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"Hey yo, zu mir!" rief Pepe und hob die Arme in die Luft zum Zeichen, dass er frei stand. Vito prellte den Basketball noch einmal auf den Boden und passte dann Pepe zu.
Der kleine aber stämmige Teenager passte den Ball ab und versuchte sich an zwei größeren Gegenspielern vorbei zu spielen, die es allerdings schafften ihm den Ball abzunehmen und einer der beiden mit einem gekonnten Wurf den Basketball in den Korb beförderte. Nun stand es 15 zu 11. Vito stöhnte auf und raufte sich sein schwarzes Haar. Das Spielende hatten sie auf 15 Punkte festgelegt. Sie hatten offensichtlich verloren aber schlimm war das nicht, es war nur ein freundschafts Spiel im Park gewesen. Er holte sein etwas veraltetes Smarphone aus der Hosentasche - 21:35 war es laut der Sperrbildschirm Anzeige.
"Sorry Leute, ich muss langsam los." stellte er fest und verabschiedete sich von seinen Freunden Pepe, Rico und Miguel mit einem lässigen Handschlag. Er wendete sich am Emilio. "Kommst du auch gleich mit oder bleibst du noch ein bisschen hier?" Emilio war Vitos bester Freund und wohnte in der selben Straße wie er selbst, sodass sie den selben Weg nach Hause hatten.
"Nein Bro ich bleib noch ein bisschen. Ich bin froh so lange wie möglich von meinem Alten fern zu bleiben.
Tut mir leid. " fügte Emilio hinzu. "Alles easy, kann ich voll verstehen. Also man sieht sich dann morgen wieder." Vito verabschiedete sich nun auch von Emilio setzte die Kapuze seines grauen Hoodies auf und machte sich dann joggend auf den Weg nach Hause durch die dunkelen Gassen am Rande der Stadt Acapulco.
Er wohnte in einer benachteiligten Gegend außerhalb der Stadt. Außer den Bewohnern des Virtels verirrten sich nur wenig Menschen in diese Gegend, denn hier war die Kriminalitätsrate sehr hoch. Sogar bei Tageslicht musste man aufpassen nicht Opfer eines Verbrechens zu werden.
Ein wenig außer Atem erreichte Vito das heruntergekommene Hochhaus in dem er gemeinsam mit seinem kleinen Bruder und seiner Mutter lebte. Die graue Fassade war an vielen stellen abgebröckelt, nur hier und da mischte sich ein wenig Farbe durch stümperhaftes Graffiti an die Wand. Die kleinen Kellerfenster auf Bodenhöhe waren eingeschlagen und im Eingang saß ein alter Mann der mindestens genauso heruntergekommen aussah wie die Hauswand. Vito schlüpfte an ihm vorbei, stapfte erschöpft die Treppen hinauf bis in Etage sieben und schloss dann die Wohnungstür auf.
"Ich bin da!" rief er in die Wohnung hinein. Diese roch stark nach einer Mischung aus Zigaretten und einem Raumspray, was wohl ursprünglich dazu dienen sollte den Zigarettengeruch zu übertönen. Das war aber allem Anschein nach hoffnungslos fehlgeschlagen.
"Hallo Vito!" hörte er die helle Stimme seines achtjährigen Bruders aus einem Zimmer. Seine Mutter antwortete wie gewohnt nicht sondern saß nur regungslos mit einer qualmenden Zigarette und wirrem Haar vor dem Fernseher, als wäre sie eben erst aufgestanden.
"Mama du sollst hier drinnen nicht rauchen, Pedro ist erst acht du solltest wirklich Rücksicht nehmen verdammt." murrte er und öffnete die Balkon Tür weit um zu lüften. "Mach zu es ist kalt!" erhielt er als einzige Reaktion von seiner Mutter. Kommentarlos öffnete er noch ein weiteres Fenster und wandte sich um um nach seinem Bruder zu sehen.
"Komm ich mach dir was zu essen mein kleiner." sagte er und nahm ihn mit in die Küche wo er fünf Eier in die Pfanne schlug und ein paar Scheiben Toast röstete.
Kein Festmahl aber immerhin etwas warmes für sie beide. Aus Gewohnheit wusste er das seine Mutter nicht mitessen würde, weshalb er nur zwei Teller und Gläser auf den Tisch stellte und das Essen zwischen ihnen aufteilte.
Mit seinen 17 jahren fühlte sich Vito verantwortlich für seinen kleineren Bruder, denn nachdem sein Vater abgehauen war als Vito erst 14 war und seine Mutter in eine tiefe Depression verfallen war, hatte er die Rolle des Vaters zu Hause übernehmen müssen. Durch diese große Verantwortung wirkte Vito bereits um einiges älter als er tatsächlich war, was durch sein äußeres Erscheinungsbild zusätzlich noch verstärkt wurde. Er war für einen Mexikaner relativ groß und hatte durch das regelmäßige Training im Boxclub einen sportlichen Körperbau. Mit dem Boxen hatte er begonnen als er 14 war denn als ältester Mann im Haus wollte er dazu in der Lage sein seine Familie beschützen zu können, was in dieser Gegend leider viel zu notwendig war. Genau aus diesem Grund kam Vito auch ungern spät nach Hause.
Nachdem er und sein Bruder zu Ende gegessen hatten, stellte er die Teller in die Spüle und schickte Pedro duschen und Zähneputzen. Er selbst nutzte die Zeit um noch ein Paar Hausaufgaben in seinen College Block zu kritzeln. Die Schule langweilte ihn zwar, aber wenn er seine Familie einmal aus dieser Gegend herausholen wollte um ihnen ein besseres Leben zu ermöglichen, dann führte an der Schule kein Weg vorbei. So versuchte er wenigstens die Aufgaben zu lösen um einen guten Eindruck zu erzeugen.
Nachdem Pedro und er selbst fertig mit der abendlichen Routine waren legten sie sich in ihr gemeinsames Bett.
"Gute nacht mein kleiner" flüsterte Vito und erhielt ein schlaftrunkenes "Nacht. " zurück.

Schüsse

Schreie

Mit rasendem Herzen fuhr Vito aus dem Schlaf und saß kerzengerade im Bett. Auch Pedro war wach, lag jedoch mit aufgerissenen Augen schnell atmend im Bett. Vito vernahm laute Stimmen von draußen die sich aber zu entfernen schienen. Schützend legte er seine Arme um Pedro und zog die Bettdecke über ihre Köpfe. "Mach die Augen zu kleiner, es ist alles gut." flüsterte Vito.
Schnell beruhigten sie sich wieder und begannen wieder schläfrig zu werden.
Es war einfach nur eine weitere Nacht am Stadtrand von Acapulco...

The Beast inside meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt