My Friend

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Schon immer hatte ich ihn mehr als nur gemocht. Ich wollte es nie wahr haben.
Doch alles an ihm ließ meine Gefühle verrückt spielen.
Seine Lippen, der Weg wie er lachte, sein Charakter und seine dunkelbraunen Augen ließen mich oft daran zweifeln ob er NUR mein bester Freund war.

Gelangweilt saß ich im Unterricht und schaute an die Wanduhr, darauf hoffend, dass ich endlich aus dieser Hölle a.k.a Mathe raus kommen würde.
Ich wollte endlich raus aus diesem stickigem Klassenraum. Zwar war es draußen kalt, aufgrund des Winters, doch alles war besser, als hier weiterhin rum zu hocken.

Ich atmete hörbar aus und schaute desinteressiert nach vorne, wo meine Lehrerin gerade versuchte meinen ebenfalls gelangweilten Mitschülern das neue Thema zu erklären.

Ich wieder rum gab auf mich weiter darauf zu konzentrieren und begann einfach irgendwelche Texte in meinen Block zu schreiben.
In Gedanken vertieft, kaute ich an dem Ende des Bleistiftes.

,,Entschuldige Donghun? Könntest du uns das Ergebnis für diese Aufgabe nennen oder hast du gerade besseres zu tun", pampte mich meine Lehrerin von vorne an.

Ich hasse sie.
Jeder andere ist auch abgelenkt, aber sie quält nur mich.

,,Ehm... -56?", fragte ich eher, als zu antworten.

,,Glück gehabt.", sagte sie nur und schrieb die Lösung hin.

Ich atmete aus.
Tzz das nennt man Naturtalent.
Ich klopfte mir einmal innerlich auf die Schulter und schrieb weiter an meinen Texten.

Irgendwann klingelte die altbekannte Schulglocke und eine Unruhe entstand.
Alle sprangen auf und schmießen ihre Bücher, Hefte und Stifte in ihre Rucksäcke.
Ich wiederum war etwas ruhiger.

Zwar schnell, aber ruhig sammelte ich alles zusammen und tapperte aus dem Raum.
Das waren zum Glück die letzten beiden Stunden für heute.
Ich war so erschöpft.

Danach schlenderte ich durch den Flur zum Ausgang.

Nicht mehr lange und dann waren Ferien. Endlich Ruhe.
Zumindest erhoffte ich mir das.

Meine Gedanken wurden unterbrochen, als sich zwei Arme von hinten um mich schlungen.
Ich erschrak und zuckte kurz.
Doch meine Panik sank, als ich an meinem Ohr hörte:,,Na? Wie war dein Tag?"
Mein bester Freund, Junhee. Aber wie belassen es mal bei Jun.

Naja, wir kennen uns seit der Grundschule und seitdem kleben wir aneinander. Ich mag ihn echt sehr und leider auch viel mehr, als nur das.
Ich hatte Gefühle für ihn entwickelt.
Mir war bewusst, genau weil wir uns so lange kannten, ich höchstwahrscheinlich nie eine Chance haben werde.

,,Ganz okay", murmelte ich und drehte mich in seinem Arm. Er war genau vor mir. So verdammt nah.
Ich wurde leicht rot und versuchte zur Seite zu schauen.
,,Und d-deiner?", fragte ich leise zurück.

Er nickte kurz und lächelte mich weiterhin an.
Was ne Grinsebacke.
Aber er brachte mich auch zum Lächeln, das schaffte er immer.

,,Du?", fragte er dann und schaute mich mit großen Augen an.
Diesen Gesichtsausdruck kannte ich allzu gut. Er wollte irgendwas.

,,Ja, Jun?", sagte ich und schaute den etwas Jüngeren an.

,,Kann Jun heute zu Donghun kommen und Zeit mit ihm verbringen?", fragte Jun mit hochgestellter Stimme.
Wie ein kleines Kind.

Ich musste leicht lachen, aber war auch etwas verwirrt. Jun war eigentlich nicht der Typ, der dich spontan traf. Meist hatte er es schon Tage vorher abgesprochen.
Aber naja vielleicht irre ich mich gerade auch.

✫ℳ𝓏 ℱ𝓇𝒾ℯ𝓃𝒹✫Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt