6.KAPITEL

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(RYOTA'S SICHT)

Das Wochenende ging meiner Meinung nach viel zu schnell um und ich befand mich wieder einmal auf dem Weg zur Aoba Johsai- Oberschule. Es war bereits Dienstag und ich beschloss heute nach der Schule zur Bandprobe zu gehen. Mit den Volleyballtrainer machte ich aus, dass ich vorerst nur Montag, Mittwoch und Freitag zum Training erscheine. Damit kann ich an den anderen Tag zur Bandprobe gehen. Mehr mussten die Trainer auch nicht wissen.  Ich lief in die Richtung des Eingangstors und sah vor dem Tor Miyu und Hina stehen. Ich nahm meine Kopfhörer aus meinen Ohren und wünschte den beiden einen guten Morgen. Gemeinsam gingen wir in den Klassenraum und bereiteten uns auf den Mathematikunterricht vor. Meine Laune sank und ich seufzte. "Was ist denn los, Ryota-chan?", fragte mich Miyu und schenkte mir einen besorgten Blick. "Ach, ich hasse Mathematik einfach wie die Pest! Wenn ich nur daran denke, dass wir gleich dieses furchtbare Fach haben, stellen sich bei mir die Nackenhaare auf. Ich verabscheue dieses Fach. Es ist mir zu theoretisch. Ich bin ein abstrakter Denker. Alles was mit Zahlen zu tun hat, ist für mich wie eine Fremdsprache, argh.", hielt ich die Hasstirade. Ich strich mir mit meinen Händen über das Gesicht und sammelte meine Nerven. "Und das sagt die, die drei verschiedene Sprachen fließend kann.", gab Miyu belustigt von sich. "Haha, sehr witzig, Miyu!", sagt ich entnervt und rieb mir die Schläfen. "Aber ich dachte du seist eine Schülerin, die ohne Probleme mit der Schule fertig wird?", kam es jetzt verwundert von Hina. "Mir fällt die Schule auch leicht, aber leider gehört Mathematik nicht dazu.", gab ich mein Elend preis. Unser Mathematiklehrer betrat den Raum und kündigte einen Test an, den wir in geraumer Zeit schreiben werden. Ich ließ den Kopf hängen und bekam von meinen Klassenkameradinnen ein Mitleidsblick geschenkt. 

Der weitere Schultag verflog ohne weitere Vorkommnisse und ich setzte mein Vorhaben in die Tat um. Ich steuerte gerade auf den Bandraum zu als mich Arisawa abfing. "Hi Kobayashi-san. Schön zu sehen, dass du doch noch auftauchst. Ich machte mir Sorgen, dass du nicht erscheinen wirst.", sprach mich Arisawa an. (Wieso machen sich alle auf einmal Sorgen um mich?), dachte ich nach und trat ohne etwas zu erwidern in den Raum ein. Dicht gefolgt von Arisawa begrüßte ich die anderen Bandmitglieder und stellte meine Gitarrentasche auf dem Boden ab. Watanabe sprang mich vor Freude um meinen Hals und ich erwiderte die Umarmung zögerlich. "Schön, dass du gekommen bist, Kobayashi-chan. Endlich weibliche Verstärkung!", machte sie ihre Freude breit. Ich lächelte unbehaglich, da ich nicht wusste, wie ich mit den direkten Körperkontakt umgehen sollte. "Und hast du deine Songtexte und Notenaufzeichnungen mitgebracht?", stellte mir Arisawa die Fragen, während ich mich aus dem Würgegriff von Watanabe befreite. "Ja, habe ich." sagte ich verunsichert. "Keine Sorge, wir werden nicht darüber lachen. Was ich bisher von dir gehört habe, war einfach der Wahnsinn.", schwärmte der Bandleader. Ich wurde rot. Bevor ich an diese Schule wechselte, hat niemand bisher meine Musik gelobt. Ich fing an zu stottern: "..ähm, ich da-anke dir. Wenn wir wollen können wir es gemeinsam durchgehen.". Gesagt, getan. Meine Bandmitglieder und ich gingen gemeinsam meinen Songtext durch und übten die selben Akkorde. Es verging eine gewisse Zeit als mich Watanabe auf mein Outfit ansprach: "Kobayashi-chan, mir fällt erst jetzt auf, dass du deine Schuluniform nicht trägst.". "Äh ja, ich habe mich nach dem Unterricht umgezogen, bevor ich hier herkam. Ich bin es nicht gewohnt den ganzen Tag in einer Uniform herumzulaufen. Ich vermisse es meine lockeren Sachen zu tragen.", erklärte ich ihr. "Außerdem fällt mir wieder ein, dass uns Yahaba-san erzählte, dass du aus Deutschland hergezogen bist. Stimmt das?", fragte mich das 160 cm- großes Mädchen. Ich trank einen weiteren Schluck aus meiner Wasserflasche, ehe ich ihr antwortete: "Ja, das stimmt.". Watanabe staunte. "Und wie das für dich? Ich meine..", weiter kam sie nicht als die meinen traurigen Blick bemerkte, der den Boden galt. "Tut mir leid, ich wusste nicht, dass es dir so schwer fällt.", entschuldigte sich die Schwarzhaarige. (Ich sollte anfangen wieder meinen Mitmenschen zu vertrauen.), sagte ich mir innerlich. "Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, Watanabe-chan. Woher solltest du es auch wissen? Ich habe bisher nie wirklich mit jemanden darüber geredet. In meiner alten Heimat ist einiges passiert, wieso ich mich erst dazu entschieden habe hier nach Japan zu ziehen.",  sagte ich ihr in einer ruhigen Tonlage um ihr schlechtes Gewissen zu mindern. "Deshalb fand ich auch den Weg zur Musik. Die Musik gibt mir die Möglichkeit meine wahren Gefühle zum Ausdruck zu bringen, wo mir sonst die Worte fehlen.", setzte ich fort und schaute ihr in die Augen. Watanabe wirkte nach meiner Aussage erleichtert und stand plötzlich auf. "Na dann, würde ich sagen, dass wir dir dabei helfen werden, deine Musik mehr Ausdruck zu verleihen!", sprach sie enthusiastisch. Ich fing an zu lächeln und schnappte meine Gitarre. 

DIE MELODIE DES HERZENS | HAIKYUU!!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt