Kapitel 2

136 7 1
                                    

Meine Geduld neigte sich immer weiter dem Ende zu. Zugegeben, es lag nicht wenig an ihm. Mein Bein wippte auf und ab, immer und immer wieder. Der völlig abgenutzte Zettel auf den ich meinen Text gekitzelt hatte -ich nahm ihn trotzdem, der Vollständigkeit halber mit- flatterte in meiner Hand auf und ab. Es war definitiv eine Folge meiner zitternden Hände. Die Zeiger meiner Uhr krochen quälend langsam über das Ziffernblatt und machten meine Situation kein Stück besser. Ob er mich erkennen würde? Ich hatte zwar noch den gleichen Vornamen wie damals, aber mein Nachname war nicht mehr der Selbe. Meine Mutter hatte nach der Scheidung von meinem Vater wieder ihren Mädchennamen angenommen und somit auch ich und mein Bruder Julien. Ich war wieder Dayna Arienne Torres; nicht mehr Dayna Arienne Erickson. Meinen Zweitnamen hatte ich beim Castingformular nicht angegeben. Mein Äußeres hatte sich verändert. Schließlich war ich nun vierundzwanzig und nicht mehr siebzehn.

Mein Herz klopfte von Minute von Minute schneller. Ich hatte solche Angst davor, es einfach nicht hinzukriegen. Die Versagensängste wurden immer stärker. Ich hatte große Angst von ihnen übermannt zu werden und einen Rückzieher zu machen. Dazu war es allerdings zu spät, denn eine freundliche, junge Frau tippte mir von hinten auf die Schulter. Sie sah nett aus. Sie sah Liz ein bisschen ähnlich, deswegen war sie mir gleich ein wenig vertrauter. "Dayna, richtig?" Ich nickte und lächelte aufgeregt. "Du bist gleich dran, könntest du mit mir kommen?" Erneut nickte ich. Liz nahm mich ermutigend in den Arm und flüsterte mir zu gefühlt millionsten Mal zu, dass ich das ganz sicher meistern würde. Ich atmete noch einmal tief durch und folgte der Frau. Sie lief schnell, für meinen Geschmack etwas zu schnell. Noch immer wollte ich vor dem Moment fliehen. Imemrhin hatte ich das auch sieben Jahre lang getan. Mein Weg dorthin, in dieses Castingraum, sollte eigentlich ein ganz anderes Ziel haben, als er jetzt hatte. Mittlerweile war das Wiedersehen, und seine Reaktion zur Priorität geworden und nicht mehr mein Gesang und der Wunsch danach, meinen Traum zu leben.

Ich stand vor der Tür, die in den Gang führte -so hatte es die Mitarbeiterin erklärt, wo ich mich für einen Joker entscheiden müsste. Ich hatte mir eigentlich fest vorgenommen, Dieters CD auf das Pult zu stellen doch meine Hände griffen automatisch nach einer anderen.

KAY'S P.O.V.

Kurz warf ich einen Blick auf das Mädchen in Shorts, welches gerade den Gang hinunter lief um sich für eine der CDs zu entscheiden. Welche sie wohl nahm? Bei manchen Menschen, die ich durch die Glasscheibe sah, war es vorhersehbar, welche sie auf das Pult stellten, doch bei ihr konnte ich keine Vermutung anstellen. Ich hatte nur ihren Rücken einen kurzen Moment gesehen. Ungeduldig wartete ich. Den ganzen Morgen hatte ich mir schon Menschen angesehen, doch keiner von ihnen hatte mich umgehauen. Dieter, sowie auch Mietze und Marianne ging es ebenfalls so. Hektisch ließ ich die Mine des Kugelschreibers aus- und anschließend wieder einfahren. "Was ist den los mit dir? Bist du nervös?" Fragte Dieter und deutete mit den Augen auf meine unruhige Hand. "Nein, solangsam hab ich bloß keine Lust mehr." Dieter konnte Nichts mehr erwidern, denn die Tür öffnete sich.

