Hallöchen, da bin ich wieder. Das ist jetzt die zweite Rede, die ich jetzt veröffentliche, also falls ihr gerade (wie ich) durch Corona die ganzen Aktionen von FfF vermisst, dann schaut doch da gerne auch Mal vorbei. :-)
Jetzt auf jeden Fall viel Spaß mit dem Text.
Elli-----------------
Versuch2.0
Das hätten wir alle gerne, einen Versuch 2.0, einen Reboot, eine zweite Chance, einen Neuanfang. Jeder von uns hat mindestens eine Situation, die er rückgängig machen will. Ungeschehen. Oder zumindest vergessen will. Wäre das nicht schön? Die Vergangenheit und die Fehler ausradieren? Wie Bleistift von einem Blatt Papier, sodass es wieder unbeschrieben und unbefleckt wirkt? Aber das Leben und die Geschichte sind nun einmal nicht mit Bleistift geschrieben, sondern mit Filzstift. Wenn man versucht in der Vergangenheit herumzupfuschen, breitet sich die Farbe aus, als wäre ein Glas Wasser ausgeschüttet worden. Die Farbe verläuft und der zuvor kleine Punkt wird größer und größer, bis er schließlich sein gesamtes Farbspektrum entfaltet hat. Jetzt ist er nur noch auffälliger. Dumm gelaufen. Oder vielleicht doch nicht? Man kann die Vergangenheit nicht ungeschehen machen. Einen Streit nicht komplett vergessen oder Worte zurücknehmen. Aber man kann in den meisten Fällen um eine zweite Chance bitten, einen Neuanfang, das Blatt Papier umdrehen, um von vorne zu beginnen.
So, habe ich das Gefühl, denken viele Politikerinnen und Politiker, viele Erwachsene, aber auch einige Jugendliche. Aber beim Klimawandel gibt es keinen zweiten Versuch, kein Blatt, das umgedreht werden kann. Einmal kaputt, immer kaputt. Das ist das, was mit der Erde passieren wird, wenn wir so weiter machen, wie bisher. Einige Menschen behaupten, es würde keine Forschungen geben, die die Ausmaße des menschengemachten Klimawandels vorhersagen können. Was hier gemeint ist, sind Versuche an echten Biosystemen wie der Erde. Aber da ist wieder das Problem, dass wir nur eine Erde haben und wenn die nicht mehr bewohnbar sein sollte, na dann gute Nacht. Aber ansonsten gibt es viele realitätsnahe Simulationen, die verschiedenste Varianten des weiteren Verlaufes durchspielen. Von sehr geringen Auswirkungen, bis zum worst case-Szenario. Doch sie alle kommen zum selben Ergebnis: Wenn wir jetzt nicht auf der Stelle handeln, werden wir nicht mehr allzu lange so unbeschwert leben, wie bisher. Und wenn diesen Menschen erst einmal gerade Gesagtes erklärt wurde und sie nichts mehr dazu sagen können, kommt immer das Argument mit dem Geld. Die ganzen Arbeitsplätze. Das Wechseln auf erneuerbare Energien sei zu teuer. Das würde die Wirtschaft nicht aushalten. Zum Einen wäre dieser Ökostrom laut Spezialisten entweder genauso teuer wie gerade oder sogar noch billiger und zum Anderen bin ich der Meinung, dass ein so wichtiges Thema wie der Klimawandel, das mit über unsere Zukunft entscheidet, nicht am Geld scheitern darf. Allerdings ist es andersherum anscheinend kein Problem Geld auszugeben. Kohlekraftwerke werden zum Beispiel immer noch subventioniert. Aber das ist nicht nur in der Politik so. Eine Freundin von mir schmeißt ihre Plastikflaschen zum Beispiel in den Müll, anstatt sie gegen Pfand zurückzugeben. Wenn ihre Mutter dann nachfragt, was das denn soll, antwortet sie nur, dass das doch nicht so schlimm sei und sie das Geld doch eh von ihr zurückbekommen würde. Dabei verfehlt sie aber genau den allerwichtigsten Punkt: Es geht nicht darum, wie viel Geld etwas kostet oder ob man damit einen Verlust oder einen Gewinn erzielt, es geht schlicht und einfach um unsere Zukunft und um die unserer Kinder und Kindeskinder.
Es gibt mehrere Gründe für genau diesen Termin für den globalen Streiktag: einen UN-Klimagipfel vom 21. bis zum 23. September in New York, bei welchem nicht nur Politikerinnen und Politiker sprechen werden, sondern unter anderem auch Greta Thunberg. Konkret geht es darum, wie man die Ziele des Pariser Klimaabkommens beschleunigen kann. Der zweite Grund ist ein Treffen des deutschen Klimakabinetts. Heute entscheiden Mitglieder dieses Kabinetts darüber, welche konkreten Maßnahmen sie gegen die Verfehlung unserer selbst gesteckten Ziele treffen wollen. Die Chancen, dass Deutschland das Pariser Klimaabkommen einhalten kann, stehen nämlich gerade nett ausgedrückt nicht sehr gut. In den letzten Wochen wurde besonders zu den Themen Energiewende und Wirtschaft, jedoch sehr stark über den Aspekt einer umfassenden CO2-Bepreisung diskutiert. Diese wird von Krtitiker*innen häufig als unfair gegenüber Haushalten mit einem geringen Grundeinkommen bezeichnet, allerdings könnte man diese soziale Ungerechtigkeit leicht durch Rückerstattungen umgehen. Also liebe Politikerinnen und Politiker, liebe Menschen mit großem Einfluss auf wichtige Entscheidungen! Ich weiß, dass ihr uns hier in Filderstadt höchstwahrscheinlich nicht hören, sehen oder sonst irgendwie wahrnehmen könnt, aber ich bitte Sie inständig, Ihre Positionen gut zu überdenken. Denn Sie haben einen großen Teil der Verantwortung für unsere Zukunft, die unserer Kinder und die aller weiteren Generationen.
Ich möchte, passend zu meinem vorherigen Teil nun noch eine Phrase aus dem Lied “Rauchzeichen”, die wahrscheinlich viele von euch kennen werden und fälschlicher Weise für ein indianisches Sprichwort gehalten haben, zitieren: „Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet Ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.“ Und heute stehen wir alle hier. Und ihr habt bewiesen, dass ihr zu denjenigen gehört, die sehr wohl schon bemerkt habt, dass wir jetzt, in diesem Augenblick, etwas tun müssen, bevor es zu spät ist. Ich, und ich denke, ich spreche im Namen vieler Anwesenden, möchte später einmal nicht sagen müssen: “Ich hätte etwas ändern können, es zumindest versuchen, aber ich hatte Besseres zu tun.”---------------------
So, hi. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Ich wünsche euch allen nen schönen Tag oder zumindest einen, der nicht ganz so besch*ssen ist wie andere.
Ok, tschüss
Elli
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Versuch 2.0
Short StoryEine Rede vom 21.09.2019 zum Thema Klimaschutz bei einer Demo von FridaysForFuture