8. Wahrheit oder Pflicht

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*Toni's Sicht*

Ich war schon ziemlich betrunken, als Kevin alle zu „Wahrheit oder Pflicht" ins Esszimmer zusammentrommelte. Ich setzte mich nur widerwillig in Bewegung. Ich hasste solche Spiele und heute hatte ich dazu noch ein ziemlich schlechtes Gefühl zusätzlich dabei.
Allerdings zwang Jughead mich dazu mitzuspielen und da er und Betty sich erst vor ein paar Tagen getrennt hatten, hatte ich Hoffnung, dass er bei dem Spiel vielleicht mal auf andere Gedanken kommen würde.

Im Esszimmer angekommen setzte ich mich neben Sweetpea und Veronica. Bevor es losging schaute ich nochmal auf mein Handy und las noch ein paar Nachrichten in der Whatsapp-Gruppe der Serpents. Als ich wieder hochschaute sah ich, dass Cheryl mir gegenübersaß. Ich lächelte sie an, doch sie verzog keine Miene – hatte ich irgendetwas falsch gemacht?
Da Veronica die Gastgeberin war fing sie an zu fragen „Toni, Wahrheit oder Pflicht?". Oh man, warum denn ausgerechnet ich? Bevor ich etwas sagte ging ich nochmal tief in mich und entschied mich dann zunächst einmal für Wahrheit.
„Bist du zurzeit verliebt?" brachte sie mit einem breiten grinsen hervor. Fuck, ist das so offensichtlich. Hab ich mich verquatscht? Hat Cheryl was gesagt? Ich merkte wie ich etwas errötete und schließlich verließ ein leises „ja, ich glaube schon" meine Lippen. Im selben Moment schielte ich unauffällig zu Cheryl, um ihre Reaktion beobachten zu können – ich sah wie sich ihre Lippen zu einem leichten Lächeln verzogen. Ich ließ meinen Blick zu Sweetpea schweifen „Okay Sweets, Wahrheit oder Pflicht?"
Er überlegte kurz und sah mich dann zuversichtlich an „Da fragst du noch? Natürlich Pflicht!" Ich wusste natürlich schon längst, dass er sich wie immer für Pflicht entschied und hatte mir schon die perfekte Aufgabe für ihn überlegt. „Na gut, du hast es so gewollt. Dann küss mal deinen besten Freund. Aber schon auch auf den Mund."
Ich wusste natürlich, dass sein bester Freund Fangs war, da wir uns alle schon seit frühester Kindheit kannten. „Man Toni, dein Ernst?!" Er sah nicht gerade begeistert aus, aber sowohl er, als auch Fangs und ich mussten lachen. Unter lauten Pfiffen und lautem Lachen vollbrachte er dann doch seine Aufgabe.

Mit selbstbewusstem Blick sah er nun zu Cheryl und wählte sie. Cheryl entschied sich für Wahrheit. Ich war mir sicher, dass Sweetpea etwas von Cheryls und meinem Verhältnis ahnte, seine Frage ließ zumindest darauf schließen. „Warst du schon mal in eine Person des gleichen Geschlechts verliebt?" Ich sah, wie unruhig sie plötzlich wurde und mich hilfesuchend ansah. Ich lächelte und nickte ihr nur unauffällig zu, um ihr zu zeigen, dass es für mich okay ist wenn sie nicht die Wahrheit sagen würde. Doch was sie dann sagte kam für mich überraschend. „War das nicht jede Frau schon einmal?" hörte ich sie selbstsicher sagen. Sweetpea gab sich überraschenderweise mit dieser Antwort schon zufrieden. Cheryl wandte sich anschließend an Fangs.

