Seraphine - Akzeptiere mich!

/8

Hass spiegelte sich in Jasmins Iris wider. Blanker Hass gegenüber diesem Mädchen, das wimmernd am Boden lag und ihren Bauch hielt. Ich erkannte das Mädchen an ihrer Stimme. Es war eine der Drei, die über Jasmin in den Toiletten gelästert hatten.

Langsam gesellte ich mich dazu. Mir wurde wieder übel, auch wenn gerade nicht die Aufmerksamkeit auf mir lag, konnte ich nur zu gut mit Jasmin mitfühlen.
Mein Blick rutschte zu ihren geballten Fäusten, als ein Vertrauenslehrer antrat. Das gab kein gutes Bild ab.

Still beobachtete ich, wie sich die SchülerInnen langsam von der Szene entfernten und ihren Tätigkeiten nachgingen. Nur ich blieb mit Damon und wartete sogar, bis Lars und ein besorgter Arian dazu traten.
"Was ist hier passiert?" zuckte ich bei dem strengen Ton unseres Lehrers zusammen.
Anscheinend hatte das Damon mitbekommen, so dass er mich zu sich zog und seine Hand an meinem Rücken verweilte.

Komisch. Total eigenartig, wenn dein Herz dann auf einmal beginnt sich zu überschlagen. Lange darüber grübeln konnte ich nicht, warum ich mich gerade bei Damon wohl fühlte, denn der Lehrer meldete sich wieder zu Wort.
"Was heißt das? Sie hat provoziert?" Dabei zeigte er auf das nun aufgestandene Mädchen.
"Sie hat sich über eine Person lustig gemacht und das hat provoziert." Das Mädchen winselte wieder.
"Ach, tu doch nicht so" schnauzte Jasmin das Mädchen an.
"Ich habe ihr nicht einmal in den Bauch getreten", wandte sie sich nun dem Lehrer zu, da das Mädchen nicht einmal zu Wort kam.

"Theresa, hat Jasmin dir physisch etwas zugefügt?" stellte er nun die Frage an das Mädchen, das nun unter Theresa bekannt wurde.
Heftig nickte sie dem Lehrer zu und Jasmin konnte nur durch Arians besänftigenden Wörter runtergebracht werden.
"Beruhig dich mal", nahm ich Arians Stimme auf.
"Kann ich nicht. Weißt du, was sie alles über Seraphine gesagt hat?"

Meine Augen vergrößerten sich. Wegen mir? Über mich?
Und jetzt bekam Jasmin noch Ärger dazu? Ich konnte es nicht fassen. Ich wollte dem Besagten keinen Glauben schenken. Warum verteidigte man mich?
Ohne zu zögern, trat ich einfach vor Jasmin. Was mich dazu angeregt hatte, wussten die Nebengötter der Mondgöttin.
"Jasmin hatte nichts damit zu tun." Baff landeten alle anwesenden Augenpaare auf mir. Selbst die von Lars, der bis jetzt nichts weiter gemacht hat, als die Szene aufzunehmen.

Ich weiß nicht wieso, aber irgendwie drang eine Stimme in meinem Kopf, es hätte aber auch Einbildung gewesen sein können. Sie besagte.

-Spacko, mach es nicht noch schlimmer... für mich

Automatisch blieben meine Augen an Damons hängen. Selbst als der Vertrauenslehrer mir einreden wollte, dass ich dafür zu brav sei.
"Nein, ich habe vorhin Theresa im Mädchenklo über mich Lästern gehört, also somit habe ich Jasmin bedrängt, Theresa zu konfrontieren."
"Was sagst du da?" flüsterte Jasmin und zog an meinen Ärmeln. Doch ich ignorierte es. Zum Teil entsprach es auch der Wahrheit. Ich hatte die Lästereien der Mädchen mitbekommen.

