𖤘 | 𝘁𝗵𝗼𝗿𝗻𝘀 : 𝗺𝗶𝗻𝘀𝘂𝗻𝗴

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In meinem Leben habe ich mich noch nie so erschöpft gefühlt wie nun. Nicht nur mein Körper war beinahe völlig am Ende, sondern auch mein Verstand. Mir geling in den letzten Tagen gar nichts, ich konnte mich nicht mal genug auf etwas konzentrieren um etwas überhaupt zu versuchen. Ich wusste auch nicht, wie ich es schaffte, das ganze vor den anderen sieben zu verheimlichen, aber ich war wirklich froh drum, dass es mir gelang. Das letzte was ich nun noch gebrauchen könnte, wäre darüber reden zu müssen. Ich versuchte mich in meinem Bett aufzusetzen, was mir schon sämtliche Kraft zu rauben schien, doch heute konnte ich wirklich nicht die ganze Zeit in meinem Zimmer verbringen. Ich musste wenigstens versuchen eine andere Unterkunft für ein paar Tage zu finden - das würde mir sicherlich wenigstens für diese Zeit helfen. Doch dafür müsste ich es bis in die Küche schaffen, weil ich dort unglücklicherweise mein Handy liegen lassen habe. Alleine der Gedanke durch den gesamten Dorm zu laufen und auf dem Weg jemanden - insbesondere Minho - zu begegnen versetzte mich schon in einen Zustand von Panik. Ich wollte meinen Zustand so lange es nur irgendwie ging geheim halten. Die anderen konnten ohnehin nichts ändern und ich wollte Minho die Schuldgefühle nicht antun, die er verspüren könnte, wenn er wüsste, weshalb es mir nicht gut ging.

Seufzend verließ ich mein Bett. Meine Beine zitterten, sobald sie mein Gewicht tragen mussten, doch ich traute mir noch zu bis in die Küche zu kommen. Ich konnte jedoch nur hoffen, dass das Badezimmer frei war - nur für den Fall der Fälle, dass ich tatsächlich auf Minho stoßen würde. Gähnend schlurfte ich bis zu meiner Türe und dann Richtung Küche, wobei zum Glück niemand in Sicht war. Erneut wurde mir plötzlich schwindelig und alles schien sich zu bewegen - nur ich konnte mich nicht vom Fleck bewegen und streckte stattdessen schützend meine Arme aus, in der Hoffnung, an der Wand Halt zu finden oder um mich notfalls abzustützen, falls ich doch auf dem Boden landen sollte.

„Jisung? Jisung, geht es dir gut?", hörte ich eine Stimme, die ich in jedem Zustand erkennen würde und so sehr liebte, allerdings gerade alles andere als hilfreich war. Doch ich konnte nichts tun - seine Stimme klang so weit entfernt und ich hörte sie nur so abgedämpft, als wäre alles in Watte gepackt. Plötzlich spürte ich, wie sich eine Hand an meine Taille legte; seine Hand. Bitte nicht, betete ich innerlich, bitte nicht jetzt. Mein Herz begann automatisch zu rasen und ich bekam keine Luft mehr. Panisch riss ich meine Augen auf, doch ich konnte immer noch nichts als verschwommene Umrisse erkennen. Bei dem verzweifelten Versuch Luft in meine Lungen zu bekommen, hörte ich jedoch nur noch mein eigenes Röcheln. „Bad", krächzte ich irgendwie, in der Hoffnung, dass Minho mich verstehen würde. Ich wollte nicht, dass es vor seinen Augen passierte - das durfte einfach nicht so geschehen. Ich wusste nicht, ob er mit mir sprach, nur, dass ich um Luft ringend zum Badezimmer gelenkt wurde, doch ich konnte nicht mal mit Sicherheit sagen, ob ich selbst lief oder angehoben wurde - was die ganze Situation verschlimmern würde, doch zum Glück war mein Verstand zu benebelt um irgendetwas mitzubekommen.

Nach einigen qualvollen Sekunden merkte ich, dass ich im Bad angekommen war und mit meiner letzten Kraft zog ich die Tür zu und drehte den steckenden Schlüssel um, sodass Minho gar keine Möglichkeit hatte den Raum auch zu betreten. Sofort fiel ich auf meine Knie und stützte mich mit meinen Händen von den weißen Fliesen ab - und begann zu husten. Ich versuchte nach genug Luft zu schnappen um überhaupt husten zu können. Es fühlte sich an, als würde ich mir meine Lunge aushusten, auch wenn ich wusste, dass tatsächlich etwas aus meiner Lunge seinen Weg aus meinen Körper suchte. Ich hielt mir meine Hände vor dem Mund, als ich es in meiner Luftröhre brennen spürte und würgte und hustete noch mehr, bis mir etwas in die Hände fiel und ich endlich wieder atmen konnte. Wie in Trance beobachtete ich die dunkelroten Rosenblüten, die beinahe unschuldig auf meinen blassen Handinnenflächen lagen. Waren die Blüten schon immer so dunkel? Ich schob die Blüten hin und her - und jede hinterließ eine feuchte, rote Spur. Blut. Das kam bis jetzt noch nie vor. Kein Wunder, dass sich mein Hals anfühlte, als sei er von Dornen zerkratzt worden; es könnte sogar genauso gewesen sein. Weiterhin konnte ich nur auf die Rosenblätter vor mir starren - würde ich wirklich so sterben? Natürlich, ich könnte die blühenden Rosen aus meiner Lunge rausoperieren lassen. Doch mit den Rosen wären auch meine Gefühle für Minho verschwunden. Und deswegen waren die Rosen auf ihre eigene Art und Weise wunderschön. Die Vorstellung, dass meine Gefühle so repräsentiert werden, wirkte so... magisch. Und tödlich zugleich. Doch, wenn ich ehrlich war, ich wollte in keiner Welt mit Lee Minho leben ohne ihn zu lieben. Auch wenn mein Leben dafür verkürzt werden sollte, so hätte ich doch ein schönes Leben mit Liebe gehabt, auch wenn diese nicht erwidert wurde. Jedoch könnte ich mir auch ohnehin niemals vorstellen jemand anderen als Minho zu lieben und für mich erschien mein Leben ohne Liebe so wertlos, dass ich es gar nicht in Erwägung zog.

thorns : minsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt