Überfallen

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Ein leises Knacken lässt Lucifer wach werden. In der Dunkelheit erkennt er kaum seine eigenen Sachen in seinem Schlafzimmer. Langsam richtet er sich auf und greift dabei neben das Bett auf den Boden, um sich seine Hose und Shirt zu nehmen, die er bedacht anzieht.
Erneut hört man das leise Knacken. Diese mal kann Lucifer bestimmt sagen, das es aus der Richtung der Werkstatt kommt, obwohl die Türen bis dort hin geschlossen sind.
Einen Fuß nach dem Nächsten setzt er auf das kalte Parket. Mit den Gedanken, was das Knacken auslösen kann, kniet er sich neben das Bett und holt seine Kiste mit den Messern heraus. Die Lumpen wirft er gedankenlos auf das Bett, bevor er still zur Tür geht.
Zeitgleich ertönt zum dritten mal ein Knacken, gefolgt von mehreren Paaren schleichender Schritte, die sich nähern.
Sich sicher, das es Einbrecher sind, positioniert er sich hinter der Tür seines Schlafzimmers und wartet geduldig. „Der hat hier wirklich viele Waffen." flüstert eine der Personen laut genug, das es auch Lucifer verstehen konnte. Ein ruhiges Ächzen ertönt von der Türklinke zu seinem Raum, als diese Betätigt wird.
Lucifer hält den Atem an. Zuerst wird die Tür nur einen kleinen Spalt von außen geöffnet. Urplötzlich jedoch komplett und eine in schwarz gekleidet Person stürmt ein paar Schritte herein und blickt auf das leere Bett. „Hier ist niemand!"
Sofort sieht Lucifer seien Chance und springt wie ein Geist hinter der Tür hervor, packt die Gestalt vor ihm an linken Schulter, nur um ihn über rechts mit einem der Messer die Kehle aufzuschneiden. Noch während die eine Person röchelnd zusammenklappt ertönt aus dem Wohnzimmer der „Scheiße!" ruf einer weiteren Person.
Mit kalten Augen dreht Lucifer den Kopf zu der nächsten in Schwarz gekleideten gestallt. Jetzt erkennt Lucifer auch, das beide eine dunkle Maske tragen. Zudem hält die zweite Person ein Kurzschwert, womit er auf Lucifer zustürmt. Kurz bevor dieser jedoch Lucifer erreicht, wird ihm die Tür vor der Nase zugeschlagen, wodurch ein Knall entsteht, als die Person dagegen rennt.
Aus Vorahnung springt Lucifer von der Tür weg, welche mit Schwung aufgetreten wird. Noch bevor sein Gegner ihn angreifen kann, ergreift Lucifer die Initiative und springt auf ihn zu. Mit ein paar schnellen hieben verpasst Lucifer dem Feind mehrerer tiefe Schnittwunden an den Armen, bevor er eine der Klingen die Kehle von ihm streifen lässt, wodurch auch er im Türrahmen zusammenklappt.
„Lucifer?!" kommt die Rufe Sotas aus der Werkstatt. „Hier!" kommt es schon leicht geschockt zurück. Schweiß tropft von Lucifers Stirn, wobei es ihn keine Anstrengung gekostet hat, die beiden Angreifer zu töten. Während Lucifer über die Leiche in der Schlafzimmertür springt und seine nackten Füße eine Blutspur hinter sich her ziehen, rennt Sota durch die Tür der Werkstatt, ein Einhänder in der Rechten. Lucifer erinnert sich daran, wie er Sota das Schwert geschenkt hat, als dieser sechzehn wurde. Dies wurde für Lucifer zu einer Art Tradition, wodurch er jedem ein spezifisches Schwert geschmiedet hat, mit der Hoffnung, das sie es dennoch nie gebrauchen werden.
„Was ist hier los?" fragt Lucifer sofort seinen Freund, als sie in der Wohnung aufeinander zu gehen. Vorsichtig streicht Lucifer das Blut seiner Klingen auf seinen Oberarm ab. „Banditen überfallen das Dorf." Sota schließt Lucifer schnell in einer Umarmung. „Immerhin geht es dir gut Lucifer." kommt es von Sota erfreut. „Kann ich nur erwidern. Warum gibt es noch keinen Alarm." Lucifer stößt Sota von sich weg, welcher sein Schwert schnell vor sich schwingt.
Lucifers Gesichtsausdruck wird von Erleichterung zu schockierter Verzweiflung, als er das kalte Metall seiner eigens geschmiedeten Waffen spürt. Langsam richtet Lucifer seinen Blick von Sotas Lächeln zu der glänzenden Klinge, die in seinem Bauch steckt. Ruckartig zieht Sota das blutige Metall wieder heraus und stößt Lucifer von sich weg.
Der Dorfvorsteher taumelt schwer Atmend vor schmerz rückwärts zu seiner Couch, an dessen Rücklehne er versucht sich mit der Rechten zu halten und mit der Linken die Blutung zu stoppen, seien Waffen dabei noch immer umklammernd. „Du..." bringt Lucifer nur heraus.
Lächelnd hält Sota sich von Lucifer fern, da dieser weiß, das Lucifer trotzdem noch angreifen kann und wird, wenn er ihm auch nur zu nahe kommt. „Ich bin wirklich froh, das diese Idioten dich nicht getötet haben. Dabei hatte mir Kenjiro, also dieser Herrscher beteuert, das es Profis seien in leisen Überfällen. Keine Ahnung wodurch du wach geworden bist, denn sie waren wirklich leise beim Aufbrechen des Tores."
Zeitgleich wie Lucifer zu verstehen beginnt, beginnt die Glocke des Kirchturms ununterbrochen zu schlagen. „Und da hast du deinen Alarm." lacht Sota gehässig. „Ich war wirklich froh das die dich nicht getötet haben, so konnte ich das erledigen, zum Wohle von Rifa. „Wieso ... nur Sota. Wieso tuest du das." zischt Lucifer zwischen seinen Zähnen hindurch. Sein warmes Blut wird teils vom Stoff des Shirts aufgesaugt, teils tropft es über seien Hand auf den Boden, der von keinem Licht erhellt wird. „Weil du Idiot dieses Angebot nicht angenommen hast. Es hätte unserem Dorf Wohlstand gebracht!" Lucifer verfolgt im Dunklen, wie Sota um ihm herum geht. Jeder seiner Atemzüge schmerzt höllischst dabei. „Dieser König von dem Land aus dem Norden kam vorgestern noch einmal zu mir, als ich auf dem Feld gearbeitet habe. Anfangs dachte ich nur, das er sich bei mir bedanken wollte, das ich dir die Botschaft überbracht habe, doch er hat mir von dem gesamten Gespräch erzählt und was das Dorf davon hätte. Er machte mir das Angebot die Bedienung für das Dorf zu akzeptieren, im Gegenzug müsste ich nur ein paar Dinge für ihn noch erledigen und diese Gegend aufgeben." „Sota... du bist doch so Naiv." lacht Lucifer mit schmerzverzerrtem Gesicht. „Der Typ ist nur an dem Land interessiert. Er will das Dorf nicht. Jeder der Erwachsen ist, hätte das gesehen." Ein kaltes Lachen kommt von Sota, unter dem Lucifer völlig zusammenbricht und den Rücken gegen die Couch lehnt.
„Du bist Naiv, Lucifer! Du denkst nicht an das Dorf. Ich jedoch schon. Die Männer des Königs beginnen soeben als Banditen getarnt das Dorf zu überfallen. Ich werde dann zu den anderen sagen, das du schon Tot bist und die Flucht in Richtung Norden anführen. Natürlich werden wir aus Süden angegriffen, anders würde es ja nicht funktionieren. In der Zeit wirst du hier Ausbluten." Lucifer erkennt, wie Sota langsam zur Tür der Werkstatt sich bewegt. Er würde eines seiner Messer nach ihm werfen, doch er spürt, wie die Kraft seine Arme schon verlässt.
„Ich muss jetzt aber los, mein Alter Freund. Die anderen werden wie der Notfallplan aussieht am Gasthaus sein. Mir tun nur die Händler leid, doch die interessieren mich dann doch nicht." lacht Sota noch einmal. „Sayōnara Lucifer." verabschiedet sich Sota schließlich und rennt sofort aus dem Gebäude.
Einige Minuten, in denen nur das schwere Atmen und die Glocken zu hören sind, verstreichen, in denen Lucifer schmerzerfüllt auf die dunkle Tür starrt. Ein leises Poltern vom Dachboden unterbricht diese Zweitönigkeit. Schwerfällig hebt Lucifer den Kopf zur Luke des Dachbodens. „Komm... raus Ashura." ächzt Lucifer mit seinen noch übrigen Kräften.
Lautstark wird die Klappe des Dachbodens aufgerissen und die einklappbare Treppe entfaltet sich neben der Couch, was Lucifer aus seiner Position nur schwer erkennt. Die Treppen auch schon fast herunter fallend kommt Ashura im dunkeln herunter und schaltet erst einmal das grell blendende Licht an. „Lucifer!" ruft sie panisch aus und kniet sich zu ihm, Tränen in ihren unterschiedlichen Augen. Schwerfällig lässt Lucifer seinen Blick noch ein letztes mal von der Narbe an ihrem Fuchsohr bis hin zu dem blauen Fell ihres Schwanzes, den sie zum ersten mal nicht versteckt, schweifen.
„Bitte! Halte durch!" sie presst ihre spitzen Finger auf Lucifers Wunde. Langsam lässt Lucifer beide Messer aus seinen Griffen fallen und schiebt seien blutige Linke mit auf ihre beiden Hände. Die Rechte hingegen nutzt er mit seiner wenigen Kraft noch, um ihr mit dem Daumen die Tränen auf ihrer Wange weg zu wischen. „Hör auf, Ashura. Du... befleckst dich nur noch mit Blut." „Nein!" wieder spricht sie ihm in einem wehklagenden Schrei. Sofort spürt Lucifer Kälte, die sich von seiner Wunde aus ausbreitet. Das Blut, auf seiner Linken, beginnt schlagartig zu gefrieren, was Lucifer sofort erkennt, ohne auch nur seinen Blick von Ashura abzuwenden.
Ein letztes Lächeln bildet sich aus Lucifers Lippen. „Du hast noch mehr Geheimnisse gehabt." fällt es ihm schwer zu sprechen. „Ja." heulet Ashura und legt ihren Kopf dabei auf seine Brust. „Du bist der Erste, der jemals für mich da war, auch wenn wir uns nur seit ein paar Tagen kennen." Lucifer zieht sie mit seiner letzten Kraft in eine Umarmung und schließt die Augen dabei. „Naja. Es wird bestimmt ... irgendwo jemanden geben, ... der dich auf nehmen wird. Auch wenn du eine Nekomimi ... und ein Ghost bist."
„Stirb jetzt nicht!" schreit sie in sein Shirt hinein. „Irgendwo... bestimmt." wiederholt Lucifer noch einmal schwach. „Bleib bei mir! Bitte!" Ashura spürt, wie Lucifers Umarmung langsam an Kraft verliert. „Bitte, bleib bei mir! Bitte! Werden ihre Schreie immer Lauter. „Bitte! Helfe ihm! Bitte lass mich an seiner Seite bleiben! BITTE!"

Ghost WarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt