Kapitel 3 - Der Kater

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Als ich erwachte, spürte ich um mich eine andere Bettwäsche als meine. Was war letzte Nacht nochmal passiert? Und wieso tat mein Kopf so sehr weh? Langsam fing ich an, mich zu erinnern. Gestern war doch die Abschlussfeier. Aber wieso war ich nicht in meinem Bett? Mit wem bin ich mit gekommen? Weißblondes Haar kam in meinen Erinnerungen hervor. Dann sturmgraue Augen. Wundersam weiche Lippen. Ein göttlicher Oberkörper. So langsam kamen die Erinnerungen. Malfoy. Da wurde mir bewusst, dass ich in meinem Nacken einen leicht kühlen Atem spürte. Ganz langsam und mit so wenig Bewegungen wie möglich drehte ich mich um und schaute in das Gesicht des schlafenden Blondschopfes. Mein Puls verschnellerte sich abrupt. Hatten wir es getan? Ich ließ eine Hand meinen Körper unter der Decke entlang gleiten. Keine Kleidung. Meine Atmung verschnellerte sich und ich fing fast an, zu hyperventilieren. Das war nicht wirklich, oder? 

Ich machte Anstalten, mich hinzusetzen und meine Kleider zu suchen, als auch seine Augen sich öffneten. Er brauchte kurz, bis er die Situation auch verstanden hatte. Er wurde rot und wandte den Blick von meinem Körper ab, der durch das Sitzen nur halbwegs bedeckt war. "Hier." sagte er mit zittriger Stimme und gab mir einen Pullover von sich, ohne zu mir zu schauen. Ich nahm ihn dankend an und zog ihn über. Er war mir viel zu groß, was mich aber auch süß fühlen ließ. Lächelnd nahm ich meinen Zauberstab und ließ meine Kleidung zusammengefaltet in meine Hand fliegen. Meine Unterwäsche zog ich noch schnell an, bevor ich sagte: "Ich gehe besser, bevor die anderen wach werden." Er nickte nur und ich huschte hinaus, raus aus dem Kerker, ab in den Gryffindorturm. Dort nahm ich erst mal eine heiße Dusche, zog mir etwas bequemes an und darüber Malfoys Pulli. Er roch so gut und ich fühlte mich verdammt wohl darin. Es war, als würde ich von einem Mann, also einem richtigen Mann, keinem volljährigen Kind, die ganze Zeit umarmt werden.

Nach einem kurzen Abstecher in die Bibliothek ging ich als eine der ersten zum Frühstück. Ich hatte mir ein Buch über medizinische Magie ausgeliehen, um einen Zauber zu finden, der gegen die Symptome eines Katers helfen. Dieser Mist war echt überflüssig. Nach und nach füllte sich die große Halle, unter den Schülern war auch Malfoy. Seine Freunde jedoch waren wohl noch nicht aufgestanden. Als sich unsere Blicke kreuzten, zwinkerte er mir kurz zu, was mich erröten ließ und ich wandte mich wieder dem Buch zu. "Dolore evanescet" probierte ich aus. Meine Kopfschmerzen verschwanden zum Teil, jedoch hatte ich wohl die Handbewegung falsch gemacht. Ich probierte es erneut und diesmal klappte es ganz. "Was ist das für ein Zauber?" fragte Ginny, die sich mir gegenüber sinken ließ. "Gegen Kopfschmerzen wegen meinem Kater." sagte ich und klappte das Buch zu. "Du bist echt die genialste Hexe überhaupt." sagte Ginny und vergnügte sich mit einem ausgiebigen Frühstück.

Nur noch zwei Monate bis ich diese Schule verließ. Ich strich durch die Gänge, ließ das Schloss auf mich wirken. Ich wusste nicht, wo ich hin ging, ich hatte aber auch kein Ziel. Irgendwann fand ich mich auf dem Astronomieturm wieder. Ich lehnte mich gegen das Geländer. Der Wind wehte sanft durch meine Haare. Unter mir erstreckte sich das Gelände Hogwarts' und ich erinnerte mich daran, was alles dort unten passiert war. Unsere Schneeballschlachten, entspannte Nachmittage unten am See, der Unterricht in Pflege magischer Geschöpfe. Es war alles so unwirklich, so weit entfernt. Und doch so nah.

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