Immer wenn er blau ist

147 6 4
                                    

"Auf uns!", lachte Lotte neben mir und wir stießen mit unseren Weingläsern an. Dann warf ich eine Blick in die Runde und schaute wie eine nach der anderen einen Schluck von dem sauteuren Wein tranken, den Sarah mitgebracht hatte.

Aber ich konnte nicht. Ich konnte nicht trinken. Es fühlte sich plötzlich so an, als hätte ich einen riesigen Kloß im Hals. Während ich in die dunkelrote Flüssigkeit blickte, spürte ich wie alle meine Gedanken und Gefühle der letzten Monate wieder hochkamen. Alle Erinnerungen, die ich so sehr unterdrückt habe, kamen wieder hoch als hätte jemand geschnipst.

"Isa? Ist alles in Ordnung?"

Ich starrte weiter stumm in mein Glas und spürte den Schmerz langsam meine Brust hochkriechen. Es schnürrte mir die Kehle zu und ich begann zu zittern.

"Isa?"

Lotte nahm mir mein Glas aus der Hand und anstatt weiter die rote Flüssigkeit zu schauen, fiel mein Blick nun auf meine leere Hand. Ich drehte sie langsam hin und her, als könnte ich nicht fassen, dass sie existierte; dass ich exisitierte.

"Isa, was ist-?"

Sarahs Stimme wurde von einem Klingeln übertönt. Das Klingeln meines Handys. Die Köpfe der anderen drehten sich alle in die Richtung aus der das Kingeln kam. Ich hingegen schloss die Augen. Ich musste nicht dorthin sehen. Ich musste nicht lesen, was auf dem Display stand, denn ich wusste es.

Felix

Der Gedanke an ihn schmerzte so sehr, dass ich eine Träne nicht mehr zurückhalten konnte. Sie lief meine Wange hinunter und tropfte dann von meinem Gesicht.

"Es ist-"

"Felix", beendete ich den Satz, den Sarah gerade angefangen hatte.

"Willst du drangehen?", fragte jetzt Lotte.

"Niemals."

Ich stand auf und schaute mich kurz im Raum um.

"Ich muss kurz auf die Toilette", sagte ich und verließ so schnell ich konnte den Raum. Ich stolperte in mein Badezimmer und schloss die Tür. Ich ging zum Waschbecken und ließ das Wasser laufen. Ich wusch mir mein Gesicht und schaute in die Spiegel.

"Verdammt!", murmelte ich, "Verdammt!"

Wie konnte es sein, dass ich dieser Geschichte immer noch hinterher heule. Bis jetzt hat mich eine Trennung noch nie so mitgenommen und noch die so eine lange Zeit. Es war jetzt schon über ein Jahr her.

Es ist ja nicht so, als hätte ich in diesen ganzen 13 Monaten nichts mit anderen Männern gehabt. Ich hatte sogar eine Beziehung. Aber sie hielt nicht lange und das war meine Schuld, denn egal, was ich tue, ich bekomme diesen verdammten Felix nicht aus meinem Kopf.

Plötzlich stieg eine Wut in mir auf, die ich schon lange nicht mehr gespürt habe. Ich nickte mir im Spiegel zu, dann sprintete ich aus dem Badezimmer zurück zu meinen Freundinnen. Ich nahm das Weinglas und trank es in einem Zug aus. Dann stellte ich es mit einem lauten Knall ab, durch den Lotte und Sarah zusammenzuckten.

"Alles in Ordnung Isa?", fragte Lotte vorsichtig.

Ich nickte selbstsicher, dann nahm ich mein Handy und drehte es einen Moment in meiner Hand. Ich begann zu grinsen, holte aus und warf es mit einer schnellen Bewegung durch den Raum bis es auf der gegenüberliegenden Wand aufschlieg und zu Boden ging. Ich stemmte mir meine beiden Hände in die Hüfte und grinste.

"Nie wieder Kummer!", rief ich und grinste.

Lotte und Sarah wechselten einen kurzen Blick und begannen dann gleichzeitig zu lachen. Lotte schüttete jedem Wein nach, nickte uns zu und erhob dann ihr Glas.

You've reached the end of published parts.

⏰ Last updated: Dec 29, 2019 ⏰

Add this story to your Library to get notified about new parts!

kummerWhere stories live. Discover now