Das Mädchen -naja eher die Frau- die sich auf das Logo auf dem Boden stellte, war wunderschön, das musste ich zugeben. Solche Worte hatte ich bis jetzt nur zu einem Mädchen gesagt. Sieben Jahre war es her, als ich sie das letzte Mal gesehen hatte. Ich hatte aufgegeben zu hoffen, dass ich sie irgendwann Mal wiedersehen würde. Aus ihren stahlblauen Augen, sah sie uns an. Mit einem einfachen Hallo begrüßte sie uns alle. Ihre Stimme war weich, erwachsen. Ich hatte das Gefühl, sie würde die Erste sein, die uns heute vom Hocker hauen würde. "Stell dich doch mal vor." Schlug Marianne vor. Nachdenklich kaute ich an meinem Stift herum. "Mein Name ist Dayna, ich bin vierundzwanzig Jahre alt und bin in Berlin geboren." Erklärte sie. Dayna. Dieser Name rief Erinnerungen in mir hoch. Als sie ihren Namen nannte, sah sie mir tief in die Augen. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. Der Grund, warum ich keinen Ton herausbrachte, war mir unbekannt. Was war bloß los mit mir? Ich verstand die Welt nicht mehr. "Welche Songs hast du denn für uns vorbereitet?" Sie löste ihre Lippe aus ihren Zähnen und sprach. "Apologize von Pixie Lott und Spectrum von Florence And The Machine." Antwortete sie. Sie war nervös. Ich erkannte es an ihren Händen die unaufhörlich an ihren Ringen die sie trug drehten. "Mach mal Apologize." War klar, dass Dieter sich für dieses Song entscheiden würde. Ich grinste still in mich hinein und wartete darauf, dass die Musik anfing zu spielen.

Es war eine einfache Melodie gespielt von einer einzigen Gitarre. Kein Bass, kein Klavier, nichts. Nur die Gitarre und ihre Stimme. Sie begann leise an zu singen. "I'm holdin' on your rope, got me ten feet off the ground. I'm hearing what you say, but I just can't make a sound." Ihre Simme gab mir eine Gänsehaut. Solch eine, wie es noch niemand sonst hier beim Casting geschafft hatte. (Lied an der Seite ♥) Die gesamte Jury war gebannt und hörte ihr zu. Niemand unterbrach sie. Weich ließ sie das Lied ausklingen. Mietze holte mich mit wildem Geklatsche aus meiner Trance. Verlegen lächelte sie. Sie bedankte sich und dann war es Zeit für die Kritik. Ob ich jetzt dazu bereit war, etwas zu sagen? Das erste Mal, seit dem sie den Raum betreten hat, würde es sein. Marianne begann.

"Du hast wirklich eine wunderschöne Stimme und das was du gesungen hast, kam richtig gut rüber. Ein klares Ja von mir." Dankbar nickte sie. Mietze fuhr fort. "Ich kann Marianne nur zustimmen. Ich habe fast angefangen zu weinen, so schön war das." Alle, auch ich, fingen an zu kichern. Nun war ich an der Reihe. Ich atmete tief durch. "Hammer Stimme. Und hübsch bist du noch dazu. Bei so 'nem Gesamtpaket kann man dir nur 'n Ja geben." Unschuldig hielt ich die Arme hoch. Sie lächelte erneut, doch irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es etwas bedrückt war. Dieter war der Letzte, der noch sein Urteil abgeben musste. "Ja, du hast das echt super gemacht. Du hast den Song zu deinem Eigenen gemacht und das hat mich beeindruckt. Vier Mal ja. Danke, dass du da warst, Dayna."

Ihr lächeln wurde wieder breiter und überglücklich sprang sie auf das Pult zu. Sie umarmte uns alle nacheinander, angefangen bei Dieter, der ihr auch den Zettel in die Hand drückte. Dann war sie verschwunden. Und das dumme Gefühl, dass sie mir bekannter war als sie zugeben wollte, ließ sie da.

____

Sorry sorry sorry, dass die letzten zwei Wochen nichts kam. DIe Schule hat ziemlich gestresst aber ich werde jetzt wieder regelmäßig updaten!

Frage an euch alle: was sagt ihr zu TAG DES JÜNGSTEN GERICHTS?
Meiner Meinung nach, hat Kay so richtig rasiert!

Wir lesen uns bald!

VIEL LIEBE ~ Arielle xx ♥

Goddess (Kay One)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt