Hallo, ich bin ein Stein. Nicht der Einstein. Einfach ein gewöhnlicher Stein, der auf dem Kometen Hale-Bopp mit vielen anderen Steinen durchs Weltall fliegt.
Als wir gerade den Mars passiert hatten, bemerkte ich, dass wir zu nah an der Erde vorbei fliegen würden. Zwar würden wir nicht sie streifen, aber wir würden mit dem Mond kollidieren. Wir würden den Satelliten der Erde sprengen, dadurch vielleicht auch die Erde und vielleicht wäre es auch unser eigenes Ende.
Noch 500.000 Kilometer entfernt wurde mir plötzlich ganz mulmig. Was, wenn ich nicht mehr länger auf Halo-Bopp wäre, sondern frei durchs Weltall treiben würde? Was dann? ,,Da wir uns jetzt lange nicht mehr sehen werden, möchte ich euch mitteilen, dass ich euch immer alle gemocht habe", sagte der größte Stein traurig. ,,Schwachsinn", dachte ich. Ich war, glaube ich der einzig optimistische Stein.
,,Noch vier, noch drei, noch zwei, noch eins, Tschüss Brüder!" Es gab einen dermaßen lauten Knall, dass mir fast meine nicht vorhandenen Ohren abfielen. Für einen Moment konnte ich nichts sehen. Ich merkte nur, ich falle. Immer tiefer fiel ich, immer blauer wurde der Himmel. Dann wurde es mir schwarz vor Augen.
Als ich meine Augen öffnete, bot sich mir ein Anblick, den ich nie vergessen habe. Klares Wasser, blauer Himmel, grüne Wiesen, weiße Berge und ein Gefährt, das sich langsam und ruhig in der Landschaft fortbewegte. Ein Zug. Ich hatte davon schon einmal gehört. Ich wurde von der Strömung des Flusses, in dem ich gelandet war, mitgerissen. In dem Moment, in dem ich mich gerade entspannen wollte, knallte ich gegen das harte Ufer.
Dort lag ich viele Millionen Jahre, bis mich etwas aus dem Wasser hob. Eine Hand, stellte ich fest. Sie nahm mich mit in ein Gebäude, in dem die Hand zu wohnen schien. Sie stellte mich in ein Regal, worin schon andere Steine lagen. Plötzlich sagte jemand: ,,Bist du das?" Ich wusste erst nicht, von wem die Frage kam, so sah ich mich nach jemandem um, der sprechen konnte. Auf einmal erblickte ich den größten Stein, der vor dem Knall die bewegenden letzten Worte gesagt hatte. ,,Ja, ich bin es!"
