie Geier, die ihre nächste Beute wittern, bin ich hier.
Jeden Tag unzählige Untersuchungen über sich ergehen zu lassen, nur dass schlussendlich rauskommt, dass es mir noch immer scheisse geht und alles unverändert ist und nachmittags dann die ganzen Selbsthilfegruppen, in denen du über deine Ängste und Sorgen zu reden und dann alle so tun, als ob sie dich verstehen würden. Doch in Wirklichkeit haben sie keine Ahnung wie es dir geht. Sie haben keine Ahnung wie es ist 16 zu sein und auf seinen Tod zu warten, der früher oder später langsam schleichend kommt oder schnell und schmerzhaft wie ein Schlag ins Gesicht. Oder die zweite Möglichkeit wäre, auf einen tödlichen Unfall zu warten und auf einen Menschen der auch noch bereit dazu ist sein Herz an einen fremden Menschen wegzugeben. Es ist eine ewige Warterei zwischen Leben und Tod. Als mich der gewohnte Geruch von Desinfektionsmittel umgibt wird mein Hass auf diesen Ort noch grösser. Ich weiss genau wo ich jetzt lang muss. Mein Körper macht schon genau das aus Routine, jeden Tag um dieselbe Zeit. Nach meiner Stunde im Freien gehe ich in die Klinik, nehme den Aufzug, fahre in den dritten Stock, nehme den Flur auf der linken Seite, trete durch die zweite Tür von rechts und schreite in den grossen Raum, in dessen Mitte ein Kreis aus Stühlen steht. Alle sind schon da wie immer, doch mein gewohnter Platz ist besetzt, da sitzt ein Typ. Er sieht gut aus auf seine Art und weisse man sieht ihm an, dass er aus dem Süden kommt. Sein schwarz gelocktes Haar, das ihm wie zufällig in die Stirn fällt, bei jedem anderen hätte das beschissen ausgesehen, aber bei ihm war es auf seine Art heiss. Ich glaube genau aus diesem Grund, weil ich gemerkt habe, dass mich dieser Typ nicht kalt lässt, sage ich zur Provokation: «du da, Neuer, das ist mein Platz! Also verzieh dich!». Er sieht hoch und seine Augen gehen mir durch Mark und Bein. Dieses Grün, fast schon Gelb, ist unfassbar faszinierend und zieht mich sogleich in seinen Bann, was mich in diesem Moment nur noch wütender macht und als er dann auch noch dieses verschmitzte entschuldigende Lächeln aufsetzt, sich erhebt und mit einer tiefen unfassbar anziehenden Stimme «excusa» sagt, ist es um mich geschehen. Er setzt sich einen Stuhl weiter rechts. Dabei geht er so nahe an mir vorbei, dass ich seinen erdigen Geruch wahrnehmen kann. Dieser verdammte Idiot. Frustriert lasse ich mich auf meinen Platz fallen, strecke meine Beine aus und verschränke die Arme beschützend vor meiner Brust.
JamiroAls ich heute morgen hier ankam, war ich noch optimistisch, dass alles gut werden würde, dass hier wirklich alle so nett wären wie Papà gesagt hat. Doch nun bin ich seit einer Stunde hier und habe anscheinend schon die kleine Rothaarige als Feindin. Ich sehe zu ihr rüber und frage mich, was sie wohl hat. Sie schleppt keine Sauerstoffflasche mit sich rum, ist mit keinen elektrischen Geräten versehen, hat keine Einstichwunden von unzähligen Versuchen, ihr eine Infusion zu stechen. Auf den ersten Blick wirkt sie komplett gesund auf mich, nur ein wenig unterernährt. Ich fahre ruckartig aus meinen Gedanken, als mit einem lauten Knall die Tür zugeht, ein gross gewachsener Mann sich zu uns hinsetzt und alle mit einem freundlichen Lächeln willkommen heisst. Sein Blick schweift durch die Runde und bleibt bei mir hängen. Er nickt und lässt seinen Blick weiter durch die Runde gehen und sagt schliesslich: «Wie es mir scheint, haben wir Zuwachs in unserer bescheidenen Gruppe bekommen. Wie fändest du die Idee dich vorzustellen?» Ich nicke, stöhne jedoch innerlich auf und erhebe mich, um mich vorzustellen. «Hola amigos! mein Name ist Jamiro Santos. Ich bin bald 17 Jahre alt und bin in Maracaibo, das ist eine Stadt an der Küste Venezuelas mit meinem Papà und meinem hermano gross geworden.» Ich setze mich wieder hin und lasse meinen Blick durch die Runde gleiten. Bei dem Mädchen mit den wilden roten Haaren bleibt mein Blick hängen, denn sie grinst triumphierend vor sich hin, was mich leicht irritiert. Nach mir sollen sich alle anderen auch vorstellen, aber niemand von denen interessiert mich, nur einer von ihnen, diese kleine, freche Rothaarige. Wer ist sie? Als es endlich so weit ist und sie sich erhebt und mich feixend ansieht und schliesslich sagt «Mein Name ist Eliza und wenn ich ehrlich bin ist das hier verdammte Scheisse. Ich habe mich schon so oft vorgestellt und die Neuen gehen mir so ziemlich am Arsch vorbei. Wenn es nach mir gehen würde, könnte man darauf echt scheissen.» sie lässt sich wieder auf ihren Platz fallen und nimmt die gleiche Haltung an wie zuvor. «Danke Eliza für deinen geistreichen Einwand», sagt Dr. Walter, nickt ihr zu und sagt dann etwas, das alle bis auf Eliza zum Lachen bringt «und da du Jamiro so offensichtlich zugeneigt bist, wirst du ab heute seine Patin sein, mit ihm alle Gruppenaufgaben bewältigen und ihm helfen, wo du kannst. Du wirst ihm Reykjavík zeigen und deinen Freigang mit ihm verbringen! Habe ich mich klar genug ausgedrückt Eliza?» Sie murrt etwas Unverständliches, ist jedoch klug genug um nicht zu protestieren.
Die Stunde ist schnell verstrichen und wir werden alle entlassen. Ich trete auf den Flur und will gerade Richtung Aufzug gehen, da stellt sich mir Eliza in den Weg und sagt mürrisch «Abendessen ist um Sieben bring eine dicke Jacke mit, wir hauen danach ab. Ich sitze immer mit ihr da am gleichen Tisch», sie deutet wage auf ein Mädchen, das aussieht, als hätte sie schon hier gelebt, als es noch die Wikinger gab. «Sei pünktlich, wir haben nicht ewig Zeit, verstanden? Wenn du irgendwas brauchst, ich bin entweder im Gemeinschaftsraum oder auf der E 05. Frag einfach am Empfang nach mir ja!» Sie grinst schief und nickt mir zum Abschied zu. Dass dieses Mädchen noch kein Schleudertrauma hat von den ganzen Stimmungsschwankungen ist mir schleierhaft.Hey ihr lieben❤️
Vielen dank das ihr es bis nach ganz unten geschft habt😂
Das hier ist mein erstes buch also sit bitte gmädig mit mir.
Über feat back jeglicher art freue ich mich sehr.Grüsschn & Küsschen
Lia
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My heart in your hands
Teen FictionSeit Eliza klein ist, ist ihr leben eine wilde Achterbahn Fahrt. Doch ob der Neue schönling licht in ihr dunkles inere bringen kann ist unklar.