PROLOG

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Ich möchte eine Geschichte erzählen


Ich möchte eine Geschichte erzählen. Ich sage erzählen, dabei meine ich eigentlich schreiben. Und ich sage schreiben, dabei starre ich eigentlich seit Stunden auf das leere Worddokument vor mir. Worddokument, weil meine Schrift zu unordentlich ist, als dass irgendjemand mein Gekritzel jemals lesen könnte. Aber es würde vielleicht keinen Unterschied machen, denn um es zu lesen müsste ich es aufschreiben, und ich weiß immernoch nicht, was es eigentlich ist.

Das war eine Lüge. Ich weiß, was es ist, aber ich weiß nicht, wie ich es in Worte fasse. Das Problem ist, dass mir bei dem Gedanken an es eine Trillionen Wörter durch den Kopf schwirren, und es ist unmöglich, so schnell zu schreiben wie ich denke oder so langsam zu denken, wie ich am Computer schreiben kann. Aber eigentlich ist das gar nicht das Problem.

Das Problem ist, dass ich nicht die richtigen Worte finde, um diese Geschichte anzufangen, und statt die trillionen Wörter aufzuschreiben, die mir durch den Kopf schwirren, schreibe ich „es" und „eigentlich" öfter, als es in drei Abschnitten angemessen wäre.

Ich bin nicht gut im Sauber-schreiben und Worte-finden und Geschichten-erzählen, aber Maya Angelou hat einmal gesagt, dass es keine größere Qual gebe, als eine unausgesprochene Geschichte in sich zu tragen, und vielleicht hat sie Recht.

Die Geschichte, die ich erzählen möchte, ist die Geschichte von Hazel und mir. Obwohl, eigentlich nur von Hazel - meine Rolle ist zu unbedeutend, um gleich in diesem ersten Satz erwähnt zu werden. Hazel hat weder braune Augen noch braune Haare, also gibt es eigentlich keinen Grund, warum sie Hazel heißt. Sie ist das genau Gegenteil von dem, was man von ihr erwartet.

Vielleicht, wenn Hazel das wäre, was man von ihr erwartet, würde diese Geschichte anders sein.

Es gibt keine größere Qual, als eine unausgesprochene Geschichte in sich zu tragen. Ich frage mich, warum. Vielleicht sind wir zum Geschichten erzählen verdammt, weil wir sie sonst für immer in uns tragen und niemand aus unseren Fehlern lernen würde.

Also schreibe ich das hier, auch wenn es nur ein Haufen unbedeutender Wörter wird.

Ich möchte von dem seltsamen Mädchen und dem Jungen, der Lichter in Menschen sieht, erzählen. In der Hoffnung, dass jemand aus meinen Fehlern lernt.

Und an Hazel, falls du das hier jemals lesen solltest – es tut mir leid.

- Riley

Das Licht in UnsWhere stories live. Discover now