Als Mick die Augen öffnet, liegt er in einem weißen Bett, in einem weißen Raum mit einer weißen Tür und starrt an eine weiße Decke. Das Aufsetzen fällt ihm erstaunlich leicht. Kein Ziepen hier, kein Wehwehchen da. Sein Blick fällt auf die weiße Kutte, die er trägt. Nicht besonders modern, denkt er, zuckt dann aber die Schultern und schwingt sich mit Schwung aus dem klapprigen Bettgestell. Dass er dabei die weiße Decke auf den Boden wirft, bemerkt er nicht, als er mit langsamen Schritten auf die weiße Tür zusteuert. Die Klinke fühlt sich kühl an in seiner Haut. Weder stößt er auf Widerstand, noch ertönt ein quietschendes Geräusch, als er sie runterdrückt und so tritt er in den weißen Flur. Der Flur ist lang, sehr lang, er geht so weit man sehen kann. An beiden Seiten finden sich unzählige Türen, natürlich alles in weiß. Neugierig schaut Mick sich um und entdeckt einen Pfeil, der in eine Richtung des unendlichen Flurs zeigt. Eine jugendhafte Neugier verleitet ihn dazu, dem Pfeil zu folgen. Seine Schritte federn leicht, als er leichtfüßig durch den Flur läuft. Einige Minuten folgt er ihm, bis er ein Ende ausmachen kann. Also doch nicht unendlich! Mit einer wissenschaftsbedingten Genugtuung tritt er näher heran. Vor ihm bilden sich zwei Tore. Das rechte besteht aus einem runden Torbogen, verschnörkelt und verziert mit einem Geflecht aus Rosen und Flammen. Es ragt pompös in der weißen Wand auf. Groß und stilvoll. Klein und spärlich dagegen wirkt das linke Tor. Kaum größer als Nick ist es einfach in die Wand gemeißelt. Ohne Verzierungen, die es schöner erscheinen lassen. Einige Minuten lang betrachtet Nick die beiden Tore. Das heißt, wenn es die Zeit überhaupt noch gibt. Vielleicht gelten die Naturgesetze hier ja garnicht. Das ist sogar sehr wahrscheinlich, überlegt Mick. Weitere Zeit betrachtet er die beiden Tore. Mick spürt, dass jetzt die Zeit ist eine Entscheidung zu treffen. Wohin sie führen ist nicht zu sagen, die Pfade liegen in völliger Dunkelheit. Ich bin bereits durch Leben und Tod gegangen und jetzt soll ich also wählen, ob meine Seele den Himmel oder die Hölle erblicken darf. Eigentlich eine leichte Wahl. Dennoch vergehen weitere Momente, in denen er sich nicht von der Stelle rührt. Sollte er sich jetzt falsch entscheiden, wird er für immer mit dieser Last Leben müssen. Jetzt ist es anders als im Leben. Er kann nichts verbessern oder nochmal von vorne anfangen. Was er tut bleibt für immer. Immer noch steht Mick vor den beiden Wegen. Er durchforstet jeden Boden seiner Seele, jeden noch so kleinsten Abgrund. Er will sich zu hundert Prozent sicher sein. Schließlich meint er einen Entschluss gefasst zu haben und setzt sich in Bewegung, als er hinter sich eine leise aber klare Stimme vernimmt.
„Ah-ah-ah, wo willst du denn hin?"
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Des Teufels Charme
SpiritualAls Mick die Augen schließt, um zu sterben, findet er sich im Flur der Entscheidung wieder. Vor sich die Tore des Himmels und der Hölle soll er entscheiden, welchen Weg er für seinen unendlichen Tod einschlagen will. Eigentlich eine einfache Entsche...