→Prolog(überarbeitet)←

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Allein. Ich war allein. Keine Eltern. Keine Geschwister. Nur eine Oma und ein Haus. Keine Bekannten. Nur eine nette Nachbarin. Keine Freunde.

Ich hatte mir nicht gemerkt, wie oft diese Gedanken in meinem Kopf herum geschwirrt waren. Jedenfalls war es zu oft gewesen. Und jetzt dachte ich schon wieder darüber nach. Obwohl, wieso war ich denn hier her gekommen, wenn nicht um nachzudenken? Gut, um einen freien Kopf zu bekommen. Ich machte das öfters. Nicht , weil ich mit jemandem Streit hatte oder weil es mir zuhause bei meiner Familie zu viel wurde. Ich kannte das Wort ‚Familie' nicht einmal wirklich. Unser Haushalt bestand aus meiner Oma Meta und mir. Ich kümmerte mich um sie. Seit meinem fünften Lebensjahr. Damals hatte sie mitten im November aufgehört zu sprechen. Kurz danach war ich mit ihr bei einem Versorger des Bereichs Gesundheit(Arzt) gewesen. Der hatte aber auch nichts ausrichten können. Seit diesem Vorfall war alles bergab gegangen. Erst hatte ich ihr nur beim Essen machen geholfen. Dann war es das Duschen und das Umziehen gewesen.

Jetzt war ich vierzehn und selbstständig. Alles hatte ich mir selbst beigebracht. Kochen, Putzen, Einkaufen. Bis jetzt hatte meine Oma kein Wort mehr gesprochen. Sie saß in ihrem Sessel und strickte, tagein, tagaus. Natürlich hätte es irgendwann so kommen müssen, aber für mich als fünf-jähriges Mädchen war das alles ein bisschen viel gewesen. Jeder Mensch wird einmal alt, sagte die Natur. Ohne meine Nachbarn wäre ich jetzt schon im Heim. Es war sowieso ein Wunder, dass noch niemand mitbekommen hatte, wie ich lebte. Zufälligerweise war mein Nachbar Berater im Bereich Vermögen(Steuerberater) und verwaltete mein Geld. Ausgekannt hatte ich mich mit Geld und Technik noch nie. Vor allem mit Technik. Deshalb war unser Haus auch das einzige im ganzen Ort, das statt eines Fingerabdrucksensors noch ein Schlüsselloch und einen Schlüssel besaß. Meine Nachbarin brachte mir oft nützliche Dinge und Essen seit sie herausgefunden hatte, wie es mit meiner Oma und mir stand. Wenn ich krank war, versorgte sie mich. Die beiden waren meine Ersatzeltern. Über meine richtigen Eltern oder andere Verwandte wusste ich nichts. Meine Oma hatte kein Wort darüber verloren. Innerlich hoffte ich, dass es sie irgendwo dort draußen gab und sie auf mich warteten.

Mein Leben glich natürlich nicht nur einem schwarzen Loch. Zum Beispiel ging ich in die Schule und schrieb ganz gute Noten. Trotzdem mochte ich die Schule nicht besonders. Die Lehrer waren sehr streng und hassten mich ohne einen Grund. Wenn ich Freunde hätte, hätte mir das nichts ausgemacht, denke ich, doch ich hatte keine. Weder in der Schule noch außerhalb. Eigentlich kein Wunder, denn in der Gegend in der ich lebte, wohnten nur die ganz armen und die ganz reichen. Die waren sowas von gleich: Arrogant und egoistisch. Bestimmt waren nicht alle so, aber leider hier. Das genaue Gegenteil von mir.

Langsam wurde mir kalt. Theoretisch hatte die Bank auf der ich saß eine Sitzheizung. Ich hatte nur keine Ahnung, wie man sie anschaltete. Meine tollen Technikfähigkeiten! Ich zog meinen Schal ein kleines Stückchen höher und vergrub anschließend wieder meine Hände tief in meinen Jackentaschen. Der Halbmond stand über mir und bewachte mich. Mein absoluter Lieblingsplatz, vor allem in der Nacht war der Magnolienpark. Rechts und links von meiner Bank wuchsen hohe Gräser. Der Kiesweg, der an meiner Bank vorbeiführte, wurde von Blumenbeeten gesäumt. Der Park lag nicht weit weg von unserem Haus. Sehr einsam saß ich hier. Keine Seele weit und breit. Die Einsamkeit störte mich nicht, nein, ich genoss sie jede Sekunde. Mit der Zeit war ich Einzelgängerin geworden und blieb auch in Situationen, in denen ich mich mit anderen Leuten hätte unterhalten können, lieber alleine. Ein einzelnes Blatt, das vor mir auf dem Weg lag, spiegelte meine Lage wider. Es hörte sich traurig an, sehr traurig, ich wusste es. War es aber nicht. Ich hatte mich an mein jetziges Leben gewöhnt und mochte es so, wie es war. Als schließlich meine Augen fast von selbst zufielen und ich meine Finger nicht mehr spürte, beschloss ich, mich auf den Weg nach Hause zu machen. Dabei dachte ich wieder folgendes:

Keine Eltern, die mich schützen. Keine Geschwister, die mir helfen. Keine Freunde, die mich trösten. Keine Bekannten, auf die man sich freut sie zu treffen. Kein Opa, der einem spannende Geschichten erzählt.

(überarbeitet-jetzt ist er viel besser und länger als davor. Wenn es euch/immer noch/ besser als vorher gefällt, wäre voten oder kommentieren nett)

Alleine- Auf der Suche nach dem Leben [pausiert]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt