Kaffee und andere Pfeile Amors

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Endlich mal wieder ein Update, juchee! Wenn ihr euch für Einblicke in mein (Schreib-)Leben interessiert, dann schaut mal bei meinem Blog "was wollte ich sagen" vorbei x

Wörter: 10.022


NIALL

Mit einem leisen Bimmeln der Glocke über der Tür öffnete sich die massive Holztür des "Impresso Espresso Coffee Houses" und ließ neben einem Schwall kalter, frischer Luft auch einen groß gewachsenen Lockenkopf herein, dessen grüne Augen im warmen Licht der von der Decke baumelnden Glühlampen zu schimmern schienen.

"Hey, Harry", begrüßte ich den Neuankömmling, wischte meine Hände am dunkelgrünen Stoff meiner Schürze ab und kletterte von der Theke herunter. Nicht ohne Stolz begutachtete ich die Tafel, auf der mit ordentlich geschwungener, weißer Kreideschrift alle tagesaktuellen Angebote angepriesen wurden. Heute war mir die Gestaltung besonders gut gelungen, befand ich zufrieden.

"Ist echt toll geworden", bestätigte Harry, stellte sich neben mich und betrachtete mit in die Hüften gestemmten Händen mein kleines Kunstwerk. "Wie lange bist du schon da?"

Ich zuckte mit den Schultern. "Ne knappe Stunde oder so? Die Kaffeemaschine hab ich schon angeworfen und die Blumen auf den Tischen ausgetauscht, du musst also nur noch deinen Hintern in die Küche schwingen und dich um die erste Ladung Cupcakes kümmern, okay?"

"Klar, kein Problem." Harry folgte mir hinter die Theke und wickelte nebenbei den bordeauxroten Schal von seinem Hals, bevor er sich mit der freien Hand einmal durch seine inzwischen schon fast schulterlangen dunkelbraunen Haare wuschelte und die Schwingtür zu seinem Allerheiligsten aufstieß. Ich folgte ihm in die Küche.

"Ach übrigens", fuhr er etwas unsicher fort und zog seinen Mantel aus, bevor er sich die neben dem Herd hängende Kochschürze umband, "ich hab gestern Abend ein neues Rezept ausprobiert. Zitronen-Mandel-Cupcakes mit Mascarpone-Creme. Vielleicht können wir die ja in die Karte aufnehmen? Ich meine, nur wenn du willst natürlich."

"Hab ich schon mal eine deiner Kreationen nicht auf die Speisekarte gelassen?", frage ich und lehnte meinen Hintern gegen eine der Arbeitsflächen. "Harry, du bist wirklich gut und du darfst hier genauso viel mitreden wie ich. So wie ich dich kenne, hast du doch garantiert eine Kostprobe mitgebracht. Und so wie ich mich kenne, werd ich dich nach dem ersten Bissen anbetteln, nie wieder irgendwo anders zu arbeiten. Also?"

Ertappt senkte Harry den Kopf und schob mit einem leichten Lächeln eine kleine Box zu mir rüber, in der ein halbes Dutzend verführerisch duftender Cupcakes mit perfektem Swirl-Topping nur darauf warteten, meine Geschmacksnerven zu verwöhnen.

Vorsichtig operte einen der kleinen Schätze aus der Dose heraus, ohne die anderen zu berühren oder - noch schlimmer - die hellgelbe Creme zu verschmieren und biss behutsam ab. Sofort schmolz das Topping in meinem Mund dahin und eine leichte Süße breitete sich aus, die von einer leicht säuerlich-herben Zitronennote ergänzt wurde. Beinahe hätte ich aufgestöhnt.

"Diese Dinger", ich verdrehte genießerisch die Augen, "sind genial, Harry. Einfach der Wahnsinn, wirklich." Schnell nahm ich noch einen Bissen – und fühlte mich wieder wie im Himmel. "Gott, die müssen einfach auf die Speisekarte, keine Widerrede!"

"Ehrlich?" Harry strahlte mich erleichtert an. Obwohl er jetzt schon seit über drei Jahren im "Impresso Espresso" arbeitete und ich ihn vor zwei Jahren sogar zu meinem Geschäftspartner und Teilhaber des Cafés gemacht hatte, schien er immer noch nicht realisiert zu haben, was für ein Genie er eigentlich in der Küche war.

"Auf jeden Fall, mein Lieber!" Ich klopfte ihm begeistert auf die Schulter und stibitzte mir noch eins der Kunstwerke, bevor ich mit dem Hintern die Schwingtür aufstieß und mich aus der Küche schob, um Harry seine Magie wirken zu lassen.

One Shots oder soWo Geschichten leben. Entdecke jetzt