Nach ein paar weiteren Runden wandte sich Josie an mich „Okay Toni, was hättest du lieber? Wahrheit oder Pflicht?" Ich entschied mich dieses mal für Pflicht und bereute es fast direkt wieder. „Na schön, dann küsse die Person im Raum, welche du am Anfang am unsympathischsten fandest." Ich blickte zu Cheryl und begann zu stottern „Ähm, muss das sein, ich meine – auch wenn ich meine Meinung zu dieser Person mittlerweile geändert habe, ich gla-", weiter kam ich nicht, denn Cheryl unterbrach mich. „Jetzt mach schon Topaz, du bist die einzige die zu feige für ihre Aufgabe ist." Sie legte gespielt ihren typisch bitchigen Tonfall in ihre Stimme.
Ich zog eine Augenbraue hoch und setzte mich dann langsam in Bewegung – natürlich in ihre Richtung – und ich wusste, dass auch sie dies genau wusste, schon als sie mich unterbrach. „aber bitte mit Zunge" hörte ich Veronica und Kevin rufen. Ich sah Cheryl noch einmal in die Augen, welche sich auf die Unterlippe biss. In meinem Brustkorb spürte ich, wie mein Herz wie wild pochte und ich immer aufgeregter wurde. Dann legte ich meine Hände an Cheryls Wangen und legte meine Lippen auf ihre. Ich schmeckte noch einen leichte Film von Alkohol auf ihren Lippen. Der Kuss wurde immer fordernder und auf einmal merkte ich, wie Cheryls Zunge gegen meine Unterlippe stieß und ich gewährte ihr Einlass.
Plötzlich wurden wir von einem Kissen getroffen. „Nehmt euch ein Zimmer wenn ihr so viel Spaß habt" kam es von Archie, der sich ein lautes lachen nicht verkneifen konnte.

Wir spielten noch ein paar weitere Runden, bis Kevin sich an Cheryl wandte. Sie entschied sich wieder für Wahrheit. Da Kevin schon ziemlich betrunken war, lallte er nur noch und seine Frage war kaum noch verständlich „Ist die HBIC der Riverdale High noch Jungfrau?" Mit Mühe und Not hatten die Anwesenden die Frage verstanden und schauten wahrscheinlich alle genauso schockiert wie Cheryl selbst. Ich sah, wie sie rot anlief und wie sie begann unruhig ihre Hände zu kneten. Ich lächelte ihr zu, um ihr etwas Sicherheit zu vermitteln. Sie schaute mich an, dann wieder auf ihre Hände und stotterte ein leises „Ja" hervor. Als sie dies aussprach schaute sie direkt zu mir, so als wolle sie meine Reaktion ganz genau betrachten wollen. Ich lächelte ihr immer noch zu, innerlich machte mein Herz allerdings einen riesigen Sprung. Cheryl war noch Jungfrau – ausgerechnet Cheryl Bombshell, die HBIC und beliebteste Schülerin der Riverdale High. Ich sah sie immer noch an und sie erwiderte mein lächeln nun.

Wir spielten noch ein paar Runden, ich war allerdings kaum bei der Sache, meine Gedanken waren die ganze Zeit bei Cheryl – obwohl sie mir gegenüber saß. Ich musste die ganze Zeit über an den Kuss des heutigen Abends denken und irgendwie auch an die Tatsache, dass sie noch Jungfrau war. Eigentlich sollte mich so etwas doch gar nicht beschäftigen.
Plötzlich wurde ich aus meinen Gedanken gerissen als ich hörte „Küsse die Person links neben dir." Dies war Veronicas Aufgabe – und die saß natürlich rechts von mir. Ich hatte überhaupt kein gutes Gefühl bei der Sache und blickte zu Cheryl. Sie hatte ihren Bitch-Blick aufgesetzt und verdrehte die Augen. Dann lagen Veronicas Lippen schon auf meinen und ich erwiderte den Kuss – warum auch immer ich das tat, wahrscheinlich lag es an der Menge Alkohol die ich schon konsumiert hatte. Wir lösten uns voneinander. Ich konnte genau spüren wie Cheryl mich eiskalt musterte und ich bereute was ich getan hatte.
Ich wusste zwar nicht genau was da zwischen Cheryl und mir war, wir hatten noch über nichts gesprochen nach der gemeinsamen Nacht in meinem Trailer. Ich wusste nicht was wir waren, was sie fühlte – war mir nicht sicher was ich fühlte.
Ich wusste nur, dass ich es mehr als nur genoss Zeit mit ihr zu verbringen und ich unglaublich nervös in ihrer Nähe war. Außerdem dachte ich seit Tagen an nichts anderes mehr als an das rothaarige Mädchen. Eigentlich wusste ich ganz genau, dass ich mich irgendwie in die HBIC verliebt hatte, aber ich hatte Angst davor – was wenn sie meine Gefühle nicht erwidern würde, was wenn sie nur mit mir spielt? Was wenn sie all die Zeit nur vorgibt mich zu mögen, nur um mein Leben dann komplett zu ruinieren und mich vor der ganzen Schule bloßzustellen?
Dann riss Kevin mich aus meinen Gedanken „Okay das reicht, es wird langweilig. Zeit für was heißeres. Lasst uns zu unserer Tradition übergehen!" Veronica stimmte ihm zu „Zeit für 7 Minutes in Heaven!" lallte sie laut in die Runde.

Choni - 7 Minutes in HeavenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt