One Direction One Shots

You & I | Harry

Müde löste Emily die Schleife ihrer Schürze, ehe sie das Kleidungsstück an einen der vielen Metallhaken hing und aus der Türe trat. Kalter Wind schlug ihr entgegen und brachte sie dazu, ihren Mantel noch fester an sich zu drücken. Letzte Nacht erst hatte es zum ersten Mal in diesem Jahr richtig geschneit und die junge Frau wünschte sich gerade einfach nur, endlich zu Hause anzukommen und sich aufzuwärmen. Bibbernd warf sie einen Blick auf ihre Armbanduhr, nur um aufzuseufzen. Es war schon kurz nach ein Uhr und sie war sich daher sicher, dass es wieder zu einem Streit zwischen ihr und ihrem Freund kommen würde. Harry war Musiker und mit seinen 25 Jahren schon sehr erfolgreich. Vor einigen Jahren brannte er mit seiner Band One Direction durch und die Preise, die die Jungs zusammen gewonnen hatten, stapelten sich nur so im Wohnzimmerregal. Obwohl der Brite so viel verdiente, dass wahrscheinlich selbst ihre Urenkel noch davon leben könnten, ohne auch nur einmal gearbeitet zu haben, wollte Emily unbedingt einen Job. Zum einen fiel es ihr schwer, sich von jemandem Sachen kaufen zu lassen - es ließ sie einfach nicht wohlfühlen - und zum anderen gab es da dieses Armband, welches Harry einmal im Schaufenster gesehen hatte. Emily wusste, wie sehr es ihm gefiel und sparte nun schon seit Monaten darauf. Schließlich wollte sie ihrem Freund etwas schönes zu ihrem dritten Jahrestag schenken, welcher schon morgen - nach der Uhrzeit wohl eher heute - anstand.
,,Em?" , erklang eine Stimme hinter ihr, die nur so von irischem Akzent triefte. Schwungvoll drehte sich Emily um und fiel Niall um den Hals. ,,Danke, dass du es noch geschafft hast. Du weißt ja, Eleanor ist krank und ich musste ihre Schicht übernehmen.. Und Freitags ist in der Bar immer so viel los- " ,,Hey, hey, hey. Ist schon in Ordung. Ich weiß doch, wie stressig dein Job sein kann und ich musste ja eh nicht mehr tun, als zum Geschäft zu fahren und dieses Lederarmband abzuholen. Selbst bezahlt hast du es schon" Ein lautes Lachen entfloh Niall und Emily konnte nicht anders, als grinsend die Augen zu verdrehen. Sie wollte schon erneut ansetzen und etwas davon faseln, er wäre ja auch noch bis zum Ende ihrer Schicht wachgeblieben, um sich mit ihr zu treffen, aber bei dem warnenden Blick des Iren verwarf sie diese Idee schnell wieder und verabschiedete sich. Natürlich nicht, ohne sich noch ein letztes Mal überschwänglich zu bedanken.
Emilys Schlüsselbund klapperte, als sie die Haustüre aufsperrte und völlig durchgefroren das Appartment betrat. Die Wohnung war zappenduster, nur in der Küche war das Licht nicht ausgeknipst worden. Harry war also noch wach. Ein Gähnen entloh Emily, als sie die Kochstube betrat und tatsächlich entdeckte sie dort ihren Freund, der auf einem der Stühle saß und sie scheinbar erwartet hatte. ,,Hey", murmelte die junge Frau leise und setzte ein leichtes Lächeln auf. Harry jedoch blickte sie nur aus kalten, grünen Augen an und lachte bitter auf. ,,Ist das dein Ernst?" Seine Stimme klang nicht wie sonst liebevoll und sanft, sondern triefte nur so vor Spott. ,,Ist.. alles okay?" , fragte sie vorsichtig und versuchte, ihn nicht noch wütender zu machen. ,,Ob alles okay ist?" , erneut entschlüpfte ihm ein Lachen, ,,Du kreuzt jedes Mal mitten in der Nacht hier auf und fragst mich ernsthaft, ob alles in Ordnung ist? Wenn du keinen Bock mehr auf diese Beziehung hast, dann sag es halt einfach, verdammt! Vielleicht hast du ja schon längst einen Neuen aber bleibst bei mir, weil mein Konto dich anlacht!" ,,Wirfst du mir gerade wirklich vor, ich würde dich betrügen?", hauchte Emily und konnte nicht verhindern, verletzt zu klingen. ,,Ja, vielleicht tue ich das. Was soll ich denn sonst denken, wenn du fast nicht mehr zu Hause bist?"
Emily stiegen Tränen in die Augen, als sie die schmale Schatulle des Armbands aus ihrer Hosentasche kramte und Harry zuwarf. Verwirrt öffnete er sie und erblickte das teure Lederarmband von Gucci, welches sogar mit einer Kravierung versehen war. ,,You & I. Weißt du noch? Du und ich gegen den Rest der Welt. Für immer. Aber scheinbar habe ich mich da getäuscht. Ich bin jeden Tag arbeiten gegangen, habe nur noch Überstunden gemacht und Nachtschichten meiner Kollegen übernommen, damit ich dir auch endlich mal etwas bieten kann. Auch wenn es sich hierbei nur um ein dämliches Geschenk zum Jahrestag handelt. Und du? Du wirfst mir vor, dich zu hintergehen und auf dein Geld aus zu sein" Emily schüttelte enttäuscht den Kopf, lief zur Haustüre und öffnete sie, ehe sie sich noch ein letztes Mal umdrehte. Der Lockenkopf stand verloren in der Küche und bewegte sich immernoch nicht. ,,Alles Gute zum Jahrestag, Harry" , hauchte Emily, schloss die Türe des Appartments und bekam nicht mehr mit, wie der junge Sänger in sich zusammensackte und anfing zu schluchzen.