Abyss

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Immer wenn es mir schlecht geht, stelle ich mir die Zukunft vor.
In Erinnerungen kann ich mich nicht verkriechen, die Schlechten haben die Guten verfärbt.
Manchmal braucht man einfach etwas, auf das man hinarbeiten kann.
Egal was.
Ich habe nicht auf ihn gehört.
Er sagt mir, ich solle mich auf einen Beruf konzentrieren und auf das Geld.
Aber was will ein Kind, selbst eines wie ich, schon von Geld alleine?
Also habe ich mir vorgestellt was ich mit diesem Geld machen würde.
Und aus meinen Gedanken baute ich ein Haus. Es ist hellblau.
Im Garten steht ein Apfelbaum.
Draußen ist es kalt, im Herbst regnet es, im Winter schneit es.
Ich mag es kalt. Wenn mir der Atem scharf durch die Kehle rinnt, fühle ich mich lebendig und warm.
Die Tür ist rot.
Mein Schlüssel ist auch rot.
Man muss ihn zweimal drehen damit die Tür aufgeht.
Sie knarzt leise.
Neben der Haustür im Eingang stehen Schuhe.
Ein Paar Sandalen, ein Paar Vans und ein Paar Winterstiefel.
Auf der anderen Seite stehen zwei Schalen. Sie sind immer sauber und gefüllt.
Im Haus reicht es nach Zimt und Apfel.
Das Bad ist japanisch mit der typischen Badewanne.
Auf ihrem Rand stehen an die hundert Badesalzmischungen.
Die Seife riecht nach Limonen.
Wenn man in die Küche kommt sieht man viel weiß und ein wenig rot.
In einer Schublade gibt es fünf Messer ein Großes auch im japanischen Stil, zwei mittlere und drei kleine.
Wenn man die Beiden Schränke über der Spüle öffnet, findet man in einem Marmelade und Tee vor.
Der Tee ist in verschieden bedruckten Dosen und die Marmelade ist selbst gemacht.
In der anderen sind Tassen.
Manche sehen aus wie Kindertassen, mit Comics und Kätzchen drauf. Andere sind aus verschiedenen Kulturen und Ländern in denen ich schon war und wieder andere sehen alt, abgenutzt, nicht zahnpasta-weiß und trotzdem auf ihre Art charmant aus, mit den großen Blumenmustern.
Im Esszimmer steh ein blassbrauner Holztisch.
Das Schlafzimmer ist viereckig.
Auf der ausziehbaren Couch liegt riesiger schwarzer Hund. Sie heißt Xena und wenn ich sie mit in die Kälte nehme habe ich nie Angst.
Meine Kamera liegt auf dem Beistelltisch.
Es gibt raumlange Fenster.
Eine rote Tagesdecke und unzählige Bücherregale.
Die Wände sind bemalt.
Mit jeder Art von Himmel.
In diesem Raum kriegt man viel Luft.
Xena schläft nachts auf dem weichen Teppich.
Ich und sie wachen gleich schnell auf wenn ein Geräusch ertönt, das uns verdächtig vorkommt.
Dann fletschen wir im Dunkeln die Zähne und lauschen.
Neben der Couch steht eine Anlage.
Unter ihr sind auch reihenweise Bücher und vier alte Kisten.

Jeden Abend an dem es mir gut geht stelle ich mir dieses Haus vor.
Und füge ein Detail hinzu.
Und dann Stelle ich mir mein Leben vor und lösche kleine Details meiner Existenz.
Bis es mich nicht mehr gibt.
Ein leerer Stuhl. Ein leeres Bett.
Ein leerer Platz in der Bahn.
Jeden Abend an dem es mir schlecht geht, stelle ich mir dieses Haus vor.
Dann halte ich mich daran fest, wenn ich nicht mehr weiß ob der leere Stuhl, das leere Bett und der leere Platz in der Bahn nicht etwas Gutes wären.
An solchen Abenden gehe ich auf mein blaues Haus zu, drehe den roten Schlüssel zur roten Tür zweimal herum, trete ein, wasche mir die Hände bis sie nach Limonen duften und nehme mir eine Tasse.
Und einen Tee aus einer bedruckten Dose.
Dann setze ich mich zu dem Hund auf die Couch und sehe mir die Himmel an und atme tief ein und aus und es riecht nach Apfel und Zimt und Tee und Limone und Hund und Büchern.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 16, 2019 ⏰

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