"Ich wiederhole noch einmal die Frage über den physischen Kontakt Theresa. Hat dir Jasmin in den Bauch getreten? Wenn du lügst, hat das für dich genauso Konsequenzen", bemitleidete sie anscheinend niemand. Warum wunderte es mich nicht? Endlich gab Therese die Wahrheit bekannt und schüttelte einfach nur ihren Kopf.
"Dadurch, dass es anscheinend nur eine verbale Auseinandersetzung gewesen ist. Nachsitzen alle drei Beteiligten für eine Woche. Ab in euren Unterricht.

"Schlampe", zischte Jasmin zu Theresa, die einfach ohne weiteres an uns vorbei huschte und nicht den Mut hatte, sich zu entschuldigen. Unbewusst zog ich Jasmin an ihren Arm, um sie einfach zu beruhigen oder besser gesagt mich eher.
"Lass es", flüsterte ich ihr zu. Ich verstand Jasmins Rage, aber sie hätte es für ihre Lästereien aufgehoben und nicht für mich.
"Wieso hast du dich eingemischt?" setzte sie an mich zurück. Ihren Arm entzog sie aus meiner Hand und ein Blick in ihre Augen ließ mich erschaudern. Sie hatten die Farbe Schwarz. Wieso war sie so wütend?

"Jasmin..." setzte ich an, jedoch ging sie einfach ohne weiteres zum Unterricht, mit einem ihr nachrennenden Arian, der mir nur ein "Sorry" zu nuscheln konnte.

Mittlerweile hatte sich Lars auch in seinen Unterricht eingefügt und ließ mich mit Damon alleine.
"Warum hast du das gemacht, Seraphine?" Seine Stimme brachte mir eine Gänsehaut ein, die ich bis jetzt noch nie verspürt hatte. Warum beflügelte es mich anstatt das ich auf Abstand ging? Auf der anderen Seite lag es vermutlich daran, dass ich bis jetzt gedacht hatte Damon, hätte diese verbalen Mobbingattacken angefangen. Langsam zweifelte ich daran und dadurch wurden mir andere Sachen viel bewusster.

Seine dunkelbraunen Augen bohrten sich in meine. Ein mulmiges Gefühl, das ich bis jetzt nicht kannte, sammelte sich in meiner Magengrube.
Hat der Typ immer so gut gerochen?
"Wieso hast du das gemacht, Seraphine?" überrumpelte er meine Gefühlsregung durchs Näher treten.
"Was... was habe ich gemacht?" Ich stotterte unbeholfen und vergaß aufs Denken.

"Dich für Jasmin eingesetzt", ich nickte abweisend und achtete auf Damons Präsenz. Das Atmen fiel mir schwer. Das lag wohl an seiner Zentimeter Entfernung zu meinem Körper.
"Seraphine?"
"Ja?" Ich war anscheinend komplett daneben, um die Frage zu beantworten.
"Ist etwas?" Seine Hand landete auf meiner Wange und bei bestem Willen hätte ich wegrennen sollen, denn so nah war mir bis jetzt kein Typ gewesen. Doch ich konnte mich nicht bewegen. Versteinert ummantelte mich eine angenehme Wärme, die anscheinend von ihm ausging. Ich konnte nur erraten und die Erkenntnis ließ mich zittern. Ich bin doch nicht... Das ist doch unmöglich?

Ist es denn nicht normal, dass Werwölfe, Werwölfe als Mate bekamen? Unmöglich. Schnell schüttelte ich den Gedanken zur Seite und antwortete ihm, dabei entwich ich seiner Hand, die nun in der Luft baumelte.
"Weil sich bis jetzt niemand für mich eingesetzt hatte, außer sie", gab ich treu bekannt und konnte ein Lächeln einfach nicht verstecken und dabei interessierte es mich wenig, wenn ich dabei das hässliche Entlein abgab. Doch Damon erwiderte es und ich würde lügen, wenn ich sagte, sein Lächeln wäre nicht süß, denn das war es.. mehr, als ich mir eingestehen wollte.